90% in Deutschland tragen den Herpes-Erreger in sich
Dr. Alice Martin 01.10.2020
Die wohl bekannteste Herpesinfektion, die durch Herpes-Simplex-Viren ausgelöst wird, ist der Lippenherpes. Dieser wird auch Herpes labialis genannt und wird durch den Virus-Typ I verursacht. Neben dieser Infektion kann auch der Genitalherpes durch Herpes simplex Typ II ausgelöst werden.
Der Herpes kann nach einmaliger Ansteckung wieder auftreten und auch ein regelmäßiger Ausbruch ist möglich.
Die Übertragung der Erreger erfolgt beispielsweise als Tröpfchen- oder Schmierinfektion, über die Schleimhaut oder nach Berührung der infektiösen Bläschen an der betroffenen Stelle. Dabei ist das Ansteckungsrisiko bei einer akuten und sichtbaren Infektion am höchsten.
Erscheinungsmerkmale für die Erkrankung sind Bläschen (auch als Fieberblase bekannt), Schwellungen oder Geschwüre, die meist an den Lippen oder im Genitalbereich auftreten. Zudem können Fieber, Schüttelfrost und, besonders bei Kleinkindern, eine großflächige Infektion im Mund auftreten. Beim erneuten Auftritt der Herpesinfektion kündigt sich diese durch juckende, rote und kribbelnde Hautstellen an.
Die bei der Herpesinfektion auftretenden Bläschen werden durch das Herpesvirus verursacht und wie die meisten viralen Erkrankungen, kann das Virus von Mensch zu Mensch weitergegeben werden. Hierbei handelt es sich um eine Schmierinfektion, das heißt, der infektiöse Inhalt der Bläschen wird durch direkten oder indirekten Kontakt von einer Person auf die nächste übertragen. Das Benutzen desselben Besteckes oder das Trinken aus der gleichen Flasche reichen dabei schon für eine Ansteckung aus. Aber auch bei intimerem Kontakt wie Küssen, Kuscheln oder Geschlechtsverkehr (vor allem relevant für den Herpes genitalis) kann es natürlich zu einer Übertragung des Virus kommen.
Einmal mit dem Virus angesteckt, wird man es dann auch leider nicht mehr los und es verbleibt im Körper. Es wird dabei zwar in der Regel so weit vom Immunsystem in Schach gehalten, dass es keine Symptome verursachen kann, allerdings gibt es bestimmte Trigger, durch die das Virus wieder aktiv werden kann und es so zu einem erneuten Auftreten der nervigen Bläschen kommt. Deshalb haben einige Menschen ihr Leben lang Probleme mit Lippenherpes. Wie oft die Krankheit reaktiviert, ist individuell unterschiedlich, und so können die Einen jahrelang keine Symptome haben, während die Anderen alle paar Wochen unter wiederkehrenden Ausbrüchen leiden.
Zu den Triggern, die solche Ausbrüche verursachen können, zählen:
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Herpes im Lippenbereich ist zwar unangenehm, aber weitestgehend ungefährlich. Eine Ausnahme besteht jedoch beim Herpes im Rahmen der Schwangerschaft. Hierbei empfiehlt es sich, dringend einen Arzt hinzuzuziehen, da die Infektion während der Geburt auf das Neugeborene übertragen werden kann und ausgeprägte Komplikationen entstehen können. Auch eine Infektion am Auge kann eine Verringerung der Sehkraft zur Folge haben, sodass in einem solchen Fall eine ärztliche Begutachtung notwendig ist.
Welche Personengruppe sich allerdings auch vor einer Herpes-Infektion in Acht nehmen sollte, sind Menschen mit einem geschwächten Immunsystem. Denn der Körper dieser Personen kann sich nicht so gut gegen Virusinfektionen wehren wie bei gesunden Menschen und es kann zu einer sogenannten disseminierten Infektion kommen, bei der sich das Virus über die Blutbahn ausbreitet und auch innere Organe wie die Leber oder Lunge befallen werden.
Heilung der Infektion
Grundsätzlich heilt eine akute Herpesinfektion nach ca. 2 Wochen von selbst ab. Nichtsdestotrotz ist es möglich, die Heilung durch spezielle Behandlungen zu unterstützen. Hierzu zählen virushemmende Cremes oder Virustatika (virushemmende Medikamente) in Form von Tabletten oder Infusionen.
Bei einer häufigen, lang anhaltenden Virusinfektion ist es empfehlenswert, einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen. Diese können Medikamente verschreiben (auch über unsere App) und somit können weitere Komplikationen vermieden werden.
Um eine erneute Infektion zu vermeiden, empfehlen wir, den Kontakt mit Virusinfizierten oder infizierten Hautstellen zu vermeiden. Ebenfalls kann eine gesunde Lebensweise eine Reinfektion verhindern. Dazu zählen gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und genug Bewegung. Des Weiteren kann eine schützende Pflege der häufig betroffenen Bereiche hilfreich sein.
Verfasst von Dr. Alice Martin
Dr. med. Alice Martin ist Hautärztin in Weiterbildung und Mitgründerin der Online-Hautarztpraxis dermanostic. Sie ist leidenschaftliche Vermittlerin für dermatologische Themen und deshalb bei dermanostic für die Patientenkommunikation zuständig.