Eichelentzündung (Balanitis) und Feigwarzen (Kondylome) im Fokus
Lisa Henkel 17.08.2022
Wenn es im Schritt brennt, juckt oder schmerzt, wird der ärztliche Kontakt oft bis zur letzten Sekunde hinausgezögert. Hautveränderungen und -erkrankungen im Intimbereich sind immer noch ein Tabuthema, über das nur ungern gesprochen wird. Das sehen auch unsere Hautfachärzt*innen bei dermanostic täglich bei unseren Patient*innen. Wir stellen Dir deshalb zwei unserer am häufigsten behandelten Intimerkrankungen vor: Die Eichelentzündung und Feigwarzen. Wir klären außerdem auf, ob Eichelentzündungen wirklich unfruchtbar machen können.
Ein Blick ins Internet genügt, um festzustellen, dass bei Veränderungen im Intimbereich gerne Dr. Google gefragt wird. Die richtigen Ansprechpartner*innen sind allerdings Hautärzt*innen, also Dermatolog*innen. Vielleicht hast Du schonmal auf einem Schild gelesen: „Dermatologie und Venerologie“. Die Dermatologie beschreibt die Behandlung von Hautkrankheiten, die Venerologie die Behandlung von sexuell übertragbaren Krankheiten. Bei der Annahme, Venerologie habe etwas mit den Venen zutun, handelt es sich demnach um einen weitverbreiteten Irrtum ...
Du siehst: Hautfachärzt*innen sind eine gute Anlaufstelle bei Hautveränderungen im Intimbereich.
Eine Entzündung der Eichel des Penis wird in der medizinischen Fachsprache als Balanitis bezeichnet. Oft ist zusätzlich auch die Vorhaut beteiligt und ebenfalls entzündet. Dann handelt es sich um eine Balanoposthitis. Sie ist ein häufiges Krankheitsbild, das alle Altersgruppen, auch Kinder, betreffen kann. Am häufigsten erkranken jedoch unbeschnittene Männer und Männer ab 60 Jahren. Eine Eichelentzündung kann viele verschiedene Ursachen haben. Das ist wichtig zu wissen, weil verschiedene Formen unterschiedlich behandelt werden müssen. Eine leichte Entzündung, z.B. verursacht durch übertriebene Hygiene, kann von alleine nach einigen Tagen wieder verschwinden. Steckt eine Geschlechtskrankheit (z.B. Chlamydien) dahinter, ist oft eine längere Behandlung mit Tabletten notwendig.
Je nach Ursache können verschiedene Symptome an der Eichel bzw. am Penis auftreten, dazu gehören:
Es wird zwischen zwei Gruppen von Ursachen unterschieden. Zu den nicht-infektiösen Ursachen gehören mechanische Reizung (z.B. enge Kleidung, Reibung), falsche Hygiene und allergische Reaktionen (z.B. auf Latex, Medikamente, Duftstoffe). Sowohl übertriebene als auch mangelnde Hygiene können eine Eichelentzündung begünstigen oder verursachen. Zu den infektiösen Ursachen gehören, wie der Name schon sagt, Infektionen mit Bakterien, Viren oder Pilzen. Pilzinfektionen und Geschlechtskrankheiten, wie z.B. Chlamydien, Syphilis oder Tripper, sind hier an erster Stelle zu nennen. Eine Sonderform der Eichelentzündung ist die Zoon-Krankheit. Sie ist auch als Balanitis plasmacellularis bekannt. Dahinter verbirgt sich eine chronische, also andauernde, Entzündung der Eichel. Ursache ist ein Feuchtigkeitsstau unter der Eichel, z.B. bei Vorhautverengung (Phimose) oder Prostatabeschwerden.
Die korrekte Hygiene und Pflege des Intimbereichs sind das Beste, was Du tun kannst, um die Heilung zu unterstützen. Zur Beruhigung eignen sich zusätzlich Sitzbäder mit lauwarmem Wasser und z.B. Kamillentee. Leidest Du jedoch unter starken Beschwerden oder tritt keine zügige Besserung ein, solltest Du in jedem Fall eine*n Ärzt*in aufsuchen. Manche Formen der Eichelentzündung müssen medizinisch behandelt werden – je früher, desto besser.
Die medizinische Therapie richtet sich nach der Ursache. Für einfache, nicht-infektiöse Entzündungen eignen sich Cremes oder Salben mit Kortison. Innerhalb weniger Tage ist die Eichelentzündung meist bereits verschwunden. Bei Infektionen hingegen muss spezifisch der jeweilige Erreger behandelt werden. Es stehen verschiedene Cremes gegen Pilze oder Bakterien zur Auswahl. Wenn Cremes jedoch nicht ausreichend wirken, müssen (zusätzlich) Tabletten (z.B. Antibiotika) verschrieben werden. Speziell die klassischen Geschlechtskrankheiten, wie z.B. Tripper (Gonorrhoe), müssen frühzeitig und gründlich therapiert werden. Ansonsten können ernste Spätfolgen drohen.
Wichtig: Liegt eine sexuell übertragbare Krankheit vor, sollten auch Geschlechtspartner*innen mitbehandelt werden.
