Nach einer Schwangerschaft stehen dem weiblichen Körper erneut viele Veränderungen bevor.
Gina Wintrich 27.07.2021
Während einer Schwangerschaft durchlebt der weibliche Körper sowohl innerlich als auch äußerlich eine Vielzahl an Veränderungen. Der Hormonhaushalt wird auf den Kopf gestellt, die Haut verändert sich und bestimmte Krankheiten können durch eine Schwangerschaft ausgelöst werden. Wie sich speziell die Haut nach der Entbindung wieder verändert und was Du unterstützend tun kannst, erklären wir Dir in diesem Beitrag.
Nach der Entbindung benötigt die Haut eine besonders intensive Pflege, die eine Rückbildung der schwangerschaftsbedingten Hautveränderungen unterstützt. Dazu zählen unter anderem auch Hyperpigmentierungen: Die Pigmentflecken können während der Schwangerschaft durch die gesteigerte Hormonproduktion und einem damit verbundenen Anstieg des Melanins - dem Farbstoff, der für die Bräunung der Haut sorgt - entstehen. Sie verblassen weitestgehend innerhalb des ersten Jahres nach der Schwangerschaft, in vielen Fällen verschwinden sie vollständig. Ansonsten kann den Pigmentflecken mit einer Bleichcreme (Wirkstoffe wie Azelainsäure, Vitamin C und E) entgegengewirkt werden. Eine Alternative bieten chemische Peelings mit Frucht-, Glykol- oder Salicylsäure.
Nach der Entbindung reduzieren sich auch die Schwangerschaftsstreifen, also die feinen Risse des Bindegewebes, die rötlich oder bläulich durchschimmern. Etwa sechs Monate nach der Geburt, wenn sich die Haut wieder zusammenzieht, werden die vorhandenen Streifen langsam blasser und sind nur noch als feine weiß-silbrige Linien sichtbar. Hilfreich ist hier eine Kombination aus Sport, richtiger Ernährung und guter Hautpflege. Spezielle Cremes und Narbensalben können dabei helfen, die Streifen optisch zu minimieren. Verwendet werden können hier unter anderem Wirkstoffe wie Silizium-Derivat, Peptide und Vitamine. Eine völlige Entfernung der Dehnungsstreifen ist nicht möglich. Das Erscheinungsbild lässt sich mit Methoden wie der Lasertherapie oder einem chemischen Peeling etwas reduzieren.
Ein schlaffer Bauch nach der Schwangerschaft ist aufgrund der starken Dehnung der Bauchdecke eine normale Folgeerscheinung. Aber keine Sorge: Die gedehnte überschüssige Haut kann sich zurückbilden, auch wenn es einige Monate dauert.
Es gibt eine Vielzahl von Faktoren, die sich positiv auf den Körper und die Rückbildung der Hautveränderungen auswirken. Dazu zählen zum Beispiel:
Nach der Geburt wird der Körper erneut einer extremen hormonellen Umstellung ausgesetzt. Dies führt bei vielen Frauen verstärkt zu trockener Haut, die spannt und juckt. Nach einigen Wochen vergehen diese Symptome meist wieder. Bis dahin ist es ratsam, die Haut mit intensiver Feuchtigkeitspflege zu behandeln. Viele Frauen leiden nach der Schwangerschaft unter Akne, bzw. Unreinheiten der Haut. Dies ist eine Reaktion des Körpers auf eine Hormonumstellung, Stress, Schlafmangel und Erschöpfung; vor allem in den ersten Wochen und Monaten als Mutter. Hier ist eventuell eine Therapie mit medizinischen Produkten empfehlenswert, diese sollten hinsichtlich möglicher Nebenwirkungen für das Baby während der Stillzeit mit Deinem Arzt oder Ärztin abgestimmt werden.
Bei der Entbindung entstehen Geburtswunden. Hier braucht der Körper Zeit, damit die Verletzungen abheilen können. Die Gebärmutter zieht sich zusammen, die Plazenta löst sich von der Gebärmutterwand ab und es entsteht eine wunde Fläche, die verheilen muss. So kommt es in den ersten 10 bis 14 Tagen im Wochenbett zu dem sogenannten Wochenfluss, einer Blutung, die mit einer starken Periode vergleichbar ist. Nach einigen Tagen geht die Blutung in einen zunächst bräunlichen und dann gelblichen Ausfluss über, bis der Wochenfluss schließlich vollständig abklingt.
