In den letzten Jahren sind die Fallzahlen der Krätze enorm gestiegen.
Gina Wintrich 15.11.2021
Die Krätze ist eine ansteckende Hautkrankheit, welche in der Bevölkerung bei vielen als ausgestorben geglaubt war. Jedoch wurden in den letzten Jahren immer wieder neue Fälle gemeldet - die Anzahl der Krätze-Fälle ist von 2014 bis 2016 um etwa 200% gestiegen, bis zum Jahr 2017 um weitere 60%. Diese Zahlen sind erschreckend und nach Angaben der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft häufig auf unzureichende Behandlung und Hygienemaßnahmen zurückzuführen.
Bei der Krätze (auch Scabies oder Skabies) handelt es sich um eine Hautkrankheit, die durch Parasiten ausgelöst wird. Alle Altersgruppen können gleichermaßen betroffen sein, wobei eine leicht erhöhte Zahl bei Kindern zu erkennen ist. Verursacht wird die hochansteckende Krankheit durch Krätze-Milben, welche ausschließlich den Menschen befallen. Die Milben graben tunnelförmige Gänge in den oberen Hautschichten (Stratum corneum) und legen dort ihre Eier ab. Darauf reagiert der Körper mit einem Ausschlag oder Ekzem, was häufig, vor allem in der Nacht, mit extremem Juckreiz verbunden ist.
Die Symptome der Krätze sind bei den meisten Patient*innen sehr stark ausgeprägt und dennoch ist die Diagnose nicht immer ganz so einfach, dazu jedoch später mehr. Es gilt einen wichtigen Punkt zu beachten: Die Inkubationszeit beträgt etwa 2-6 Wochen, das heißt, die ersten Symptome treten frühestens 2 Wochen nach dem Befall mit den Parasiten auf. Diese Zeit benötigt das Immunsystem, um auf die Milben im Körper zu reagieren und eine entsprechende Abwehrreaktion zu entwickeln. Es kann also sein, dass Betroffene bereits ansteckend sind, bevor sie überhaupt Symptome erkennen.
Grundsätzlich können die Parasiten den gesamten Körper befallen. Jedoch gibt es einige Körperstellen, die bevorzugt angegriffen werden. Vor allem solche, an denen es warm ist und die obere Hautschicht tendenziell dünner ist als an anderen Stellen. Diese sind:
Nur selten betroffen sind der Kopf, Nacken und Rücken, zumindest bei erwachsenen Patient*innen Bei Babys und Kindern können auch diese Hautstellen befallen sein, denn bei ihnen ist die Haut überall noch dünner und ungeschützter als bei einem Erwachsenen mit ausgeprägterer Hautschutzbarriere.
Typisch für die Krätze ist der extreme Juckreiz, der an den befallenen Stellen auftritt und durch Wärme und auch bei Nacht häufig stärker wird. Die Haut ist gerötet und es kann zu einem brennenden Gefühl kommen. Manchmal sind kommaförmige Stellen (Gänge) sichtbar. Auch Hautausschläge (Exantheme) können die Folge vom Parasitenbefall sein.
In den meisten Fällen ist der hohe Leidensdruck, ausgelöst durch den starken Juckreiz, der Grund, warum Krätze-Patient*innen den Arzt oder die Ärztin aufsuchen. Die Gänge, die die Milben graben, können bis zu 1cm groß werden und haben die Form eines kleinen Kommas. In den meisten Fällen sind die Gänge jedoch nicht für das bloße Auge sichtbar oder sie sind sogar von den Krusten oder anderen Hauterscheinungen überdeckt. Daher kommt es häufig zunächst zu falschen Diagnosen, wie Allergien oder einer Neurodermitis.
Liegt bei einem Patient*innen also der Verdacht einer Krätze vor, muss der Arzt bei der Untersuchung sehr gezielt vorgehen. Hier gibt es verschiedene Diagnosemöglichkeiten:
Eine Krätze ist sehr ansteckend. Die Übertragung findet in den allermeisten Fällen direkt von Mensch zu Mensch statt, über direkten Hautkontakt. Dieser muss jedoch über einen längeren und engeren Zeitraum bestehen, wie zum Beispiel beim Schlafen in einem Bett oder durch den nahen Körperkontakt zwischen Eltern und Kindern. Nur kurzer Hautkontakt, wie Händeschütteln, sind für eine Übertragung der Krätzmilben meist nicht ausreichend.
Eine Übertragung über Textilien, wie Kleidung oder eine Bettdecke ist auch möglich, jedoch deutlich seltener. Das liegt daran, dass die Milben nur für eine kurze Zeit ohne ihren Wirt, also den Menschen, überleben können und so schon nach kurzer Zeit an den Textilien absterben.
Ein erhöhtes Infektionsrisiko gibt es vor allem dort, wo sich viele Menschen auf einem Raum befinden und die Hygienebedingungen eher mangelhaft sind. Hinzu kommen Faktoren, wie die Bevölkerungsdichte, die medizinische Versorgung und auch der Gesundheitszustand der Menschen. Ein besonders hohes Infektionsrisiko haben Menschen mit geschwächtem Immunsystem, wie Menschen nach oder während einer Chemotherapie, HIV-positive Personen, aber auch ältere Menschen und Kinder.
Ein häufiger Irrtum ist, dass die Krätze eine Folge von mangelnder Körperhygiene sei, das ist jedoch nicht ganz richtig. Die hygienischen Verhältnisse des Umfeldes der Betroffenen sind zwar entscheidend, jedoch kann man sich selbst bloß durch eine gute Körperhygiene nicht vor einer Ansteckung schützen. Bei der Ausprägung der Krätze hingegen spielt die Körperhygiene sehr wohl eine Rolle. Liegt bei einer betroffenen Person eine unzureichende Körperpflege vor, so breiten sich die Milben vermehrt unter der Haut aus und es kann zu Entzündungen kommen.
