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Neurodermitis: Eine chronische Erkrankung im Überblick

Von der Diagnose bis zur Therapiemöglichkeit. 

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Dr. med. Alice Martin 03.11.2025

Neurodermitis, auch atopisches Ekzem genannt, ist eine chronische, entzündliche Hauterkrankung, die vor allem durch trockene, gerötete und juckende Haut gekennzeichnet ist. Sie verläuft meist in Schüben, das heißt, die Symptome treten zeitweise stärker auf und können sich wieder bessern. 

Die Neurodermitis gehört zum so genannten Formenkreis. Der allergische Formenkreis beschreibt die Kombination aus genetischer Veranlagung und Umweltfaktoren, die zu einer Überempfindlichkeit des Immunsystems führen und sich in Erkrankungen äußern kann. Es ist zu klären, ob weitere Allergien oder Begleiterkrankungen vorliegen.  

Zu diesen Erkrankungen können zählen: 

  • Atopische Dermatitis (Neurodermitis oder Atopisches Ekzem) 
  • Allergisches Asthma (allergisch bedingte chronische Erkrankung der Lunge) 
  • Allergische Rhinokonjunktivitis (Umgangssprachlich als “Heuschnupfen” bezeichnet) 
  • Nahrungsunverträglichkeiten 

Hierbei sollte eine ausführliche allergologische Untersuchung erfolgen. Hierzu ist es gut zu wissen, dass in der Medizin in vier unterschiedliche Allergietypen eingeteilt wird: Typ I bis IV-Allergien. 

Bei schwerer Neurodermitis sind Typ I-Allergien (die auch lebensbedrohlich verlaufen können) deutlich häufiger als andere allergische Reaktionen. Diese werden mittels sogenanntem “Prick-Test” diagnostiziert. 

Für Patient:innen bedeutet das: Wer Neurodermitis hat, sollte auch mögliche Begleiterkrankungen wie Asthma oder Heuschnupfen im Blick behalten. So können Ärzt:innen gezielter prüfen, ob weitere Allergien vorliegen, und die Behandlung umfassend planen. 

Diagnose: Majorkriterien & Minorkriterien 

Die atopische Dermatitis wird mit einer Blickdiagnose festgestellt.  

Zusätzliche diagnostische Kriterien bzw. eine bestimmte Anzahl von Symptomen muss jedoch gegeben sein, um eine Diagnose stellen zu können.  

Hierbei wird zwischen Major- und Minorkriterien unterschieden. Prinzipiell gelten die Majorkriterien als ausschlaggebend für die Diagnose. Die Minorkriterien sind dabei als Indizien für die Erkrankung der atopischen Dermatitis zu werten und sollten kontinuierlich beobachtet werden. Sie müssen nicht zwingend auftreten, die Wahrscheinlichkeit ist jedoch erhöht. 

Majorkriterien  

  1. Die Hautveränderung ist verbunden mit einem ausgeprägtem Juckreiz 
  2. Die Erkrankung hat einen chronischen Verlauf 
  3. Der Juckreiz tritt an den klassischen Prädilektionsstellen, wie Ellenbeugen und Kniekehlen auf (bei Erwachsenen) - bei Kindern kann der ganze Körper betroffen sein 
  4. Familienmitglieder bzw. Verwandte haben ebenfalls eine Erkrankung aus dem “allergischen Formenkreis”  

Minorkriterien 

  1. Milchschorf im Säuglingsalter (nicht zwingend bei jeder Neurodermitis) 
  2. Xerosis cutis (trockene Haut) 
  3. Bestimmte Blutparameter (IgE-Spiegel erhöht) 
  4. Atopische Gesichtsblässe (Um die Nasen- und Mundpartie eine Gesichtsblässe) 
  5. Ohrläppchenrhagarden (Risse bei den Ohrläppchen) 
  6. Keratosis pilaris (auch bekannt als “Reibeisenhaut”) 
  7. Demographismus albus (besondere Reaktion der Haut auf mechanische Reize) 
  8. Weitere Auffälligkeiten, z.B. doppelte Augenlid-Unterfalte, Verdünnung der Augenbraue an der Außenseite  

Symptome und Hautbeschaffenheit 

Im Gegensatz zu anderen Erkrankungen kann die Neurodermitis nicht an einem einzelnen Blutwert ausgemacht werden und es ist stets ein Zusammenspiel unterschiedlicher Symptome

Wie ist die Neurodermitis-Haut im Vergleich zur normalen Haut beschaffen? 

Typische Symptome bei Patient:innen mit Neurodermitis bzw. der atopischen Dermatitis ist eine deutliche trockenere Haut als bei Menschen mit einer normalen Hautbeschaffenheit. Daraus resultiert in vielen Fällen auch starker Juckreiz. Das beruht auf Gendefekten, die für Schäden in der Hautbarriere verantwortlich sind. Dadurch verliert die Haut der Betroffenen Feuchtigkeit sowie Flüssigkeit, welche zu einer Chronifizierung führen. 

