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Alopecia areata: Was steckt hinter dem kreisrunden Haarausfall?

Ursachen, Verlauf und Behandlungsmöglichkeiten im Überblick

Alopecia areata: Was steckt hinter dem kreisrunden Haarausfall?

Lisa Henkel  07.09.2022

Alopecia areata bezeichnet eine Art des Haarausfalls, bei dem es zu kreisrunden, kahlen Stellen auf der Kopfhaut kommt. Die Alopecia areata hat erst kürzlich viel Aufmerksamkeit auf Instagram & Co. bekommen – zu Recht! Denn die Krankheit ist zwar nicht gefährlich, jedoch extrem belastend für Betroffene. Wir beantworten die häufigsten Fragen rund um Alopecia areata: Wie unterscheidet sich Alopecia areata von anderen Formen des Haarausfalls? Kann Alopecia areata geheilt werden? Was hilft – und was nicht?

Wann sprechen wir von Haarausfall und welche Arten gibt es?

Wenn wir von Haarausfall sprechen, sprechen wir in der Regel darüber, dass mehr Haare als gewöhnlich ausfallen. Diese Definition ist wichtig, da wir alle jeden Tag viele Haare verlieren. Erst wenn mehr als 80-100 Haare pro Tag ausfallen, handelt es sich aus medizinischer Sicht um Haarausfall. In der Fachsprache wird Haarausfall auch als Alopezie bezeichnet, wobei verschiedene Formen unterschieden werden.

Die Alopecia areata ist eine Variante des lokalisierten Haarausfalls. Daneben gibt es noch den am verbreitetsten, gleichmäßigen Haarverlust (diffuser Haarausfall/diffuse Alopecie) und den kompletten Haarausfall mit dem Verlust aller Haare (Alopecia universalis).

Alopecia areata – Was? Wer? Wo? Warum?

Was ist Alopecia areata?

Alopecia areata gehört zu den Formen des lokalisierten Haarausfalls. Das bedeutet, dass die Haare nicht gleichmäßig auf der gesamten Kopfhaut ausfallen, sondern in kreisförmigen Arealen. Frauen und Männer sind gleich häufig von der Erkrankung betroffen, vor allem im Kindes- und jungen Erwachsenenalter. In den meisten Fällen ist „nur“ die Kopfhaut betroffen. Der Haarausfall kann jedoch prinzipiell am ganzen Körper auftreten. Die Alopecia areata selbst verursacht abgesehen von dem Haarausfall keine weiteren Hautreaktionen wie Juckreiz oder Schuppung.

Warum kommt es zu Alopecia areata?

Bei der Alopecia areata handelt es sich (wahrscheinlich) um eine Autoimmunerkrankung.  Dabei spielt das Immunsystem die entscheidende Rolle bei der Entstehung. Durch eine Immunreaktion gegen die eigenen Haare wird das Haarwachstum gestört und der Haarausfall verursacht. Immer, wenn sich das Immunsystem bzw. der Körper gegen sich selbst richtet, spricht man von einer Autoimmunkrankheit oder Autoimmunreaktion. Weitere Autoimmunerkrankungen sind z.B. Diabetes Typ 1, die Weißfleckenkrankheit (Vitiligo) oder bestimmte Störungen der Schilddrüse. Es ist bekannt, dass Personen mit Alopecia areata vergleichsweise häufiger an weiteren Autoimmunerkrankungen wie diesen leiden. Es ist daher sinnvoll, weitere Krankheiten abzuklären, wenn eine Alopecia areata festgestellt wird.

Es handelt sich bei der Alopecia areata zwar nicht um eine klassische Erbkrankheit, jedoch ist mittlerweile bekannt, dass es durchaus eine genetische Veranlagung gibt. Die Krankheit kann demnach in Familien gehäuft vorkommen.

Eine wichtige Ergänzung:

Haarausfall kann viele verschiedene Ursachen haben. Deshalb ist es auch möglich, dass der Haarausfall zusätzlich zu der eigentlichen Erkrankung durch weitere Faktoren verstärkt wird. Dazu gehören z.B. Stress oder Nährstoffmangel (z.B. Eisenmangel).

Wie verläuft Alopecia areata?

