Welche Kleidung sollte man bei Neurodermitis tragen?
Baumwolle, Seide & Co.: Hautfreundliche Materialien im Überblick.
:quality(75))
Madeleine Jandek 06.10.2025
Neurodermitis (atypische Dermatitis) ist eine weit verbreitete chronische Hauterkrankung, die durch entzündliche Hautveränderungen, starken Juckreiz und wiederkehrende Schübe gekennzeichnet ist.
Neben einer genetischen Veranlagung tragen auch zahlreiche äußere Faktoren zur Erkrankung bei**.** Dazu zählen unter anderem Schadstoffe in der Luft, Pollen, chemische Inhaltsstoffe in Pflegeprodukten oder ungeeignete Textilien.
Dr. Alice Martin, Ärztin und Mitgründerin von dermanostic hat für Dich die verschiedensten Textilien genauer unter die Lupe genommen und erklärt Dir, welche Kleidung du tragen und welche Stoffe Du lieber meiden solltest.
Warum ist die Haut bei Neurodermitiker:innen eigentlich so empfindlich?
Die Haut von Menschen mit Neurodermitis ist „doppelt empfindlich“. Zum einen ist die Hautbarriere geschwächt, das heißt, sie schützt nicht mehr so gut vor äußeren Einflüssen. Dadurch kann Feuchtigkeit leichter entweichen und Schadstoffe, Allergene oder Mikroorganismen dringen leichter in die Haut ein. Zum anderen reagiert die Haut überempfindlich auf diese Reize: Sie neigt schneller zu Rötungen, Juckreiz, Entzündungen und Schüben, weil das Immunsystem übermäßig auf die kleinen Reize reagiert.
Worauf sollten die Betroffenen beim Kauf neuer Kleidung achten?
Die Hautpflege steht bei Neurodermitis an erster Stelle – sie sorgt dafür, dass die Haut ausreichend Feuchtigkeit und Schutz erhält. Ergänzend dazu kann die passende Kleidung die Haut vorbeugend schützen, Reibung reduzieren und während eines akuten Schubs entlasten.
Dabei gilt: Die Kleidung sollte die Haut nicht reizen oder kratzen. Grobe Fasern, wie sie häufig in Wolle vorkommen, können Juckreiz und Rötungen verstärken. Auch enge Kleidung, zum Beispiel Unterwäsche, kann durch Reibung unangenehm sein. Achte beim Kauf neuer Kleidungsstücke darauf, dass die Nähte und Ränder nicht reiben und gut verarbeitet sind. Auch auf die Etiketten zu achten ist sinnvoll, denn auch diese können zu einem lästigen Kratzen führen. Entferne diese also am besten vor dem Tragen.
Wie sieht es mit Waschmitteln, Weichspülern oder Färbemitteln aus?
Ein guter Punkt! Denn die chemischen Substanzen in Waschmitteln, Weichspülern oder Textilfarben können die Haut reizen – oft, ohne dass man es direkt merkt. Viele denken dabei an synthetische Kleidung, aber selbst normale Baumwoll-Shirts können problematisch sein, da sie häufig mit solchen Stoffen behandelt werden. Es empfiehlt sich also, auf diverse Prüfsiegel zu achten. Ein gutes Beispiel ist da der „Öko-Tex-Standard 100“. Dieses Siegel garantiert, dass der Stoff zu 100% aus Naturfasern besteht.
Grundsätzlich sollten alle neuen Kleidungsstücke vor dem Tragen gewaschen werden, da hierdurch allergische Reaktionen vermieden werden können.
Welche Stoffe sollte man nun konkret meiden und welche bekommen ein “Go“ von Dir?
Für Menschen mit Neurodermitis eignen sich besonders weiche, atmungsaktive Naturfasern wie Baumwolle, aber auch Seide, die glatt und kühlend auf der Haut liegt. Auch Lyocell mit eingearbeitetem Zinkoxid ist eine gute Wahl: Die Zellulosefasern liegen sanft auf der Haut und das Zinkoxid kann wundheilungsfördernd und entzündungshemmendwirken. Kleidungsstücke mit fein eingearbeitetem Silber mögen auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen, bieten jedoch einen wichtigen Vorteil: Silber wirkt bakterienhemmend und kann insbesondere gegen den Hautkeim Staphylococcus aureus helfen, der bei Neurodermitiker:innen häufig vorkommt.
Weniger geeignet sind hingegen synthetische Stoffe wie Polyester, selbst wenn sie atmungsaktiv sind und deshalb oft für Sportkleidung verwendet werden. Da es sich um synthetische Fasern handelt, kann die Haut empfindlich reagieren, Rötungen, Trockenheit und Juckreiz verstärkt werden. Beim Kauf von Sport- oder Funktionskleidung sollte daher darauf geachtet werden, dass die Materialien atmungsaktiv sind oder Silberbestandteile enthalten, sodass Schweiß entweichen kann und die Haut trocken und kühl bleibt.
Ein kleiner Tipp: Reibe die Naht oder den Stoff einige Male auf Deinem Unterarm und achte darauf, wie Deine Haut reagiert. Rötet sie sich nicht, ist das ein gutes Zeichen, dass der Stoff hautfreundlich ist. Mittlerweile gibt es auch spezielle Kleidung, die besonders gut für Menschen mit Neurodermitis geeignet ist.
Gibt es noch einen Tipp für besonders heiße Tage?
Ich empfehle den Zwiebellook – eine praktische Methode, nicht nur an warmen, sondern auch an kühleren Tagen. Dabei werden mehrere Kleidungsschichten übereinander getragen, sodass Du bei Bedarf einfach eine Schicht ausziehen kannst. So verhinderst Du starkes Schwitzen und einen Wärmestau unter der Kleidung.
Achte darauf, luftige und leichte Kleidung zu wählen, die nicht direkt auf der Haut liegt. Die Stoffe sollten atmungsaktiv sein, damit sich keine hohe Temperatur zwischen Haut und Kleidung entwickelt. Denn eine warme, feuchte Umgebung reizt die Haut, kann Rötungen verstärken und den Juckreiz erhöhen.
Es gilt also: Je weicher, glatter und lockerer – desto hautfreundlicher!
Wir wünschen Dir, dass unsere Tipps Dir helfen, den Alltag mit Neurodermitis beschwerdefreier zu gestalten. Natürlich spielt die passende Hautpflege die größte Rolle. Sollten neue Symptome auftreten, oder solltest Du verunsichert über Dein Befund sein, kannst Du Dich jederzeit per App an unsere Hautfachärzt:innen wenden.
:quality(75))
Verfasst von Madeleine Jandek
Madeleine Jandek ist bei dermanostic im Kommunikations- und Redaktionsteam für den medizinischen Support mitverantwortlich. Sie schließt bald den klinischen Teil ihres Humanmedizinstudiums an der Universität Ulm ab und möchte im Anschluss die Facharztausbildung zur Dermatologin beginnen. Bei dermanostic schreibt sie unter anderem Artikel über alle Themen rund um Haare, Haut und Nägel.
