Keratosis Pilaris („Reibeisenhaut“): Erklärung, Entstehung, Behandlung
Lisa Henkel 14.08.2022
Bei der Reibeisenhaut ist der Name Programm: Betroffene leiden an kleinen Pickelchen und rauer Haut. Am häufigsten sind die Oberarme, Oberschenkel und seltener das Gesäß betroffen. Reibeisenhaut ist alles andere als selten: Geschätzt leiden bis zu 50 % aller Menschen daran – manche mehr, manche weniger.
Mit der richtigen Pflege und geeigneten medizinischen Wirkstoffen ist die Reibeisenhaut gut behandelbar. Hier erfährst Du alles, was Du wissen musst!
Die Reibeisenhaut wird in der medizinischen Fachsprache als Keratosis pilaris bezeichnet. Es handelt sich um eine sehr häufige Verhornungsstörung der Haut. Die Keratosis pilaris ist weder ansteckend noch gefährlich, wird jedoch von vielen Betroffenen als optisch störend empfunden. Die Hautveränderung tritt in jedem Alter und bei jedem Geschlecht auf, vor allem jedoch während der Pubertät. Der Verlauf ist sehr variabel. Ganz typisch ist eine Verbesserung im Sommer und eine Verschlechterung im Winter. Manchmal geht die Reibeisenhaut auch mit weiteren Hauterkrankungen, wie z.B. Neurodermitis (atopische Dermatitis), einher.
Reibeisenhaut entsteht, wenn der Körper zu viel Keratin produziert. Davon leitet sich auch der Name Keratosis pilaris ab. Keratin ist ein Eiweiß (Protein), das bei jedem Menschen in der Haut, aber auch in Haaren und Nägeln vorkommt. Es verleiht Stabilität und Schutz und erfüllt daher wichtige Funktionen für eine gesunde Haut. Wenn zu viel Keratin vorhanden ist, sammelt es sich jedoch in Haarfollikeln und Poren. So entstehen die kleinen Pickelchen bei Keratosis pilaris. Warum es aber überhaupt erst zur übermäßigen Produktion von Keratin kommt, ist unklar. Ärzt*innen vermuten, dass genetische Veranlagung eine Rolle spielt.
Auch wenn im Zusammenhang mit der Reibeisenhaut immer von Pickelchen gesprochen wird, handelt es sich eigentlich gar nicht um Pickel. Pickel sind nämlich Entzündungen der Haarfollikel, meist verursacht von Bakterien. Bei fiesen Eiterpickeln – die, die immer zu den ungünstigsten Zeitpunkten mitten im Gesicht auftauchen – ist das gut sichtbar. Bei der Reibeisenhaut hingegen ist der Haarfollikel nicht entzündet, sondern mit Keratin verstopft. Es handelt sich daher um sogenannte Papeln, kleine Knötchen auf der Haut.
Wir wissen, es ist verlockend. Trotzdem solltest Du auf keinen Fall an Deiner Haut herumdrücken. Dabei reizt und verletzt Du Deine Haut. Außerdem befinden sich an den Fingern und unter den Fingernägeln reichlich Dreck und Bakterien, die in die Haut gelangen können. Das wiederum kann zu Entzündungen führen. Hinweise auf eine Entzündung sind Schmerzen und Rötung.
Zu viel Feuchtigkeit kennt die Reibeisenhaut nicht. Die richtigen Pflegeprodukte helfen, die Haut geschmeidig und glatt zu halten. Durch die verdickte Hornschicht kann Feuchtigkeit jedoch nicht so gut aufgenommen werden. Deshalb benötigt Reibeisenhaut eine intensive(re) Pflege mit feuchtigkeitsspendenden und rückfettenden Cremes. Hier lohnt sich auch ein Blick auf die Inhaltsstoffe: Urea (Harnstoff), Öle (z.B. Mandelöl), Sheabutter oder Hyaluronsäure spenden Feuchtigkeit. Parfüm, Duftstoffe und Sulfate sollten vermieden werden, weil sie die Haut austrocknen und irritieren. Gleiches gilt für die Hautreinigung: Wir empfehlen Dir, seifenfreie Duschmittel zu verwenden.
Reibeisenhaut verschwindet nicht von heute auf morgen. Regelmäßige und kontinuierliche Pflege ist das A und O.
Peelings dienen dazu, abgestorbene Hautschuppen sanft zu entfernen. Doch Peeling ist nicht gleich Peeling. Es gibt mechanische und chemische Peelings. Mechanische Peelings enthalten z.B. kleine Körner, Perlen, Salz oder Zucker, die die Haut sanft „abschleifen“. Chemische Peelings hingegen enthalten bestimmte Inhaltsstoffe, die die Hautschuppen „auflösen“. Am verbreitetsten sind Bodylotions mit Urea (Harnstoff) in verschiedenen Konzentrationen. Weitere Inhaltsstoffe in chemischen Peelings sind Säuren wie Glykolsäure oder Salicylsäure. Sowohl mechanische als auch chemische Peelings findest Du frei verkäuflich in der Drogerie und Apotheke. Für die Behandlung der Keratosis pilaris gibt es keine eindeutige Empfehlung. Jede Haut spricht unterschiedlich auf verschiedene Produkte und Inhaltsstoffe an. Wichtig ist, dass Du es nicht übertreibst und Deine Haut im Blick behältst. So kannst Du herausfinden, was für Deine Haut am besten ist.
Bei hartnäckiger Reibeisenhaut reichen auch die tägliche Hautpflege und regelmäßige Peelings nicht immer aus. Dann ist es sinnvoll, eine medizinische Behandlung zu ergänzen. Die Hautpflege sollte dabei auf jeden Fall fortgeführt werden, sie ist immer die Basis. Für die medizinische Behandlung gibt es verschiedene Wirkstoffe, wie z.B. Retinoide oder Azelainsäure. Diese sind in Cremes erhältlich und werden einfach auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen. Mittlerweile gibt es außerdem auch Laserbehandlungen, die gegen Reibeisenhaut durchgeführt werden können.
Entwarnung: Eigentlich besteht kein Grund zur Sorge, denn Reibeisenhaut muss in den allermeisten Fällen nicht medizinisch behandelt werden. Hinter den eigentlich harmlosen Pickelchen können sich jedoch auch andere Hautkrankheiten verbergen. Sind die kleinen Pickelchen beispielsweise mit Eiter gefüllt, kann es sich auch um Akne oder eine Haarbalgentzündung (Follikulitis) handeln. Bei stark juckenden Pickeln kann auch eine allergische Hautreaktion die Ursache sein. Sind die Pickelchen wiederum am ganzen Körper verteilt, muss bei Kindern auch an ansteckende Erkrankungen, wie z.B. Windpocken (Varizellen), gedacht werden.
Verfasst von Lisa Henkel
Lisa Henkel ist Medizinstudentin im klinischen Abschnitt und unterstützt als Co-Autorin die fachliche Redaktion bei dermanostic. Dabei verantwortet sie das Wirkstofflexikon und kleine Fachartikel zu Hauterkrankungen