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Lippenherpes und Genitalherpes

Etwa zwei Drittel aller Menschen weltweit sind mit dem Herpes-simplex-Virus infiziert.

Lippenherpes und Genitalherpes

Dr. Alice Martin  22.09.2021

Herpes ist eine sehr häufige Infektionskrankheit, die durch Viren verursacht wird. Wusstest Du, dass etwa zwei Drittel aller Menschen weltweit das Virus in sich tragen? Das heißt allerdings nicht, dass es auch bei jedem ausbricht. Wir möchten hier genauer auf die beiden Formen des Lippenherpes und Genitalherpes eingehen.

Was ist Herpes überhaupt?

Der Lippenherpes (Herpes labialis) ist die häufigste Form von Herpes und auch sehr bekannt. Man erkennt ihn meist durch die kleinen typischen Bläschen an der Lippe. Damit sind oftmals Symptome wie Rötungen, Spannungsgefühl, Juckreiz oder Brennen verbunden. Doch Herpes kann nicht nur an der Lippe auftreten. Auch im Genital- und Analbereich ist ein Ausbruch nicht selten. Die Symptome sind hier sehr ähnlich.

Sowohl der Lippenherpes als auch der Genitalherpes (Herpes genitalis) werden durch die Herpes-simplex-Viren (HSV) verursacht. Dieser tritt in zwei Typen auf: Typ 1 ist für den Herpes labialis und Typ 2 für den Herpes genitalis verantwortlich.

Übertragung von Herpes

Beide Typen des Virus sind sehr leicht übertragbar. Bei direktem Kontakt ist die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung sehr hoch. Am häufigsten kommt es zu Übertragungen durch sogenannte „Schmierinfektionen“: Zum Beispiel durch Küssen, ungeschützten Geschlechtsverkehr oder auch Kontakt mit der Flüssigkeit aus den Bläschen. Es kann aber auch ausreichend sein, aus dem gleichen Glas zu trinken wie die infizierte Person.

Wichtig ist: Ansteckend ist der Bläscheninhalt – daher sollten die betroffenen Stellen unbedingt nicht aufgekratzt werden!

Durch Berührungen mit den Händen kann das Virus auf andere Körperstellen oder andere Personen übertragen werden. Die Erreger gelangen über kleinste Risse in der Haut oder den Schleimhäuten in den Körper und beginnen dort, sich zu vermehren, bis schließlich erste Symptome auftreten. Weiter kann auch eine Tröpfcheninfektion stattfinden, zum Beispiel beim Husten oder Niesen.

Der Lippenherpes - Herpes Labialis

Wie bereits erwähnt liegt dem Lippenherpes in den meisten Fällen das Herpes-simplex-Virus Typ 1 zugrunde. In manchen Fällen kann es jedoch auch zu einer Ansteckung mit HSV-Typ 2 kommen, zum Beispiel durch Übertragung der Viren beim Oralverkehr. Umgekehrt kann es so auch im Genitalbereich zu einer Ansteckung mit HSV-Typ 1 kommen.

Der Lippenherpes ist keine Seltenheit. In Europa sind etwa 33% aller Kinder und 74% aller Erwachsenen mit dem Virus infiziert. Man kann sagen, dass die Lippen und Mundwinkel besonders anfällig sind, da es durch die ständige Bewegung schnell zu kleinen Rissen kommen kann, wodurch die Viren eindringen können.

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Wie wird Herpes an der Lippe behandelt?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten mit Hilfe von Salben oder Tabletten den Heilungsprozess zu unterstützen und im besten Fall zu beschleunigen, jedoch kann auch so eine Infektion nicht mehr verhindert werden.

Der Verlauf einer Herpes-Infektion sieht in der Regel so aus: Zunächst erkennt man Rötungen, Kribbeln und Juckreiz bevor es schließlich zum Ausbruch kommt. Dann werden die oftmals schmerzhaften Bläschen sichtbar. Nach einigen Tagen platzen diese Bläschen meist von allein aus und die Wundflüssigkeit tritt aus (Vorsicht: Ansteckend!). Es entstehen kleine Wunden und eine Wundkruste wird gebildet, die in der Regel nach 10-12 Tagen abfällt, darunter hat sich neue Haut gebildet. Dann ist der Herpes abgeheilt.

In der Regel ist eine Herpes-Infektion mit normalem Verlauf zwar unangenehm, aber dennoch harmlos. In seltenen Fällen kann es jedoch zu einer zusätzlichen Infektion mit Bakterien kommen, was die Symptome enorm verstärkt und Nebenwirkungen wie Fieber oder Gliederschmerzen mit sich bringen kann. In diesen Fällen sollte eine ärztliche Person aufgesucht werden.

