Johanna Vogel 02.02.2022
Gesundheitskommunikation ist ein häufig verwendeter Begriff, der je nach Fachrichtung unterschiedlich definiert wird. Zum Beispiel versteht ein Mediziner unter dem Begriff „Gesundheit“ etwas anderes als ein Gesellschaftswissenschaftler. So kann Gesundheit zum Beispiel die individuelle Verfassung eines Einzelnen beschreiben oder aber auch ein komplexes System, zu dem sowohl der einzelne Kranke als auch Krankenhäuser und die Gesundheitspolitik gehören. Gleiches gilt für den Begriff „Kommunikation“. Als Kommunikation wird im Alltag vornehmlich der verbale Austausch bezeichnet. Andere Definitionen wiederum beschreiben jedes Handeln als kommunikativen Akt (z.B. der theoretische Ansatz des Philosophen und Soziologen Jürgen Habermas) [1].
„Gesundheitskommunikation“ beschreibt die Vermittlung und den Austausch von Wissen, Meinungen und Gefühlen zwischen Menschen, die an Fragen von Gesundheit und Krankheit und öffentlicher Gesundheitspolitik interessiert sind. Diese können auch in den gesundheitlichen Versorgungsprozess miteinbezogen sein. [2]. Dabei kann Gesundheitskommunikation sowohl innerhalb der direkt-personalen Kommunikation (z.B. der Arzt-Patienten-Kommunikation) stattfinden, aber auch Teil massenmedialer oder öffentlicher Kommunikation sein. Zur öffentlichen Gesundheitskommunikation gehören beispielsweise die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen, die Stellungnahme des Gesundheitsministeriums oder ein Blogartikel über „Digitale Gesundheit“.
Ursprünglich stammt der Begriff von der englischen Bezeichnung „Health Communication“. Damit wurden das Gesundheitsverhalten der Bevölkerung, die Arzt-Patienten-Kommunikation, die schulische Gesundheitserziehung und gezielte Gesundheitskampagnen beschrieben. Erst später wurde die Bedeutung der Gesundheitskommunikation um die Betrachtung massenmedialer Kommunikation erweitert und somit um gesundheitsbezogene Medieninhalte ergänzt. [3]
Der wohl bekannteste Bereich der Gesundheitskommunikation ist die Arzt-Patienten-Kommunikation. Sie bezeichnet eine nicht-öffentliche, analog oder digital stattfindende Form von Kommunikation. In der Forschung werden dabei verschiedene Aspekte beleuchtet, wie zum Beispiel das Hierarchiegefälle zwischen Arzt und Patient, das Gespräch aus kommunikationswissenschaftlicher Perspektive (gesprächsanalytisch) [4] oder der Einfluss technischer Hilfsmittel. [5] Diese Beispiele zeigen bereits, dass die Gesundheitskommunikation ein interdisziplinäres Forschungsfeld ist.
Auch in der Praxis ist die Gesundheitskommunikation nicht eindeutig von anderen kommunikativen Feldern abzugrenzen. So hat sie – hauptsächlich im Bereich der massenmedialen Kommunikation – Schnittstellen mit der Risikokommunikation und der Wissenschaftskommunikation. [6] Wenn ein Gesundheitsminister Informationen über die Gefahren einer pandemischen Lage veröffentlicht, betreibt er gleichzeitig Gesundheits- und Risikokommunikation. Wenn ein Wissenschaftler, zum Beispiel eine Chemikerin, über eine Studie über gesundheitliche Folgen vom übermäßigen Kontakt mit chemischem Dünger spricht, betreibt er oder sie gleichzeitig Gesundheits-, Risiko- und Wissenschaftskommunikation.
Die Digitalisierung beeinflusst nach und nach alle Bereiche des Lebens, so auch die Gesundheitsbranche. Das wird zum Beispiel anhand neuer Anwendungen, wie der DiGA (Digitale Gesundheitsanwendung) oder der ePA (elektronische Patientenakte) deutlich.
So wird die Gesundheitskommunikation durch telemedizinische Anwendungen immer digitaler. Dabei sind telemedizinische Anwendungen keinesfalls neu. Die bekannteste telemedizinische Behandlung ist die telefonische Beratung, die schon lange praktiziert wird. Übrigens: Der erste telemedizinische Anruf soll Ende des 19. Jahrhunderts von Alexander Graham Bell getätigt worden sein, der das Telefon damals zur Marktreife weiterentwickelte. [7]
Mittlerweile umfassen telemedizinische Anwendungen neben der „normalen“ Telefonie auch die Video-Telefonie und sogar den Austausch via App, der häufig in der Teledermatologie praktiziert wird. Durch die Möglichkeit der Digitalisierung wird die Kommunikation mobil und flexibel. Das schafft für den einzelnen Arzt und den einzelnen Patienten viele Vorteile, so dass u.a. organisatorische Hürden wegfallen. Gesamtgesellschaftlich betrachtet wird der Zugang zu Gesundheitsinformationen und medizinischer Versorgung vereinfacht, was eine signifikante Verbesserung des Gesundheitssystems bedeuten kann.
*In diesem Text haben wir aus Gründen der besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet. Hiermit möchten wir ausdrücklich darauf hinweisen, dass wir uns damit gleichermaßen auf männliche, weibliche und andere Geschlechteridentitäten beziehen.
Verfasst von Johanna Vogel
Johanna Vogel studiert im Master Kommunikationswissenschaft und Germanistik an der Universität Duisburg-Essen. Bei dermanostic arbeitet sie in den Bereichen Presse und Kommunikation. Sie beschäftigt sich vor allem mit den Themen Digitalisierung, eHealth und asynchroner Kommunikation und deren Bedeutung für Arzt und Patienten.