Zudem ist die Haut von Neurodermitis-Patient:innen mit einer größeren Menge des Bakteriums Staphylococcus aureus besiedelt. Diese Ansiedlung stört das Immunsystem und triggert die Entzündungsreaktion der Haut, sodass sich die Krankheit zusätzlich verschlechtert. Dies bedeutet, dass es sich um einen Kreislauf handelt, der schubweise auftritt. 

Therapie und Pflege 

Die Therapie hängt vom Stadium der Neurodermitis ab, wobei zwischen der chronischen Form und akuten Phasen unterschieden wird. Die Erkrankung verläuft schubweise und kann auch symptomfreie Phasen haben. Grundsätzlich handelt es sich um eine chronische Krankheit, die eine lebenslange Behandlung und Pflege erfordert – selbst wenn aktuell keine Hautveränderungen sichtbar sind. 

Die Therapie bei Neurodermitis zielt darauf ab, die Beschwerden zu lindern, akute Verschlechterungen zu verhindern und die Haut widerstandsfähiger zu machen. Dabei wird der Behandlungsplan immer auf die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen abgestimmt. Neben gezielter Hautpflege spielen medizinische Therapien eine zentrale Rolle. 

Medizinische Ansätze: Cremes, Medikamente und Lichttherapie 

Entzündungshemmende Cremes und Salben, zum Beispiel mit Kortison oder Calcineurin-Hemmern, reduzieren Juckreiz und Hautentzündungen. Bei besonders starken Beschwerden kommen manchmal systemische Medikamente oder moderne Antikörper-Therapien wie Dupilumab zum Einsatz, die das Immunsystem gezielt regulieren. Ergänzend kann die Lichttherapie mit UV-Strahlen bei großflächigen Hautproblemen deutliche Verbesserungen bringen. 

Folgende Anwendungen sind bei akuten Schüben zu empfehlen: 

  • Im Falle eines akuten Schubs, also einer akuten Entzündung der Haut, wird die betroffene Hautstelle lokal mit kortisonhaltigen Präparaten behandelt 
  • Gleichzeitig können Antihistaminika den Juckreiz lindern und eine Bestrahlung mit UVB-Strahlen kann die Störung des Immunsystems unterdrücken 
  • Vollbäder, denen eine geringe Menge an Natriumhypochlorit bzw. Bleichmittel beigemengt wird, können die Ekzeme positiv beeinträchtigen 
  • Tägliche Hautpflege ist wichtig: Die Haut sollte sorgfältig eingecremt werden, auch die nicht betroffenen Stellen 
  • Die Duschfrequenz ist auf 2-3 Mal pro Woche zu reduzieren. Dabei ist insbesondere das Eincremen nach dem Duschen nicht außen zu lassen 
  • Feuchte Umschläge können bei starkem Juckreiz hilfreich sein 

Prinzipiell ist es ratsam bei chronischer Neurodermitis die Haut wie folgt zu pflegen: 

  • Anwendung einer rückfettenden Creme, die sowohl in der Tiefe als auch an der Hautoberfläche für Feuchtigkeit sorgt und einen schützenden Fettfilm hinterlässt 
  • Auch hier wird eine Duschfrequenz von 2–3 Mal pro Woche empfohlen 
  • Material der Kleidung oder Bettwäsche können den Zustand der Haut beeinflussen. Erfahre hier, welche Materialien für an atypischer Dermatitis erkrankter Haut geeignet sind 

Ebenfalls sollte man als Neurodermitis-Patient:in gezielt auf seine Ernährung achten. Bestimmte Lebensmittel mit allergieauslösenden Stoffen können atopische Erkrankungen begünstigen, beziehungsweise die vorantreiben. Vorschläge zur Ernährungsweise bei Neurodermitis haben wir Dir hier in unserem Artikel zusammengetragen. 

Generell gilt: Bei einer konsequenten und langfristigen Therapie lässt sich die Neurodermitis erfolgreich ohne erneute Ausbrüche kontrollieren 

Gut kontrollierte Neurodermitis kann auch Begleiterkrankungen wie Asthma oder Allergien lindern. Unsicher, ob Du betroffen bist oder wie Du Deine Schübe behandeln solltest? Wende Dich gerne über unsere App an unsere Hautfachärzt:innen – innerhalb von 24 Stunden erhältst Du einen ausführlichen Arztbrief mit Diagnose und Therapieempfehlung.

Dr. med. Alice Martin

Verfasst von Dr. med. Alice Martin

Dr. med. Alice Martin ist Hautärztin in Weiterbildung und Mitgründerin der Online-Hautarztpraxis dermanostic. Sie ist leidenschaftliche Vermittlerin für dermatologische Themen und deshalb bei dermanostic für die Patientenkommunikation zuständig. 

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