Intimpflege ist für jedes Geschlecht und Alter essenziell.
Dr. med. Alice Martin 22.09.2021
Auch, wenn es gesellschaftlich teilweise noch immer als Tabuthema deklariert wird, ist die richtige Intimpflege für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden enorm wichtig. Sowohl Frauen als auch Männer können durch die richtige Reinigung und Pflege Krankheiten und Infektionen vorbeugen. So schützt man sowohl sich selbst als auch den Partner oder die Partnerin.
Bei der Intimpflege treten sehr häufig zwei typische Fehler auf: zu viel oder zu wenig. Es muss jedoch gar nicht so kompliziert sein. Im Prinzip funktioniert die richtige Intimpflege ganz einfach: Einmal am Tag gründlich reinigen und die Unterwäsche täglich wechseln.
Zu häufiges Waschen kann die Haut austrocknen, sie beginnt zu jucken, man kratzt sich und Erreger können leichter durch kleine Mikroverletzungen in die Haut eindringen. Wie bereits erwähnt, ist eine tägliche Reinigung völlig ausreichend. Hat man stark geschwitzt - im Sommer, nach dem Sport oder einem Saunabesuch - kann und sollte die Reinigung auch ein zweites Mal am Tag durchgeführt werden. Man sollte jedoch darauf achten, dass es nicht stark über dieses Maß hinaus geht.
Die Reinigung kann ganz einfach mit klarem Wasser und der Hand durchgeführt werden, alternativ kann auch ein Einwegwaschlappen verwendet werden. Möchte man jedoch lieber einen normalen Stoffwaschlappen verwenden, so sollte dieser nach dem Gebrauch bei mindestens 60 Grad gewaschen werden, um alle Bakterien abzutöten.
Für viele Männer und Frauen gehört die Intimrasur zur Körperpflege dazu, aus medizinischer Sicht spricht hier auch nichts dagegen. Allerdings sollte auf die richtige Pflege nach der Haarentfernung geachtet werden, damit es nicht zu Reizungen und Entzündungen kommt.
Außerdem sollte sehr behutsam vorgegangen werden, damit es nicht zu Verletzungen kommt. Ansonsten können leicht Erreger in unseren Körper eindringen und Krankheiten verursachen.
Hier folgen einige Dos und Don'ts zur Intimrasur:
Dos:
Don'ts:
Infektionen im Intimbereich sind bei vielen Frauen nicht die Folge mangelnder Hygiene - eher im Gegenteil. Hier zeigt sich deutlich, dass zu viel Pflege durchaus schädlich sein kann. Das ist vor allem auf den pH-Wert der Pflegeprodukte zurückzuführen.
Der pH-Wert im Scheidenbereich der Frau liegt bei etwa 4, während die restliche Haut am Körper bei etwa 5,5 liegt. Damit herrscht in der weiblichen Intimzone ein saurerer Bereich, was vor Ausbreitung von Bakterien schützen soll. Um diese Schutzfunktion beizubehalten, sollte der pH-Wert des Vaginalbereichs nicht durch Pflegeprodukte beeinflusst werden.
Daher sollte auf die Nutzung unnötiger Produkte verzichtet werden. Körperseife und Duschgel haben in den meisten Fällen einen zu hohen pH-Wert, welcher das Scheidenmilieu in ein Ungleichgewicht bringen kann. Wer dennoch zur Reinigung gerne eine Seife verwenden möchte, sollte gezielt darauf achten, ein parfümfreies Produkt mit mildem pH-Wert zu wählen. Es gibt auch spezielle Produkte für die Reinigung des Intimbereichs.
Allerdings ist dies nicht zwingend nötig. Eine gründliche Reinigung mit lauwarmem Wasser genügt vollkommen. Dabei sollte immer nur der äußere Bereich gewaschen und nicht in die Vagina eingedrungen werden. Darüber hinaus gibt es einige Dinge, von denen dringend die Finger gelassen werden sollten:
Diese vermeintlich für den Intimbereich geeigneten Produkte bewirken eher das Gegenteil - Sie können die Haut reizen, austrocknen und ermöglichen so das Eindringen von Bakterien und Keimen.
Wer trotz richtiger Reinigung und Pflege zu Infektionen im Vaginalbereich neigt, kann den Aufbau und Erhalt einer gesunden Scheidenflora gezielt unterstützen. Es gibt zahlreiche Präparate, wie Vaginalkapseln oder Zäpfchen, die durch Milchsäure den pH-Wert der Scheide wieder stabilisieren und senken kann. Milchsäurebakterien können aber beispielsweise auch in Tablettenform eingenommen werden. Auch einige Lebensmittel, wie Joghurt, enthalten Milchsäure - Das Mikrobiom der Scheide kann also auch durch die Ernährung gezielt gestärkt werden.
