Definition

Was ist Etanercept?

Etanercept ist ein Medikament aus der Gruppe der Biologika, das zur Behandlung bestimmter Formen von Gelenkentzündungen (Arthritis) und schwerer Psoriasis vulgaris (Schuppenflechte). Etanercept gehört zur letzten Therapiestufe der Schuppenflechte und kommt deshalb erst bzw. nur zum Einsatz, wenn andere Therapien (z.B. mit Glukokortikoiden) zu keiner Verbesserung geführt haben. Bei den Biologika, darunter Etanercept, handelt es sich um stark entzündungshemmende Antikörper. Diese werden in Form von Infusionen oder Injektionen (Spritzen) im Abstand von mehreren Wochen verabreicht. Auch in anderen medizinischen Abteilungen, z.B. zur Behandlung rheumatischer Erkrankungen, findet Etanercept Anwendung.  

Etanercept ist verschreibungspflichtig und auf Rezept in Apotheken erhältlich.

Indikation/Einsatz 

Wann wird Etanercept verschrieben? 

Etanercept wird vor allem zur Behandlung schwerer Psoriasis vulgaris, jedoch auch bei anderen (Haut-)Erkrankungen eingesetzt, genauer:

Struktur und Stoffklasse

Zu welcher Stoffklasse gehört Etanercept?

Etanercept ist ein Biologikum und gehört zu den monoklonalen Antikörpern. Diese werden im Labor hergestellt und sind darauf ausgerichtet, gezielt in Entzündungsprozesse einzugreifen.

Wirkmechanismus

Wie wirkt Etanercept? 

Etanercept ist ein monoklonaler Antikörper, der gegen einen Botenstoff des Immunsystems (Zytokin) mit dem Namen TNF-alpha gerichtet ist. Diese Botenstoffe sind Proteine (Eiweiße), die unser Immunsystem zum Schutz vor Krankheitserregern wie Bakterien oder Viren produziert. Dadurch verhindert und bekämpft der Körper Entzündungen. Bei einigen Krankheiten, darunter auch der Schuppenflechte, kommt es zu jedoch zu einer Entzündung, ohne dass Krankheitserreger vorhanden sind. Die Ursachen dafür sind ungeklärt. Bei Etanercept handelt es sich um einen künstlich hergestellten Antikörper, der speziell diese Entzündungsreaktionen vermindert. Die Wirkung beruht darauf, dass Etanercept einen wichtigen Botenstoff der Entzündungsreaktion (s. o.) blockiert. 

Nebenwirkungen

Welche unerwünschten Wirkungen können auftreten?

Biologika wie Etanercept sind im Allgemeinen gut verträglich.

Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Infektionen der oberen Atemwege, Pilzinfektionen (Tinea), Follikulitis (Haarbalgentzündung), Kopfschmerz oder Juckreiz. An der Injektionsstelle können auch entzündliche Hautveränderungen / -irritationen, oder blaue Flecken auftreten.

In sehr seltenen Fällen kann es zu Unverträglichkeiten kommen, die bis hin zum allergischen Schock reichen.

Kontraindikationen

Für wen ist Etanercept nicht geeignet?

Grundsätzlich sollte bei allen Patient*innen mit weiteren Erkrankungen eine individuelle Abwägung mit dem behandelnden Arzt erfolgen.

Personen, die überempfindlich oder allergisch auf den Wirkstoff Etanercept oder einen der genannten sonstigen Bestandteile des Medikaments reagieren, sollten es nicht anwenden. Die gleichzeitige Einnahme weiterer Arzneimittel sollte ebenfalls wegen möglicher Wechselwirkungen abgeklärt werden. Die Verabreichung von Etanercept zusammen mit Lebendimpfstoffen sollte vermieden werden. Eine Kombination mit inaktivierten Impfstoffen oder Totimpfstoffen ist hingegen möglich. Bei Störungen oder Erkrankungen des Immunsystems sind eine individuelle ärztliche Rücksprache und gegebenenfalls Voruntersuchungen notwendig.

Bisher liegen bei Schwangeren und Stillenden nur wenige oder sehr begrenzte Erfahrungen vor. Daher sollte vorsichtshalber eine Anwendung von Etanercept während der Schwangerschaft und Stillzeit vermieden werden.

Anwendung und Dosierung

Wie wird Etanercept angewendet? 

Etanercept wird in Spritzenform verabreicht und ist in fertigen Injektionspens für den einfachen Gebrauch Zuhause erhältlich.

Die genaue Dosierung und der Behandlungsplan hängen unter anderem von dem Präparat, dem Schweregrad der Hautveränderungen und der Verträglichkeit ab. Für die Behandlung der Psoriasis vulgaris können üblicherweise Dosierungen von 25-50 mg Etanercept ein bis zwei Mal pro Woche verschrieben werden.

Frauen im gebärfähigen Alter sollten während und bis 3 Wochen nach der Therapie mit Etanercept auf eine sichere Empfängnisverhütung achten.

Wichtige Hinweise & Gut zu wissen

Das gilt es zu beachten:

Es gibt in der Leitlinie zur Therapie der Psoriasis verschiedene Behandlungsstufen. Bei einer leichten Plaque-Psoriasis sollte mit lokal wirksamen Wirkstoffen – z.B. in Form von Cremes – behandelt werden (z.B. Kortikoide, Vitamin D-Analoga, Dithranol). Wenn dies zu keiner anhaltenden Besserung führt, bzw. bei einer mittelschweren bis schweren Form der Psoriasis, gibt es systemisch wirksame konventionelle Therapien, die das Immunsystem unterdrücken und sowohl in- als auch off-label verabreicht werden können (Methotrexat, Fumarsäureester, Retinoide, Ciclosporin) oder systemisch wirksame Biologika (Risankizumab, Adalimumab, Brodalumab, Certolizumab, Guselkumab, Ixekizumab, Secukinumab, Tildrakizumab). Biologika wirken wie oben beschrieben an spezifischen Stellen im Entzündungsprozess und unterdrücken nicht das gesamte Immunsystem.

Weiterführende Informationen:

Abbvie: Erscheinungsfreie Haut bei Schuppenflechte erreichen

Abbvie: Psoriasis: Therapie

Lisa Henkel

Verfasst von Lisa Henkel

Lisa Henkel ist Medizinstudentin im klinischen Abschnitt und unterstützt als Co-Autorin die fachliche Redaktion bei dermanostic. Dabei verantwortet sie das Wirkstofflexikon und kleine Fachartikel zu Hauterkrankungen

Literatur und Einzelnachweise

  1. Gelbe Liste:
    Etanercept (25.12.2023) | Abgerufen am 25. Dezember 2023 von www.gelbe-liste.de
  2. Deutsche Dermatologische Gesellschaft e.V. (DDG):
    Therapie der Psoriasis vulgaris (25.01.2024) | Abgerufen am von www.awmf.org