Dammverletzungen - das Einreißen des Gewebes zwischen Vulva (Scheidenöffnung) und After - infolge starker Dehnung bei der Geburt, erleben viele Frauen bei einer natürlichen Entbindung. Diese werden je nach Schweregrad unterschiedlich behandelt. Kleine Dammrisse können gut verheilen, tiefere Risse werden schichtweise genäht, um eine Inkontinenz zu vermeiden.
Falls das Baby durch einen Kaiserschnitt zur Welt kommt, bleibt die Mutter in der Regel noch etwa 4 bis 6 Tage im Krankenhaus, um den Wundheilungsprozess zu beobachten und Entzündungen vorzubeugen. Sobald das Pflaster von der Narbe genommen werden darf, sollte die Narbenpflege beginnen. Über sechs Monate sollte die Mutter Cremes oder ein Gel morgens und abends sanft auftragen, um eine gute Abheilung zu fördern und eine Bildung von wulstigem Narbengewebe zu verhindern.
Die Vagina wird durch die Geburt stark strapaziert und verletzt. Viele Frauen haben die Sorge, dass sich diese nicht mehr in den Zustand vor der Geburt zurückentwickelt. Bereits wenige Stunden nach der Geburt hat jedoch bereits eine enorme Veränderung stattgefunden. Etwa 6 Wochen nach der Geburt ist kaum noch ein Unterschied zum Vaginalzustand vor der Geburt zu erkennen. Für diese Rückbildung ist maßgeblich die Muskulatur des Beckenbodens verantwortlich. Um diese zu stärken, werden von erfahrenen Hebammen (in Kliniken aber von Fitnessstudios) die bereits erwähnten Rückbildungskurse angeboten.
Die Hormonumstellung in der Schwangerschaft zeigt neben Veränderungen der Haut auch oft eine Veränderung an Nägeln und Haaren. Durch den erhöhten Östrogenspiegel kommt es bei vielen Frauen zu einem verstärkten Haarwachstum. Da der Östrogenwert nach der Entbindung wieder stark abfällt, haben viele frischgebackene Mütter vorübergehend vermehrt unter Haarausfall** (Alopezie).** Hier ist Geduld gefragt - der Körper braucht meist einige Monate, um sich an die Umstellungen zu gewöhnen. Danach können die Haare häufig wieder normal nachwachsen.
Bei schwangerschaftsbedingtem Haarverlust handelt es sich meist um einen diffusen Haarausfall. Das heißt, dass die Haare gleichmäßig auf dem ganzen Kopf ausfallen und nicht nur an einzelnen Stellen. Ist die Frau zusätzlich von erblich bedingtem (androgenetischen) Haarausfall betroffen, kann das den Haarausfall nach der Schwangerschaft zusätzlich verstärken. Bei kahlen Stellen auf dem Kopf stellt ein Arzt oder eine Ärztin die Diagnose Alopecia areata, eine Form des entzündlichen Haarausfalls. Um den Haarverlust nicht noch weiter zu begünstigen, sollte dringend auf eine gesunde Ernährung und Lebensweise geachtet und Stress vermieden werden. Außerdem hilft es, die Haare häufiger offen zu tragen und den Haarwurzeln keinen zu starken Zug auszusetzen, denn dadurch können die Haare ebenfalls vermehrt ausfallen.
Auch bei weiteren chronischen oder akuten Erkrankungen gibt es für junge Mütter viele offene Fragen hinsichtlich einer Medikamenten-Einnahme, die ohne Risiken während der Stillzeit eingenommen werden können. Hier sollte im Zweifel für weiterführende Tipps und die richtige medizinische Behandlung unbedingt ein Arzt oder eine Ärztin hinzugezogen werden.
Vor allem stillende Mütter haben oft mit Schmerzen an ihren Brustwarzen zu kämpfen. Um dem vorzubeugen können spezielle Brustwarzengels und Hydrogel-Pads verwendet werden. Nach dem Duschen sollte die Haut an den Brüsten nur vorsichtig abgetupft und nicht trocken gerubbelt werden, da sonst zusätzliche Reizungen entstehen können. Stilleinlagen sollten häufig gewechselt werden, um eine Ansammlung von Bakterien an der Brust zu vermeiden. Ein guter Tipp: Frische Muttermilch kann zur Heilung der wunden Brustwarzen beitragen. Versuche einfach, vor und/oder nach dem Stillen ein paar Tropfen an den empfindlichen Stellen einzumassieren.
Verfasst von Gina Wintrich
Gina Wintrich war Mitarbeiterin des Marketing- und Redaktionsteams von dermanostic. Sie studierte Sozialwissenschaften mit dem Schwerpunkt Medien und Kommunikation. Für das dermanostic-Hautmagazin fokussierte sie sich als Co-Autorin auf leicht verständliche medizinische Beiträge.