Wundermittel Kortison? Anwendung und Wirkung bei Hauterkrankungen
Von der Behandlung von Ekzemen bis zur Psoriasis: Erfahre, wie Kortison wirkt, wann es sinnvoll ist und worauf Du achten solltest.
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Dr. Alice Martin 21.10.2025
Kortison ist eine der am häufigsten verschriebenen Wirkstoffgruppen in der Dermatologie. Die Einnahme von Cortison oder das Auftragen von Cortison in Form von Salbe wird bei einer Vielzahl von Hauterkrankungen eingesetzt, von Ekzemen über Insektenstichen, bis hin zu Psoriasis (Schuppenflechte). Die Behandlung mit Kortison erfolgt in Form von topischen Cremes, Salben, Lotionen, oder in Tablettenform oder intravenösen Injektionen. Die Art der Behandlung variiert je nach Bedarf und Krankheitsbild.
Was ist Kortison?
Kortison (auch Cortison geschrieben) ist besser als das Medikamentenwirkstoff Kortikosteroid bekannt. Das Hormon Kortison wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in den Nebennieren kleinen Drüsen oberhalb der Nieren, die eine zentrale Rolle bei der Regulation physiologischen Prozessen spielen.
Das körpereigene Hormon ist Cortisol, das häufig als "Stresshormon" bezeichnet wird, da es eine Schlüsselrolle bei der Reaktion auf Stress und bei der Aufrechterhaltung des Stoffwechsels spielt. Cortisol beeinflusst den Glukosestoffwechsel, hilft bei der Aufrechterhaltung des Blutdrucks und reguliert Entzündungsreaktionen und Immunantworten in unserem Körper.
Kortison hingegen ist die synthetisch hergestellte und inaktive Form von Cortisol. Im Körper kann es in Cortisol umgewandelt werden und wirkt dann auf ähnliche Weise. Daher wird Kortison häufig in Medikamenten eingesetzt, um Entzündungen und überschießende Immunreaktionen zu behandeln.
Cortison ist eine chemisch umgewandelte Form von Glucocorticoids Cortisol, das wichtig für den Kohlenhydrathaushalt, den Fettstoffwechsel und den Proteinumsatz ist.
Umgangssprachlich werden Glucocorticoide – also Medikamente mit Cortisolwirkung, wie Prednisolon oder Dexamethason – häufig als „Kortison“ bezeichnet. Wenn von den Nebenwirkungen beim Einsatz von Cortison die Rede ist, geht es daher genau genommen um die Nebenwirkungen der Glucocorticoide.
Kortison & Haut: Wann wird das Medikament angewendet?
Gerade in der Hautpflege finden kortisonhaltige Produkte eine hohe Anwendung: Kortisonhaltige Cremes, Salben, Lotionen und Gele werden zur topischen Behandlung von Hauterkrankungen eingesetzt. Dazu gehören:
- Ekzeme: Kortison kann Entzündungen und Juckreiz bei atopischer Dermatitis und Kontaktdermatitis reduzieren.
- Psoriasis: Bei Psoriasis vulgaris (Schuppenflechte) kann Kortison helfen, die überaktiven Immunreaktionen in der Haut zu kontrollieren und die Schuppung zu verringern.
- Hautausschläge: Verschiedene Arten von Hautausschlägen, einschließlich allergischer Reaktionen, können erfolgreich mit Kortison behandelt werden.
- Insektenstiche und Verbrennungen: Kortison kann auch bei der Linderung von Juckreiz und Entzündungen nach Insektenstichen oder leichten Verbrennungen helfen.
Wenn Du unsicher bist, ob Kortison für Deine Hautprobleme geeignet ist, kontaktiere am besten eine Hautärztin oder einen Hautarzt. Oder wählen den Weg über unsere App: Hier kannst Du Fotos der betroffenen Hautstellen hochladen und einen kurzen Fragebogen ausfüllen. Innerhalb von 24 Stunden erhältst Du einen Arztbrief mit Diagnose und einer Therapieempfehlung.
Wie wirkt Kortison?
Kortison, genauer gesagt Kortikosteroide, wirken auf unterschiedliche Weise in unserem Körper. In der Regel sind es entzündliche Hauterkrankungen und Immunerkrankungen bei denen Kortison eingesetzt wird.
Hier sind die wichtigsten Wirkmechanismen von Kortison:
- Entzündungshemmung: Kortison hat starke entzündungshemmende Eigenschaften. Durch die Hemmung von Symptomen wie Schwellungen, Rötungen, Schmerzen und Hitzegefühl, wird Kortison bei der Behandlung von entzündlichen Hauterkrankungen eingesetzt.
- Immununterdrückung: Kortison beeinflusst das Immunsystem, indem es die Aktivität von Immunzellen unterdrückt. Dies kann bei Autoimmunerkrankungen wie Lupus, rheumatoider Arthritis und anderen Zuständen hilfreich sein, bei denen das Immunsystem überaktiv ist und körpereigene Gewebe angreift.
- Verengung von Blutgefäßen: Kortison kann die Blutgefäße verengen (Vasokonstriktion). Dies kann nützlich sein, um entzündliche Erkrankungen in der Nähe der Hautoberfläche zu reduzieren und die Durchblutung in entzündeten Bereichen zu verringern.
- Blockade von Immunreaktionen: Kortison kann die Wirkung bestimmter Immunzellen, insbesondere der sogenannten T-Zellen, hemmen. Dadurch werden Immunreaktionen gedämpft, was bei Hauterkrankungen wie Ekzemen und Psoriasis nützlich sein kann, bei denen eine überaktive Immunreaktion eine Rolle spielt.