Bisher haben wir über die gewöhnliche Krätze oder auch Scabies gesprochen. Darüber hinaus gibt es noch einige Sonderformen, die sich in ihrer Ausprägung und den Symptomen unterscheiden können.
In den meisten Fällen kann die Krätze gut behandelt werden. Das Ziel der Behandlung ist es, alle Parasiten im Körper abzutöten. Dazu können verschiedene Anti-Milben-Mittel verwendet werden. Teils haben die Medikamente Nebenwirkungen, daher sollte die Einnahme vorher zwingend eingehend mit einem Arzt oder einer Ärztin besprochen werden. Schwangere, Stillende und Kinder müssen hier gesondert behandelt werden. Sind diese oder Angehörige von der Krätze betroffen, solltest Du Dich individuell von einem Arzt oder einer Ärztin beraten lassen. Nutze dazu auch gerne den Service unserer Hautärzte über die dermanostic App.
Ein Wirkstoff, der sehr häufig zur Bekämpfung von Milben eingesetzt wird, ist Permethrin. Dieser wird in Form einer Creme großflächig auf dem Körper verteilt und verbleibt dort zwischen 8 und 12 Stunden (Einwirkzeit). Danach wird die Creme gründlich abgewaschen. Permethrin ist in der Regel die erste Wahl zur Behandlung von Krätze. Die Therapie mit Permethrin sollte nach 10-14 Tagen wiederholt werden.
Auch wenn die Behandlung erfolgreich war, kann es sein, dass einige Symptome, wie der Juckreiz oder Rötungen noch eine gewisse Zeit erhalten bleiben. Lass Dich davon nicht verunsichern. Dies kann bis zu 6 Wochen anhalten. Neue (kommaförmige) Stellen sollten jedoch nicht auftauchen.
In besonders schweren Fällen kann zusätzlich zur äußeren Therapie eine Behandlung mit Tabletten zur inneren Anwendung verordnet werden. Meist findet die Behandlung mit Ivermectin statt, die Tabletten werden einmalig eingenommen. Liegen nach zwei Wochen noch Anzeichen für Milben vor, kann der Vorgang wiederholt werden. Eine innere Therapie kann in manchen Fällen auch angewandt werden, wenn eine äußere Therapie bereits erfolglos geblieben ist.
Neben der Behandlung der betroffenen Person, müssen auch noch einige andere Punkte streng eingehalten werden, um einen erneuten Ausbruch der Krätze zu verhindern. Folgende Punkte sind sehr wichtig:
Vor allem in Gemeinschaftseinrichtungen kann es häufig zu einer erneuten Infektion mit der Krätze kommen. Dort ist es schwierig, alle Personen rechtzeitig und gleichzeitig zu behandeln, sowie alle Textilien entsprechend zu reinigen. Einzelfälle reichen hier oft schon aus, um einen erneuten Ausbruch auszulösen.
Doch auch Einzelpersonen klagen nicht selten darüber, sich bereits nach einigen Wochen erneut infiziert zu haben. Hier kommt es im Körper dann schneller zu einer Reaktion und die Entzündung und der Juckreiz treten schneller ein. Der Grund dafür ist aber nicht, dass man sich nach einer Infektion beim zweiten Mal leichter anstecken kann. Das Infektionsrisiko ist das gleiche, jedoch werden oft die Kontaktpersonen nicht ausreichend mitbehandelt oder Textilien wurden vergessen zu reinigen. So wurden nicht alle Milben abgetötet und es kann zu einer erneuten Infektion kommen.
Achte also unbedingt darauf alle zuvor genannten Maßnahmen strikt einzuhalten, um einer erneuten Infektion vorzubeugen!
Im Internet kursieren einige Tipps zur Behandlung von Krätze mit Hausmitteln, wie Teebaumöl oder Essig zum Abtöten der Parasiten. Diese sind jedoch nicht zur Behandlung von Krätze geeignet. Weder Teebaumöl noch Essig können die Parasiten bekämpfen und eine Ausbreitung verhindern. Diese Mittel führen im schlimmsten Fall lediglich zu zusätzlichen Hautreizungen, tragen jedoch nicht zur Heilung bei. Um die Krätze zu bekämpfen ist in jedem Fall zwingend eine medikamentöse Behandlung notwendig!
Wobei Hausmittel jedoch hilfreich sein können, ist zur Linderung und Bekämpfung des Juckreizes, der oft auch noch nach der Behandlung anhalten kann. Hier können zum Beispiel kalte Wickel helfen. Diese können auch in Kamillentee getränkt sein, dieser hat zusätzlich zu dem kühlenden Effekt auch noch eine entzündungshemmende Wirkung.
Einzelfälle von Krätzemilben sind in Deutschland nicht meldepflichtig, es wird jedoch dazu geraten, diese Information an das Gesundheitsamt weiterzugeben. Die Pflicht, den Befall zu melden, besteht allerdings, wenn es zu einem Ausbruch in Gemeinschaftseinrichtungen kommt. Dazu zählen zum Beispiel:
Wird in diesen Einrichtungen ein Fall mit Krätze bekannt, gilt es umgehend das zuständige Gesundheitsamt zu informieren. Laut Angaben des Robert Koch-Instituts zählt die Krätze zu den verbreiteteren Infektionskrankheiten, auch wenn in Deutschland keine sicheren Zahlen vorliegen, wie häufig die Krätzemilben tatsächlich sind.
Verfasst von Gina Wintrich