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Chemische Peelings: AHA, BHA und Phenol im Vergleich

Wie können chemische Peelings unser Hautbild verbessern?

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Madeleine Jandek 12.04.2022

Wer träumt nicht von einer glatten, strahlenden Haut ohne Unreinheiten und Pigmentflecken? Doch manchmal reicht die tägliche Pflege nicht aus, um diese Wünsche zu erfüllen. Eine besonders effektive Methode sind Peelings, die abgestorbene Hautzellen entfernen und die Haut erneuern.

Wir unterscheiden hier zwischen zwei unterschiedlichen Varianten: mechanische und chemische Peelings.

Mechanische Peelings arbeiten mit physischen Partikeln oder Werkzeugen wie Bürsten oder Substanzen wie Tonerde, um abgestorbene Hautschuppen abzutragen. Chemische Peelings setzen auf die Wirkung von Säuren oder anderen chemischen Verbindungen, um die oberste Schicht der Haut abzulösen und zu entfernen.

Welche Variante die bessere Wahl ist, hängt von verschiedenen Faktoren wie dem Hauttyp und den individuellen Bedürfnissen ab. In diesem Artikel möchten wir Dir alles Wissenswerte zu chemischen Peelings erklären und Dir zeigen, welche verschiedenen Peelings es gibt und welches für Deine Haut das Richtige sein könnte.

Was ist ein chemisches Peeling?

Es ist ein Mythos, dass alle chemischen Substanzen "die Bösen", und alle pflanzlichen Mittel "die Guten" sind. Gerade in der Pflanzenkosmetik sind oft ätherische Öle oder Duftstoffe enthalten, die Deine Haut sensibilisieren und reizen könnten. Deshalb aufgepasst: Auch wenn das Wort “chemisch“ auf den ersten Blick etwas abschreckend klingt, können chemische Peelings Deine Haut durchaus positiv beeinflussen. Tatsächlich handelt es sich hierbei um säurehaltige Substanzen, die in Deine Haut unterschiedlich tief eindringen und hier ihre Wirkung entfalten können. Die Säure führt zu einer kontrollierten Ablösung der obersten Hautschicht, wodurch auch abgestorbene Hautzellen verstärkt entfernt werden können. Danach kann sich die Haut regenerieren. Diese gewollte “Erneuerung“ lässt Deine Haut jung aussehen und ein Blick in den Spiegel wird ein strafferes Hautbild zeigen. Und noch ein absolutes Plus: Chemische Peelings regen die Kollagenproduktion an.

Welche verschiedenen Peelings gibt es?

Schon einmal eine Person mit komplett abblätternder Gesichtshaut bei Social Media gesehen? Und vielleicht hast Du Dich schon gefragt, wie es zu einer so starken Reaktion der Haut kommen kann. Keine Angst: Auch wenn es sich hier um ein chemisches Peeling handelt, wirken die chemischen Peelings aus dem Drogeriemarkt vor allem in der oberen Hautschicht. Woran das liegt? Je nach Art des Peelings, können diese unterschiedlich tief in unsere Haut eindringen. Man unterscheidet ein oberflächliches, mitteltiefes und tiefes chemisches Peeling. Und dann können natürlich noch andere Faktoren einen Einfluss haben, wie stark die Wirkung auf der Haut ist: Konzentration, pH- Wert, Gesichtsstelle, Einwirkungszeit und Anwendungstechnik können ebenfalls eine große Rolle spielen.

Warum sollte man ein chemisches Peeling anwenden?

Das Tolle ist, dass ein chemisches Peeling sowohl bei junger und gesunder Haut, als auch bei reifer oder geschädigter Haut angewendet werden kann. Wenn die Haut von Sonnenschäden oder anderen Pigmentflecken weitestgehend verschont geblieben ist, kann es dennoch präventiv Falten und Farbveränderungen vorbeugen. Aber auch bestehende Falten oder Narben können sichtbar reduziert werden. Überzeug Dich selbst, wie vielfältig die Anwendungsbereiche sein können:

Wende Dich gerne an unsere Hautärzt*innen über unsere dermanostic-App, falls Du an einer der oben genannten Hauterscheinungen leidest, hier erhältst Du einen individuellen Pflegeplan mit Empfehlungen für Deine Haut. Akne, Rosazea oder auch schwere Sonnenschäden sollten unbedingt unter Aufsicht von Fachärzt*innen behandelt werden.

Oberflächliche Peelings

Die meisten Menschen assoziieren mit chemischen Peelings wohl eine Kombination aus 3 Buchstaben: AHAs oder BHAs. Seit einigen Jahren sind chemische Peelings in unseren Drogeriemärkten als solche bekannt geworden, obwohl diese Wirkstoffe eigentlich schon längst davor in verschiedenen Cremes enthalten waren. Diese frei verkäuflichen Produkte dringen meist nur in die oberste Hautschicht ein und können somit problemlos zu Hause angewendet werden.

