Hautveränderungen, Gelenkbeschwerden und Kurzatmigkeit – mögliche Symptome der sogenannten Sarkoidose. Wir erklären Ihnen, was diese Erkrankung bedeutet, wie sie entsteht und was man dagegen tun kann.
Die Sarkoidose (oder Morbus Boeck) bezeichnet eine entzündliche Multisystemerkrankung, bei der sich knötchenförmige Gewebsveränderungen bilden können. Die Sarkoidose kann überall im bzw. am Körper auftreten und die Organe beeinträchtigen. Die häufigste Krankheitsform ist die chronische Sarkoidose der Lunge.
Betroffene sind meistens weiblich und zwischen dem 20 und 40 Lebensjahr. Teilweise erkranken auch Kinder unter 4 Jahren an einer Sarkoidose, was als „frühkindliche Sarkoidose“ bezeichnet wird. In ca. 20% der Fälle treten auch Symptome an der Haut auf.
Die genaue Ursache für diese entzündliche Erkrankung ist nicht vollständig geklärt, viele Faktoren spielen bei der Krankheitsentstehung eine Rolle. Unter anderem wird eine Autoimmunkomponente, bei der der Körper gegen sich selbst agiert, angenommen.
Man vermutet außerdem, dass das Einatmen schädlicher Substanzen das Immunsystem der Lunge aktiviert, da die Sarkoidose vor allem die Lunge betrifft.
Je nach Verlaufsform unterscheidet man zwischen einer akuten – also plötzlich auftretenden - und einer chronischen Sarkoidose:
Die Sarkoidose kann theoretisch den ganzen Körper betreffen, was verschiedenste Symptome erzeugt:
Die frühkindliche Sarkoidose zeigt weniger stark ausgeprägte Symptome. Die Symptome umfassen Fieber, Appetitlosigkeit und Müdigkeit oder eine Vergrößerung von Leber und Milz.
Neben dem persönlichen Patientengespräch und einer körperlichen Untersuchung sollten eine Röntgenaufnahme des Brustbereichs und eine Lungenfunktionsuntersuchung erfolgen. Je nachdem welche Organe betroffen sind, führen individuelle Untersuchungen zu einer sicheren Diagnose.
Wenn die Haut betroffen ist, sollten Hautproben unter lokaler Betäubung durchgeführt werden. Dabei wird das Gewebe mikroskopisch untersucht, sodass eine Diagnose gestellt werden kann.
Wenn heftige Symptome bestehen, wird zunächst eine Therapie mit nicht-steroidalen Entzündungshemmer (NSAR), welche fiebersenkend, entzündungshemmend und schmerzstillend wirken, eingeleitet. Dazu zählen Wirkstoffe wie z.B. Ibuprofen oder Paracetamol. Bei Verschlechterung der Symptome kann kurzzeitig auch Kortison eingesetzt werden, um die Entzündung einzudämmen.
Wenn die Haut betroffen ist, kann äußerlich Kortison in Form einer Creme aufgetragen werden. Auch kann die betroffene Stelle mit Kortison unterspritzt werden.
Alternativ gibt es die Möglichkeit, die entsprechenden Areale mit UV-Licht zu bestrahlen. Das UV-Licht unterdrückt lokal das Immunsystem der Haut.
Bei der chronischen Sarkoidose ist Kortison Therapie der Wahl, welches in Rücksprache mit dem Arzt über Monate verabreicht wird und langsam reduziert wird. Dies begünstigt als Nebenwirkung einen Knochenschwund (Osteoporose), was vom Arzt bei der Therapieentscheidung berücksichtigt werden sollte. Bei einer längerfristigen Therapie mit Kortison sollten Magenschutztabletten und Vitamin D eingenommen werden.
In schweren Verläufen können „Immunsuppressiva“, welche das Immunsystem herunterfahren, eingesetzt werden. Durch diese Immunsuppressiva ist gleichzeitig das reguläre Immunsystem geschwächt, sodass Infekte schneller entstehen können.
Bei der akuten Sarkoidose genesen 95% der Patienten innerhalb von einigen Monaten spontan und ohne Behandlung.
Die akute Sarkoidose heilt häufig unter entsprechender Therapie schnell ab.
Eine Spontanheilung bei der chronischen Sarkoidose ist zwar möglich, aber selten. Je weiter die Diagnose fortgeschritten ist, desto schwieriger ist die Therapie bzw. desto schlechter ist die Prognose. Die Hälfte aller Patienten mit einer chronischen Sarkoidose entwickelt bleibende Lungenschäden. Die meisten sind aber nicht allzu stark ausgeprägt.
Dr. med. Alice Martin ist Hautärztin in Weiterbildung und verantwortlich für die fachliche Redaktion bei dermanostic. Sie übernimmt die öffentliche Patientenkommunikation und schreibt medizinische Artikel.