Die Alopecia areata verläuft bei den meisten Menschen in Schüben. Das bedeutet, dass der Haarausfall nicht dauerhaft, sondern in unregelmäßigen Abständen von wenigen bis vielen Monaten auftritt. Zwischen den Schüben wachsen dann typischerweise kurze Haare nach. Diese fallen jedoch wieder aus, sobald der Haarausfall wiederkommt. Die Schwere der Krankheit bzw. der Schübe kann allerdings sehr unterschiedlich ausgeprägt sein. Einige Betroffene erleben auch nur einen einzigen Schub, nachdem die Krankheit von alleine wieder verschwindet. Andere Betroffene werden hingegen ihr Leben lang von der Krankheit begleitet.

Mithilfe der richtigen Therapie, die unsere Hautfachärzt*innen 24/7 individuell für Dich erstellen, kann die Erkrankung gut behandelt werden. Sende uns einfach 3 Fotos und fülle den Fragebogen aus. Innerhalb von 24 Stunden erhältst Du eine Diagnose und Therapieempfehlung mit Privatrezept.

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Welche Erkrankung wird nicht mit der Alopezia areata in Verbindung gebracht?

a)
Diabetes
b)
Hautkrebs
c)
Vitiligo

Was kann alles hinter Haarausfall stecken?

Haarausfall tritt sehr häufig auf und kann zahlreiche Ursachen haben. In vielen Fällen ist er harmlos und nur vorübergehend. Dann stecken z.B. Stress, ungesunde Ernährung, Infekte wie COVID-19 oder ein hormonelles Ungleichgewicht dahinter. Vor allem bei Frauen kommt es nicht selten während oder nach der Schwangerschaft, in oder um die Wechseljahre oder nach dem Absetzen der Pille zu Haarausfall. Diese Art des Haarausfalls verschwindet dann (langsam) wieder, wenn der Stress abnimmt, notwendige Vitamine ergänzt werden oder sich die Hormone wieder regulieren. Natürlich spielt auch das Alter eine Rolle. Früher oder später gehört Haarausfall zum natürlichen Alterungsprozess dazu. Ob der Haarausfall mit 40 oder 80 Jahren beginnt, ist meist Veranlagung und kann nicht beeinflusst werden, vorausgesetzt, es steckt keine ernsthafte Erkrankung dahinter.

Was HILFT NICHT bei Alopecia areata?

Viele Empfehlungen, Tipps und Hausmittel gegen Haarausfall sind bei der Alopecia areata leider wirkungslos. Das ist wichtig zu wissen, um Betroffene davor zu bewahren, unnötig Zeit und Geld zu verschwenden. Die Störung des Immunsystems, die hinter der Alopecia areata steckt, kann nämlich nicht mit Vitaminen, Pflegeprodukten & Co. behandelt werden.

  • Nahrungsergänzungsmittel (Vitamine, Eisen, Biotin, …)

Nur wenn zusätzlich zur Alopecia areata ein Nährstoffmangel vorliegt, sollte dieser mit Nahrungsergänzungsmitteln behandelt werden. Dadurch kann der Haarausfall eventuell vermindert werden. Eine Blutuntersuchung bei Alopecia areata kann daher durchaus sinnvoll sein, um Mangelerscheinungen aufzudecken. Der Vorteil ist, dass man diese sehr gut und schnell behandeln kann. Zu den häufigsten Nährstoffmangeln gehört der Vitamin-D-Mangel und der Eisenmangel (letzterer vor allem bei Frauen). Wer jedoch Eisen, Biotin oder andere Präparate ohne vorliegenden Mangel einnimmt, wird keine Wirkung feststellen. Grundsätzlich empfehlen wir, die Einnahme jeglicher Nahrungsergänzungsmittel mit einem*r Ärzt*in zu besprechen.

  • Shampoos, Pflegeprodukte & Co.

Leider können spezielle Shampoos und Pflegeprodukte gegen Haarausfall die Alopecia areata nicht behandeln. Im Zweifel kann die Anwendung zu vieler Pflegeprodukte die Kopfhaut sogar reizen und irritieren. Solange Du es nicht übertreibst, kannst Du aber natürlich versuchen, Deine noch vorhandenen Haare gut zu pflegen und gesund zu halten.

Du weißt nicht, welche Pflegeprodukte Du bei Alopecia areata verwenden solltest? Bei dermanostic beraten wir Dich gerne.

