Nagelbettentzündung – Verlauf, Diagnose und Behandlung
Kleine Maßnahmen zu Hause oder die richtige ärztliche Behandlung verhindern, dass es schlimmer wird.
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Medizinische Fachredaktion 31.10.2025
Schon eine winzige Verletzung am Finger- oder Zehennagel reicht oft, damit Bakterien eindringen und Rötung, Schwellung oder Eiter entstehen. Hände und Füße sind gleichermaßen betroffen, und wer denkt, es sei nur eine Kleinigkeit, merkt schnell: Das tut richtig weh! Eine unbehandelte Nagelbettentzündung kann nicht nur unangenehm sein, sondern auch den Alltag einschränken.
Ursachen und Risikofaktoren
Nagelbettentzündungen (Paronychie) entstehen meistens durch winzige Verletzungen rund um den Nagel – oft so klein, dass man sie kaum bemerkt. Ein zu kurz geschnittener Nagel, unsanft zurückgeschobene oder abgeschnittene Nagelhaut oder aggressive Maniküre können schon ausreichen, damit Bakterien, Pilze oder selten auch Viren ins Nagelbett gelangen. Besonders anfällig sind Hände und Füße, die häufig Feuchtigkeit, Reinigungsmitteln, Desinfektionsmitteln oder mechanischem Druck ausgesetzt sind – deshalb sind etwa Pflegepersonal, Friseur:innen, Köch:innen oder Handwerker:innen besonders gefährdet.
Die häufigsten Erreger sind Bakterien wie Staphylokokken und Streptokokken, aber auch Hefepilze (z. B. Candida) oder Herpesviren können die Entzündung auslösen. Normalerweise richten diese Keime auf gesunder Haut keinen Schaden an, doch sobald kleine Wunden oder Risse auftreten, haben sie leichtes Spiel. Auch Menschen mit trockener Haut, Neurodermitis, Diabetes oder geschwächtem Immunsystem sind besonders anfällig.
Symptome und Verlauf
Wenn das Nagelbett entzündet ist, merkt man das sofort: Die Haut um den Nagel wird rot, schwillt an und tut weh. Häufig fühlt sich die Stelle heiß an, und ein pochender Schmerz kann entstehen – das kommt vom Pulsschlag in den kleinen Blutgefäßen des entzündeten Gewebes. Unter dem Nagel oder an den Nagelrändern kann sich Eiter ansammeln, der beim Drücken austreten kann.
Wer eine Nagelbettentzündung ignoriert, riskiert Verformungen des Nagels oder im schlimmsten Fall, dass der Nagel abfällt. Die Entzündung kann sich so stark ausbreiten, dass Finger oder Zehen stark anschwellen und sich kaum bewegen lassen. In schweren Fällen können Sehnen oder sogar Knochen betroffen sein, was sehr schmerzhaft ist. Auch eine Blutvergiftung oder eine Ausbreitung der Entzündung auf die umliegende Haut, eine Wundrose oder auch Erysipel ist möglich.
Akut oder chronisch?
Man unterscheidet bei der Nagelbettentzündung grundsätzlich zwei Formen:
Akute Paronychie
- Entwickelt sich innerhalb weniger Stunden oder Tage
- Meist bakteriell bedingt, besonders durch Staphylococcus
- Symptome sind Rötungen, Schwellungen, Wärme, Druck- und Ruheschmerzen, oft Eiterbildung unter oder neben dem Nagel
- Auslöser sind kleine Verletzungen, aggressive Maniküre, Nägelkauen
Chronische Paronychie
- Hält mehrere Wochen oder Monate an
- Häufig durch Pilze wie Candida, manchmal in Kombination mit Bakterien verursacht
- Symptome sind leicht gerötete, verdickte Nagelhaut, Nagelwachstumsstörungen, dauerhafte Reizung, weniger akuter Schmerz
- Auslöser sind wiederholte Feuchtarbeit, dauerhafte Belastung der Nägel
Egal, ob akut oder chronisch – wer die Symptome frühzeitig erkennt und behandelt, kann Schlimmeres verhindern.
Diagnosestellung
Die Diagnose einer Nagelbettentzündung erfolgt in den meisten Fällen schon durch eine einfache Begutachtung der Nägel und einer Anamnese.
Drei eingesendete Fotos und ein ausgefüllter Fragebogen zu Symptomen mit möglichen Ursachen wie Schnittverletzungen, Quetschungen oder den Kontakt mit Chemikalien reicht meistens als Informationen und das genaue Hinsehen schon aus, um die Entzündung per Foto zu erkennen. Per Behandlung über App kann innerhalb eines Tages eine Behandlung eingeleitet werden.
