Lichen Sclerosus, Phimose und Candidose
Gina Wintrich 16.09.2021
Kommt es zu einem Juckreiz oder Schmerzen im Genitalbereich, denken viele Betroffene häufig an eine Geschlechtskrankheit. Jedoch gibt es auch einige Hautveränderungen im Genitalbereich, die sich in ihrer Ursache und Symptomatik deutlich von Chlamydien, Syphilis und Co. unterscheiden.
Bei einem Lichen sclerosus handelt es sich um eine chronisch entzündliche Hautkrankheit, die meistens im Genitalbereich auftritt. Sie ist nicht ansteckend und somit auch nicht durch Geschlechtsverkehr übertragbar. Am häufigsten betroffen sind erwachsene Frauen; Männer und Kinder sind seltener betroffen.
Typische Symptome für die Krankheit sind weißliche Hautknoten, die Narbengewebe ähneln. Diese stehen oft mit starkem Juckreiz in Verbindung. Am häufigsten sind diese im Genitalbereich zu finden, können seltener jedoch auch auf die Oberschenkel oder den Rücken übergehen. Typisch ist ein ein phasenhafter Verlauf der Hauterkrankung.
Wird die Krankheit nicht behandelt, kommt es durch das Brennen/ einem schmerzhaften Gefühl und den Juckreiz oft zum Kratzen. Dadurch kann es zu Blutungen kommen, die wiederum zu Entzündungen führen können. Dies kann eine verstärkte Narbenbildung und Gewebsschwund verursachen (= Atrophie der Haut). Bei Frauen kann es so zu einer Rückbildung der Schamlippen und bei Männern zu einer Verengung der Vorhaut kommen.
Für beide Geschlechter kann der Geschlechtsverkehr sehr schmerzhaft sein und es können Probleme beim Wasserlassen und Stuhlgang auftreten.
Wodurch ein Lichen sclerosus entsteht, ist bis heute nicht geklärt. Es gibt verschiedene Theorien darüber, was mögliche Faktoren sein könnten. Dazu zählen zum Beispiel eine autoimmunologische Ursache, genetische Veranlagungen, Stress, Infektionen oder ein Hormonungleichgewicht.
Es gibt Hautkrankheiten, die ähnliche Symptome wie ein Lichen sclerosus aufzeigen - wie zum Beispiel Pilzerkrankungen. Daher sollte bei einem Verdacht auf Lichen sclerosus eine Hautprobe von einem/r Dermatolog*in entnommen werden. Durch eine Untersuchung im Labor kann die Diagnose eindeutig bestätigt oder widerlegt werden.
Da die Ursache derzeit noch nicht bekannt ist, ist auch eine Heilung zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich. Es können aber die Hautveränderung behandelt und die Symptome gelindert werden. Dazu werden in der Regel Salben oder Cremes verwendet (zum Beispiel mit Kortison), die den starken Juckreiz und das unangenehme Empfinden lindern. Bei einem schweren Verlauf können auch Medikamente in Form von Tabletten verschrieben werden. Außerdem gibt es die Möglichkeit einer Lichttherapie.
Liegt bereits eine fortgeschrittene Verengung des Scheideneingangs oder der Vorhaut am Penis vor, muss diese in manchen Fällen auch operativ behoben werden.
Darüber hinaus sollte die Haut in jedem Fall ausreichend gepflegt werden. Dazu eignen sich rückfettende Produkte da diese das Spannungsgefühl, Trockenheit und Brennen im Genitalbereich mildern können.
Bei der Phimose handelt es sich um eine Vorhautverengung am Penis. Diese kann angeboren sein, sich aber auch im Laufe des Lebens entwickeln. Die Vorhaut liegt bei Männern und Jungen schützend um die Eichel. Ist die Vorhaut verengt und kann man sie nur schwer über die Eichel zurückziehen, dann spricht man von einer Phimose.