Achtung: String-Tangas sind nicht unbedingt förderlich für die Scheidengesundheit. Das beliebte Unterwäsche-Stück kann Bakterien aus der Analregion zur Vagina transportieren, die dort für Infektionen sorgen. Wer trotzdem nicht ganz darauf verzichten mag, sollte diese zumindest nicht täglich tragen. Auch die richtige Reinigung ist wichtig, damit die Bakterien, die sich angesammelt haben, abgetötet werden.
Beim Mann ist die Intimpflege genauso wichtig, wie bei der Frau. Hier sollte bei der täglichen Reinigung gezielt der Hautbereich zwischen Eichel und Vorhaut gewaschen werden. Die weiß-gelbliche Substanz (Smegma), die sich dort ansammeln kann, entsteht aus Absonderungen der Talgdrüsen, Hautschüppchen und Bakterien.
Diese muss durch die Reinigung entfernt werden, da diese sonst Infektionen verursachen kann. Mit der richtigen Intimpflege kann man das Risiko einer Infektion verringern und so einer Hauterkrankung vorbeugen.
Fällt bei der Reinigung auf, dass sich die Vorhaut erschwert zurückziehen lässt, kann eine Vorhautverengung (Phimose) vorliegen. Hier sollte zeitnah ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden, da es sonst zu kleinen Rissen in der Haut und Entzündungen kommen kann, Schmerzen sind ebenso möglich. Die tägliche Reinigung kann außerdem dazu genutzt werden, gezielt einen Blick darauf zu werfen, ob ungewöhnliche Veränderungen auffallen, die auf eine Krankheit hindeuten könnten.
Ohne die richtige Reinigung stellt der Hautbereich zwischen Eichel und Vorhaut einen Nährboden für Bakterien dar und beispielsweise Pilzinfektionen können die Folge sein. Auch enge Hosen können zu Reibungen im sensiblen Intimbereich führen, wodurch ebenfalls Entzündungen entstehen können.
Dies ist ein Thema, welches oft nicht allzu präsent ist, jedoch ist auch die Intimpflege von Kindern sehr wichtig. Besonders dann, wenn die Kleinen noch Windeln tragen, da sich dort durch die Feuchtigkeit und die Fäkalien (Urin/Stuhl) eine Vielzahl von Bakterien ansammeln, die zu Infektionen führen können.
1. Intimpflege bei Jungen: Der Intimbereich von Jungen sollte täglich gereinigt werden. Dabei sollten auch gezielt die Hautfalten gewaschen werden, danach trocken tupfen und nicht rubbeln. Es ist völlig normal, dass sehr viele Jungen mit einer Vorhautverengung (Phimose) zur Welt kommen. Dabei ist die Eichel mit der Vorhaut verklebt. In den ersten Monaten sollte dies in Ruhe gelassen werden. Nach etwa einem Jahr kann ganz vorsichtig und sanft versucht werden, die Verklebung zu lösen und die Vorhaut zurückzuziehen. Ab dann sollte dieser Bereich gezielt und sehr gründlich gereinigt werden. Hier sollte man jedoch sehr behutsam vorgehen, damit es nicht zu Verletzungen und auch zu Schmerzen an der sensiblen Vorhaut kommt.
2. Intimpflege bei Mädchen: Auch hier ist die richtige Reinigung essenziell, vor allem nach dem Stuhlgang. Hier ist es wichtig, von vorne nach hinten in Richtung Rücken zu waschen oder abzuputzen, damit keine Bakterien aus dem Analbereich zur Scheide gelangen. Die Scheide der Mädchen sollte täglich mit lauwarmem Wasser gereinigt werden, damit Urin- und Stuhlreste entfernt werden. Diese können sonst zu Verklebungen und auch zu Infektionen der Schamlippen führen.
Wie Du siehst, ist eine sorgfältige Intimpflege für jedes Geschlecht und in jedem Alter enorm wichtig, um Infektionen und Krankheiten vorzubeugen. Und wie Du jetzt weißt, braucht es dazu nicht mehr als eine tägliche Routine und etwas warmes Wasser!
Verfasst von Dr. med. Alice Martin
Dr. med. Alice Martin ist Hautärztin in Weiterbildung und Mitgründerin der Online-Hautarztpraxis dermanostic. Sie ist leidenschaftliche Vermittlerin für dermatologische Themen und deshalb bei dermanostic für die Patientenkommunikation zuständig.