Sollte doch eine Behandlung vor Ort notwendig sein, sind folgende Diagnoseverfahren sinnvoll:
- Abtasten auf Schmerzen: Zur Beurteilung wie stark das Nagelbett bereits angeschwollen ist
- Abstrich und Kultur: Zur Identifizierung des Erregers (Bakterien oder Pilze) und Bestimmung der passenden Behandlung
- Bluttests: Nur selten notwendig, z. B. bei schweren oder wiederkehrenden Infektionen oder Verdacht auf systemische Ursachen
- Bildgebung: In sehr seltenen Fällen, wenn sich die Infektion tiefer ausbreitet, z. B. Röntgen bei Verdacht auf Knochenbeteiligung
Behandlung und Prognose
Wie schnell eine Nagelbettentzündung heilt, hängt stark davon ab, wie früh mit der Behandlung begonnen wird und wie schwer die Infektion ist. Wird sie ignoriert, kann sich die Entzündung ausbreiten – von der Haut auf die Sehnenscheiden und im schlimmsten Fall bis auf den Knochen. Eine Tendovaginitis (Entzündung der Sehnenscheiden) oder eine Osteomyelitis (Knochenentzündung) ist sehr schmerzhaft und erfordert oft eine längere Therapie.
Bei rechtzeitiger Behandlung heilt eine Nagelbettentzündung meist innerhalb weniger Tage komplett ab. Wichtig ist, dass die entzündete Stelle keinen zusätzlichen Reizstoffen ausgesetzt wird. Bei starken Schmerzen, eingeschränkter Beweglichkeit, Fieber oder geschwollenen Lymphknoten ist eine sofortige fachliche Behandlung notwendig.
Die Behandlung richtet sich nach Art und Schweregrad der Paronychie:
Akute Paronychie
Hausmittel:
- Warme Wasserbäder (3–4 Mal täglich, 10–15 Minuten) können Schwellung und Schmerzen lindern
- Desinfektion der betroffenen Stelle mit milden antiseptischen Lösungen
Medikamentöse Therapie:
- Bei bakterieller Infektion: Antibiotische Salben oder Tabletten, z. B. gegen Staphylococcus Schmerzmittel können begleitend eingenommen werden
Ärztlicher Eingriff:
- Eitrige Ansammlungen werden bei Bedarf fachgerecht geöffnet, um den Eiter zu entfernen
Chronische Paronychie
- Antimykotische Behandlung: Bei Pilzinfektionen: Cremes, Lösungen oder Nagellacke gegen Candida
- Dauerhafte Pflege: Hände trocken halten, Nagelhaut schonend zurückschieben, Feuchtarbeit vermeiden
- Gegebenenfalls Antibiotika: Wenn zusätzlich bakterielle Infektionen vorliegen
Wichtig: Niemals selbst versuchen, Eiter zu öffnen – dadurch könnten Bakterien in tiefere Gewebeschichten gelangen. In den meisten Fällen ist die Hausarztpraxis die erste Anlaufstelle, bei Bedarf erfolgt eine Überweisung zu Dermatolog:innen.
Prävention und Hautpflege
Vorbeugung ist besonders wichtig, um wiederkehrende Nagelbettentzündungen zu vermeiden:
- Sanfte Nagelpflege: Nägel nicht zu kurz schneiden, Nagelhaut vorsichtig behandeln
- Schutz vor Feuchtigkeit: Handschuhe bei Spül-, Reinigungs- oder Gartenarbeiten tragen
- Hände und Füße: Gründlich, aber schonend waschen, Haut anschließend eincremen
- Vermeidung von Nagelkauen und aggressiver Maniküre
- Regelmäßige Kontrolle: Bei ersten Anzeichen von Rötung oder Schwellung sofort reagieren
- Sport: Schwimmbäder oder Fitnessstudios verlangen nach sorgfältiger Hygiene; feuchte Handschuhe oder Socken vermeiden.
Die Nagelbettentzündung ist eine häufige, meist gut behandelbare Erkrankung. Durch frühes Erkennen, angemessene Pflege und gezielte Therapie lassen sich Schmerzen, Komplikationen und chronische Verläufe vermeiden. Sowohl akute als auch chronische Formen können effektiv behandelt werden, wobei die Kombination aus Hygiene, Schutz, medikamentöser Therapie und ärztlicher Betreuung den besten Erfolg bietet. Prävention durch sorgfältige Nagelpflege, Schutz vor Feuchtigkeit und sanfte Behandlung der Nagelhaut ist der Schlüssel, um wiederkehrende Entzündungen zu vermeiden.
Bei stärkeren Schmerzen, Eiterbildung, starker Schwellung oder wenn sich die Entzündung nach ein paar Tagen nicht bessert, solltest Du auf jeden Fall eine Hautarztpraxis aufsuchen. Alternativ kannst Du Dich auch bequem per App an unsere Hautfachärzt:innen wenden – hier bekommst Du innerhalb von 24 Stunden eine Diagnose, eine Therapieempfehlung und bei Bedarf ein Privatrezept.
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Verfasst von Medizinische Fachredaktion