Fast alle Jungen kommen mit einer Vorhautverengung zur Welt, was zunächst keinen Grund zur Sorge darstellt. Bei den meisten Kindern bildet sich die Verengung innerhalb der ersten Lebensjahre von allein vollständig zurück, sodass keine Probleme oder Schmerzen auftreten. Ist dies jedoch nicht der Fall, sollte eine Behandlung durchgeführt werden.
Die Verengung der Vorhaut erschwert die Genitalhygiene, wodurch es leichter zu einer Eichelentzündung (Balanitis) kommen kann. Weiter können auch Schmerzen, Juckreiz und Probleme beim Wasserlassen die Folge sein. Beim Geschlechtsverkehr kann es für Männer zu Schwierigkeiten kommen, da sowohl die Erektion als auch die Ejakulation (Samenerguss) durch die Verengung behindert werden und Schmerzen auftreten können.
Betrachtet man die Ursache kann zwischen der angeborenen Phimose und der, die sich im Laufe des Lebens entwickelt hat, unterschieden werden. Die angeborene Phimose ist normal und stellt lediglich eine Schutzfunktion für die empfindliche Eichel dar.
Einer Phimose im Jugendlichen- oder Erwachsenenalter liegt in etwa 80% aller Fälle die oben beschriebene Hautkrankheit Lichen sclerosus zugrunde. Aber auch Infektionen, Entzündungen oder Verletzungen der Vorhaut, können eine Vorhautverengung begünstigen.
Welche Behandlung sinnvoll ist, hängt stark von der Form und Ausprägung der Phimose ab. Liegt zum Beispiel die angeborene Phimose vor, ist in den meisten Fällen keine medikamentöse oder operative Behandlung nötig. Bei Babys und Kleinkindern können die Eltern rückfettende Salben auftragen und regelmäßig versuchen ganz vorsichtig die Vorhaut zurückzuschieben und diese zu dehnen. Bei schwereren Fällen kann dazu auch eine Kortison-Salbe verwendet werden. Es sollte hier jedoch sehr behutsam vorgegangen werden, damit die Haut nicht reißt und keine Schmerzen entstehen.
Auch im Erwachsenenalter sollte diese Behandlung mit einer Kortison-Salbe durchgeführt werden. Sollte diese Therapie nicht anschlagen oder keine ausreichende Wirkung zeigen, so kann eine Operation (Zirkumzision oder Beschneidung genannt) notwendig sein. Bei einer Operation wird je nach Schweregrad die gesamte Vorhaut oder nur der verengte Teil der Vorhaut am Penis entfernt.
Eine Vielzahl aller Pilzinfektionen wird durch den Hefepilz Candida albicans ausgelöst, weshalb diese auch als Candidose bezeichnet werden. Es gibt viele verschiedene Formen der Candidose:
Die Candidose kann an vielen Körperregionen auftreten, unter anderem somit auch im Genitalbereich. Typisch sind hier weißliche Beläge an den Schleimhäuten, unter welchen die Haut zusätzlich gerötet ist. Juckreiz ist möglich. Bei Beschwerden im Genitalbereich kann es außerdem zu Problemen beim Wasserlassen kommen.
Die meisten Pilzinfektionen sind harmlos und leicht zu diagnostizieren und auch zu therapieren. Sie werden in der Regel direkt auf der Haut mit Antipilzmitteln (Antimykotika) behandelt. Dazu werden vom behandelnden Arzt oder von der behandelnden Ärztin entsprechende Salben verschrieben. Bei einem normalen Verlauf wird schon nach einigen Tagen eine Besserung zu verspüren sein. Dennoch sollte die Therapie unbedingt für die vorgegebene Dauer weitergeführt werden, da es sonst zu einem Rückfall kommen kann.
Liegt ein Scheidenpilz vor, werden zusätzlich oft Zäpfen zum Einführen in die Scheide verschrieben.
Sollten Patienten einen sehr starken Juckreiz verspüren, kann dieser ebenfalls zusätzlich medikamentös und auch lokal mit einer Salbe oder Creme behandelt werden.
Wichtig ist insgesamt eine passende Pflege der Haut und eine entsprechende Genitalhygiene!
Verfasst von Gina Wintrich