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Der Genitalherpes - Herpes genitalis

Der Genitalherpes zählt zu den häufigsten Krankheiten, die durch sexuellen Kontakt übertragen werden können. Fast 80% der Infektionen werden durch HSV-Typ 1 ausgelöst, die restlichen 20% durch Typ 1. In den meisten Fällen erfolgt eine Ansteckung durch eine Schmierinfektion beim (ungeschützten) Geschlechtsverkehr. Über winzige Verletzungen der Schleimhäute gelangen die Viren in den Körper. Frauen sind häufiger betroffen, da für sie das Ansteckungsrisiko deutlich höher ist (Schleimhäute sind empfindlicher).

Nach dem Lippenherpes ist der Genitalherpes die häufigste Herpes-Infektionskrankheit. Auch hier entstehen Herpes-Bläschen, jedoch im Genitalbereich. Der Krankheitsverlauf ähnelt dem des Lippenherpes sehr. Darüber hinaus kann es beim Genitalherpes jedoch auch noch leicht zu Entzündungen an den Geschlechtsorganen kommen (Balanitis: Eichelentzündung; Vulvovaginits: Vaginal- und Vulvaentzündung). Auch Schmerzen beim Wasserlassen sind möglich. Beim Vaginalherpes kommt oft ein glasiger Ausfluss hinzu.

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Was kann man gegen Genitalherpes tun?

Hier kann die Infektion etwas länger andauern als beim Lippenherpes - bis der Genitalherpes vollständig abgeheilt ist, dauert es in der Regel zwei bis drei Wochen. Zur Behandlung werden auch hier antivirale Medikamente eingesetzt. Es gibt auch hier wieder verschiedene Möglichkeiten: Cremes oder Salben können eingesetzt werden, bei ausgeprägten Befunden sind ebenfalls Tabletten Teil der Therapie.

Der Heilungsprozess kann so beschleunigt werden und die Symptome werden gemildert. Jedoch verhindert auch hier die medikamentöse Behandlung keine erneute Infektion. Da es sich hier um eine sexuell übertragbare Krankheit handelt, ist es wichtig, dass der Partner / die Partnerin hier in jedem Fall mitbehandelt wird.

Zwei weitere wichtige Hinweise:

  1. Wer schon einmal mit Genitalherpes infiziert war, ist anfälliger für die Ansteckung mit anderen Geschlechtskrankheiten. Daher sollte hier ganz besonders Acht auf den entsprechenden Schutz gegeben werden (aber das sollte ja sowieso immer der Fall sein).
  2. Sind schwangere Frauen noch kurz vor der Geburt mit Genitalherpes infiziert, kann es sein, dass ein Kaiserschnitt durchgeführt werden muss. Durch eine natürliche Geburt wäre das Ansteckungsrisiko für das Baby zu groß, eine Infektion kann für Säuglinge sehr gefährlich sein.

Warum kommt Herpes immer wieder?

Trägt man die Herpes-simplex-Viren einmal in seinem Körper, wird man sie nicht mehr los. Dadurch ist man für einen erneuten Ausbruch natürlich gefährdet. Gerade ein geschwächtes Immunsystem oder Faktoren wie Stress, Krankheiten, Sonnenbrand oder eine Schwangerschaft können einen erneuten Ausbruch begünstigen und hervorrufen.

Um das Risiko eines erneuten Ausbruchs zu vermeiden, empfiehlt sich:

  • Eine ausgewogene und gesunde Ernährung
  • Genügend Schlaf
  • Viel Bewegung und frische Luft
  • Stress weitestgehend vermeiden

Zusammenfassend kann man also sagen, dass ein gesunder Lebensstil helfen kann, einen erneuten Ausbruch zu vermeiden. Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es dafür aber nicht.

Da Herpes außerdem sehr leicht übertragbar ist, kann einer Ansteckung nicht in vollständigem Umfang vorgebeugt werden. Man kann entsprechende Hygiene- und Verhütungsmaßnahmen treffen, die das Risiko zwar verringern, jedoch nie vollständig verhindern können.

Dr. Alice Martin

Verfasst von Dr. Alice Martin
Co-Autor: Gina Wintrich

Dr. med. Alice Martin ist Hautärztin in Weiterbildung und Mitgründerin der Online-Hautarztpraxis dermanostic. Sie ist leidenschaftliche Vermittlerin für dermatologische Themen und deshalb bei dermanostic für die Patientenkommunikation zuständig.