- Unterdrückung von Zellteilung: Bei Hauterkrankungen, bei denen eine beschleunigte Zellteilung zu Schuppenbildung führt, kann Kortison die Zellteilung verlangsamen und dadurch die Schuppung reduzieren.
Es ist wichtig zu beachten, dass Kortison, während es in vielen Fällen eine wirksame Behandlungsmöglichkeit bietet, auch Nebenwirkungen haben kann, insbesondere bei übermäßiger oder langfristiger Anwendung.
Wie schnell wirkt Kortison?
Ein großer Vorteil der Kortisontherapie ist ihre schnelle Wirkung. Je nach Darreichungsform – Salbe, Tablette oder Injektion – und Dosierung können die Effekte innerhalb weniger Stunden bis zu einigen Tagen spürbar sein. Eine pauschale Aussage lässt sich jedoch nicht treffen, da die Wirkung von individuellen Faktoren und der Art der Erkrankung abhängt. Deshalb muss die genaue Dosierung und Dauer der Behandlung immer mit einem Arzt oder einer Ärztin besprochen werden.
Welche Nebenwirkungen hat Kortison?
Viele Menschen verbinden die Einnahme von Kortison häufig mit einer Sache: Die möglichen Nebenwirkungen. Die Anwendung von Kortison, insbesondere über einen längeren Zeitraum oder eine hohe Dosierung, kann verschiedene Nebenwirkungen mit sich bringen. Das Risiko für Nebenwirkungen kann von Person zu Person variieren und hängt auch von Faktoren wie der Art des Kortikosteroids, der Anwendungsweise, der Dauer der Anwendung und der individuellen Empfindlichkeit ab. Hier sind einige mögliche Nebenwirkungen von Kortison:
- Hautatrophie: Langfristige Anwendung von Kortikosteroiden kann zu einer Verdünnung der Haut führen. Das Ergebnis ist eine dünne und verletzbare Haut. Haut kann an Elastizität verlieren, und feine Blutgefäße können sichtbarer werden.
- Hautverfärbungen: Kortison kann bei Anwendung auf der Haut zu Pigmentveränderungen führen. Eine erhöhte Anfälligkeit zeigen dabei Menschen mit dunklerer Haut. Sowohl eine Aufhellung oder Verdunkelung der Haut an den behandelten Stellen ist möglich.
- Periorale Dermatitis: Bei einigen Menschen kann die Anwendung von Kortison im Gesicht das Auftreten oder die Verschlimmerung einer perioralen Dermatitis verursachen, einem Ausschlag um den Mund herum.
- Hautreizungen: Einige Menschen haben eine allergische Reaktion und können auf Kortison mit Hautreizungen, Rötungen, Brennen oder Juckreiz reagieren. Dies kann als Kontaktekzem oder Allergie auf das Kortikosteroid auftreten.
- Steroidakne: Langfristige Anwendung von Kortison kann zu einer Form von Akne führen, die als Steroidakne bekannt ist. Sie ähnelt der herkömmlichen Akne, kann jedoch besonders hartnäckig sein.
- Erhöhtes Infektionsrisiko: Kortison unterdrückt das Immunsystem lokal, was das Risiko von Hautinfektionen am gesamten Körper erhöhen kann, insbesondere bei einer direkten Anwendung auf der Haut, zum Beispiel bei offenen Wunden oder infizierten Hautbereichen.
- Streifenbildung (Striae): Nach längerer Einnahme von Kortikosteroiden können Striae auftreten, die auch als Dehnungsstreifen bekannt sind. Diese können auftreten, wenn die Haut aufgrund der dünnenden Wirkung des Kortisons überdehnt wird.
- Entzugserscheinungen: Nach längerer Anwendung von hohen Dosen Kortison kann es bei plötzlichem Absetzen zu einem Entzugseffekt kommen, bei dem die Symptome vorübergehend schlimmer werden. Alternativ sollte die Dosis langsam reduziert werden
Es ist wichtig zu betonen, dass Kortison in der Medizin, besonders in der Dermatologie, viele Vorteile hat und in vielen Fällen eine wirksame Behandlungsmöglichkeit bietet. Dennoch sollte die Anwendung von Kortisonprodukten immer unter ärztlicher Aufsicht erfolgen, um das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren und den bestmöglichen Nutzen zu gewährleisten.
Bei Fragen zu möglichen Nebenwirkungen oder zur richtigen Anwendung von Kortisonprodukten wende Dich bitte an Deine behandelnde Ärztin oder Deinen Arzt. So stellst Du sicher, dass Du die Behandlung sicher und effektiv durchführen kannst.
Bei Rückfragen zu einer konkreten Hauterkrankung kannst Du dies auch über unsere App abklären lassen. Hier kannst Du Fotos der betroffenen Hautstellen hochladen und einen kurzen Fragebogen ausfüllen. Innerhalb von 24 Stunden erhältst Du einen Arztbrief mit Diagnose, einer Therapieempfehlung und – falls nötig – ein Rezept.
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Verfasst von Dr. Alice Martin
Dr. med. Alice Martin ist Hautärztin in Weiterbildung und Mitgründerin der Online-Hautarztpraxis dermanostic. Sie ist leidenschaftliche Vermittlerin für dermatologische Themen und deshalb bei dermanostic für die Patientenkommunikation zuständig.