  • Haartransplantationen

Eine Haartransplantation ist eine Behandlung, die meist erst in Erwägung gezogen wird, wenn bereits sehr viele Haare ausgefallen sind und nicht mehr nachwachsen. Auch wenn es sich um einen aufwendigen und kostspieligen Eingriff handelt, können die Ergebnisse sehr gut sein  – jedoch nur bei bestimmten Arten des Haarausfalls.

Und hier kommt das große Aber: Haartransplantationen funktionieren bei der Alopecia areata NICHT.

Was HILFT bei Alopecia areata?

Leider kann die Alopecia areata nicht geheilt werden. Dennoch gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die je nach Schwere der Erkrankung gute Ergebnisse zeigen können. Grundsätzlich gilt, dass die Alopecia areata so früh wie möglich behandelt werden sollte. Sind bereits viele oder ein Großteil aller Haare ausgefallen, wird die Behandlung zunehmend schwerer. Auch mit einer erfolgreichen Therapie dauert es gegebenenfalls viele Jahre, bis wieder ausreichend Haare nachgewachsen sind. Bei der Behandlung der Alopecia areata wird versucht, das Immunsystem zu regulieren und den Haarausfall zu stoppen. Das Wachstum neuer Haare wird nicht beschleunigt.

Es gibt verschiedene Therapien, um die Alopecia areata in den Griff zu bekommen. Lass Dir von unseren Hautfachärzt*innen die beste Behandlung für Dich empfehlen.

  • Glukokortikoide

Die Therapie der Alopecia areata wird in den meisten Fällen mit Glukokortikoiden begonnen, die auf der Kopfhaut angewendet werden. Glukokortikoide sind umgangssprachlich auch als „Kortison“ bekannt. Bei korrekter Anwendung sind sie gut verträglich. Lösungen mit Glukokortikoiden wie Prednicarbat oder Triamcinolonacetonid können einfach auf die kahlen Stellen aufgetragen werden. Wenn das keine ausreichende Wirkung zeigt, können die Wirkstoffe auch in die Kopfhaut gespritzt oder in Tabletten eingenommen werden. Unabhängig von der Anwendung ist bei der Behandlung der Alopecia areata immer Geduld gefragt. Erste Ergebnisse bzw. das Nachwachsen neuer Haare ist erst einige Wochen nach Behandlungsbeginn zu sehen. Wird die Therapie gestoppt, kann der Haarausfall jedoch wieder zurückkehren.

Als Alternative zu den Glukokortikoiden stehen noch weitere Präparate zur Auswahl. In schweren Fällen können auch mehrere Medikamente miteinander kombiniert werden. Leider lässt sich im Voraus nicht immer vorhersagen, welche Behandlung die besten Erfolge zeigen wird.

  • PUVA-Therapie

Die PUVA-Therapie ist eine photochemische Behandlung. Dabei wird ein spezieller Wirkstoff auf die Kopfhaut aufgetragen und anschließend mit UV-A-Licht bestrahlt. Durch die gezielte Bestrahlung mit UV-A-Licht kann die Schädigung der Haarfollikel gehemmt werden. Es werden 3-4 Sitzungen pro Woche durchgeführt.

  • Behandlung mit Dipenylcyclopropenon

Die Behandlung mit Dipenylcyclopropenon wird nur von bestimmten Ärzt*innen durchgeführt und nicht zu Hause. Dipenylcyclopropenon wird dann auf die Kopfhaut aufgetragen und verursacht eine leichte allergische Reaktion. Diese ist erwünscht und kann dabei helfen, das Immunsystem zu regulieren.

Unsere abschließende Empfehlung ist – und das ist leichter gesagt als getan – Stress und psychische Belastungen möglichst zu reduzieren. Methoden wie die progressive Muskelentspannung, Yoga oder Meditation können dabei eine Hilfe sein. Immer wieder wird festgestellt, dass Stress einen enormen Einfluss auf Haut und Haare haben kann.

Lisa Henkel

Verfasst von Lisa Henkel

Lisa Henkel ist Medizinstudentin im klinischen Abschnitt und unterstützt als Co-Autorin die fachliche Redaktion bei dermanostic. Dabei verantwortet sie das Wirkstofflexikon und kleine Fachartikel zu Hauterkrankungen