1) AHA Peeling (Alpha- Hydroxysäure)

Wenn man die Wirkung von chemischen Peelings besser verstehen will, ist die Molekülgröße der einzelnen Wirkstoffe nicht ganz unbedeutend. Denn je kleiner ein Wirkstoff ist, desto tiefer kann er in die Haut eindringen und somit auch effektiver wirken. Heute wollen wir Dir drei Wirkstoffe vorstellen, die hier der Molekülgröße nach aufgelistet sind (von klein nach groß):

Glycolsäure < Milchsäure < Mandelsäure

Keine Angst, es wird nicht komplizierter. Denn ich möchte Dir alles Weitere anhand einer Geschichte von 3 Schwestern erzählen. Nehmen wir einmal an, dass jeder der Wirkstoffe eine der 3 Schwestern darstellt. Die Glycolsäure wäre demnach die Kleinste, da sie auch die geringste Molekülgröße aufweist. Und nun stell Dir vor, dass sie, weil sie die Jüngste und Kleinste ist, die meisten Wünsche von ihren Eltern erfüllt bekommt. Jedes Jahr bekommt sie mehr Geschenke als die anderen 2 Schwestern. Denn trotz ihrer kleinen Größe hat sie es faustdick hinter den Ohren. Die Kehrseite der Geschichte ist, dass sie dadurch von ihren Eltern ein wenig verwöhnt wurde und immer direkt jammert, falls sie nicht direkt ihren Wunsch erfüllt bekommt. Sie führt also hier und da zu mehr Problemen. Aber wie sieht das Ganze auf der Haut aus? Welche Wirkung haben die verschiedenen AHAs hier?

Glycolsäure eignet sich besonders gut als Anti-Aging Mittel, da sie aus besonders kleinen Molekülen besteht, die tiefer als ihre “Schwestern“ in die Haut eindringen können. Dafür führt Glycolsäure leider auch häufiger zu Irritationen auf der Haut (Nörgeleien) und sollte daher bei besonders empfindlicherer Haut vermieden werden. Falls Du trotz empfindlicher Haut ein AHA verwenden möchtest, könntest Du eher zur Mandelsäure greifen. Dieses AHA wirkt weniger reizend und irritierend auf der Hautoberfläche. Aufgepasst: alle 3 Formen machen die Haut lichtempfindlich. Daher ist die tägliche Anwendung einer Sonnencreme ein Muss!

Wenn Du Pigmentflecken (Sonnenflecken, Hautveränderungen während der Schwangerschaft), starke Rötungen oder feine Fältchen verschwinden lassen willst, könntest Du AHAs eine Chance geben.

2) BHA Peeling (Beta-Hydroxysäure): Salicylsäure

Die Salicylsäure als eine weitere Form eines oberflächlichen Peelings braucht nicht mit den AHAs zu konkurrieren, da sie eine ganz eigene Position in dieser "Familie" einnimmt und mit ihren eigenen Eigenschaften überzeugen kann. Und besonders Patient*innen mit Akne, Rosazea (erhöhte Empfindlichkeit) oder fettiger Haut werden dieses Peeling lieben. Die Salicylsäure zieht nämlich alles an, was einen lipophilen Charakter hat. Das bedeutet, dass sie vor allem fettige Substanzen entfernen kann und somit besonders gut in unseren Poren wirkt. Denn hier sind bekannterweise viele Fette und viel Talg auf der Haut gebunden.  

Außerdem überzeugt es mit seinen entzündungshemmenden Eigenschaften. Und als wären in diesem Artikel nicht schon genug Verwandtschaften aufgedeckt worden: Die entzündungshemmende Eigenschaft kommt durch die starke Ähnlichkeit der Molekülstruktur mit dem Schmerzmittel Aspirin (ASS). (Vielleicht wäre Aspirin dann der Cousin?- Überleg es Dir selbst). Obwohl BHAs nicht sonnenempfindlich machen, empfehlen wir Dir, auf ausreichend Sonnenschutz zu achten.

Mitteltiefe und tiefe Peelings

Runden wir das ganze Thema mit den mitteltiefen und tiefen Peelings ab. Und wie Du Dir vorstellen kannst, kann man mit diesen Peelings noch stärkere Resultate erzielen. Diese sollten jedoch dringend von Fachärzt*innen und Kosmetiker*innen Deines Vertrauens durchgeführt werden, denn eine ausführliche Beratung und eine korrekte Durchführung sind hier ein Muss. Wenn die Prozedur nicht richtig durchgeführt wird, kann es zu starken Reizungen und Hautschäden kommen - und das ist ja genau das Gegenteil von dem, was wir eigentlich erreichen wollen. Während man TCA Peelings (Trichloressigsäure) den mitteltiefen Peelings zuordnet, kann man mit einem Phenolpeeling die stärksten Effekte erzielen. Hättest Du gewusst, dass ein Phenolpeeling einem chirurgischen Lifting deutlich überlegen ist? Und das Beste daran ist, dass der natürliche Gesichtsausdruck erhalten bleiben kann, während selbst tiefere Falten erstaunlich gut geglättet werden.

Vielleicht erinnerst Du Dich an die Episode aus "Sex and the City", als Samantha mit einem roten und sich schälendem Gesicht bei Carrie auf der Party auftaucht. Zu so einem Fauxpas muss es nicht kommen, wenn man ein chemisches Peeling zeitlich gut plant. Alle wichtigen Infos über einen Eingriff sollten in Ruhe mit Fachärzt*innen oder Kosmetiker*innen Deines Vertrauens besprochen werden und nicht Resultat vorschneller Entscheidungen sein. Sonst könnte es sein, dass man so wie Samantha unerwünscht Aufmerksamkeit bekommt, obwohl das Endresultat in den meisten Fällen ein wirklicher Hingucker ist und Freude macht!

Madeleine Jandek

Verfasst von Madeleine Jandek

Madeleine Jandek ist bei dermanostic im Kommunikations- und Redaktionsteam für den medizinischen Support mitverantwortlich. Sie schließt bald den klinischen Teil ihres Humanmedizinstudiums an der Universität Ulm ab und möchte im Anschluss die Facharztausbildung zur Dermatologin beginnen. Bei dermanostic schreibt sie unter anderem Artikel über alle Themen rund um Haare, Haut und Nägel.