Tatsächlich ist es korrekt, dass eine Eichelentzündung zu Unfruchtbarkeit führen kann. Doch deswegen musst Du nicht gleich in Panik ausbrechen. Gemeint sind hier nicht die leichten Entzündungen, die nach ein paar Tagen wieder verschwunden sind. Sehr viele, wenn nicht sogar fast alle Männer haben in ihrem Leben mal mit einer Eichelentzündung zu kämpfen. Ein erhöhtes Risiko für Unfruchtbarkeit besteht erst bei wiederkehrenden oder unbehandelten Eichelentzündungen. Wird nämlich eine Chlamydien- oder Tripper-Infektion nicht oder zu spät behandelt, liegen oft schon Spätfolgen vor.
Bei den Feigwarzen handelt es sich um kleine Warzen, die vor allem im Intimbereich (Genital- und Analbereich) auftreten. Deshalb werden sie manchmal auch als Genitalwarzen bezeichnet. In der medizinischen Fachsprache sprechen wir von Kondylomen oder Condylomata acuminata. Feigwarzen gehören zu den häufigsten Hauterkrankungen im Intimbereich. Weil Feigwarzen meist beim Geschlechtsverkehr übertragen werden, gehören sie zur Gruppe der sexuell übertragbaren Erkrankungen (Geschlechtskrankheiten). Sowohl Frauen als auch Männer, speziell im jungen Erwachsenenalter, sind betroffen.
Feigwarzen werden durch eine Infektion mit einem Virus verursacht. Dabei handelt es sich um das humane Papillomvirus, das auch als HPV bekannt ist. In den meisten Fällen wird das Virus durch den direkten Haut- und Schleimhautkontakt beim Geschlechtsverkehr übertragen. Nur selten erfolgt die Ansteckung auf anderen Wegen. Neugeborene können sich beispielsweise bei der Geburt bei der Mutter anstecken. Doch nicht alle Personen, die mit dem Virus in Kontakt kommen, entwickeln Feigwarzen. Faktoren wie Stress, ein geschwächtes Immunsystem oder das Vorhandensein weiterer Erkrankungen begünstigen die Entstehung.
Wichtig:
Kondome verringern das Risiko, sich mit dem humanen Papillomvirus zu infizieren und an Feigwarzen zu erkranken! Nebenbei schützen sie vor vielen weiteren sexuell übertragbaren Krankheiten (Chlamydien, Herpes, …). Aber: Einen 100 % Schutz gibt es nie.
Feigwarzen sind in den meisten Fällen harmlos und verursachen keine Beschwerden. Nur gelegentlich gehen sie mit Juckreiz oder Brennen einher. Je nach Ausprägung, Größe und Lokalisation können sie daher sogar lange unbemerkt bleiben. Dennoch sollten Feigwarzen in jedem Fall behandelt werden. Nur so kann die Ansteckung von Geschlechtspartner*innen verhindert werden. Ohne Behandlung breiten sich die Warzen außerdem langsam aus und werden oft größer. Besonders große und/oder viele Feigwarzen können dann manchmal nur noch operativ entfernt werden, was unschöne Narben hinterlassen kann.
Für die Behandlung von Feigwarzen stehen verschiedene Verfahren zur Auswahl. Am einfachsten ist die Anwendung von Cremes mit speziellen Wirkstoffen, wie z.B. Imiquimod oder Podophyllotoxin. Diese können von den Betroffenen auf die Feigwarzen aufgetragen werden. Alternativ kommt eine Laserbehandlung oder ein (kleiner) operativer Eingriff infrage.
Vielleicht hast Du von der HPV-Impfung bereits im Zusammenhang mit Gebärmutterhalskrebs gehört und fragst Dich, was das mit Feigwarzen zu tun hat. Tatsächlich werden beide Erkrankungen, Gebärmutterhalskrebs und Feigwarzen, durch HPV verursacht. Wie kann das sein? Es sind über 170 verschiedene Typen des Virus bekannt. Einige dieser Typen sind z.B. an der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs (aber auch anderen Krebserkrankungen) beteiligt, andere an der Entstehung der harmlosen Feigwarzen. Die Impfung gegen das humane Papillomvirus wurde vor allem zur Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs entwickelt. Lange Zeit wurde sie deshalb nur für Mädchen zwischen 9 und 14 Jahren empfohlen. Weil die Impfung jedoch auch einen gewissen Schutz vor Feigwarzen bietet, wird sie seit 2018 auch für Jungs empfohlen. Geimpfte Jungs können das Virus dann auch nicht mehr an Geschlechtspartner*innen übertragen und diese anstecken.
Wichtig:
Auch hier gilt, dass die Impfung keinen 100 % Schutz bietet. Sie wirkt außerdem nicht bzw. vermindert, wenn schon eine HPV-Infektion vorliegt.
Verfasst von Lisa Henkel
Lisa Henkel ist Medizinstudentin im klinischen Abschnitt und unterstützt als Co-Autorin die fachliche Redaktion bei dermanostic. Dabei verantwortet sie das Wirkstofflexikon und kleine Fachartikel zu Hauterkrankungen