Für wen kommt eine Haartransplantation in Frage?
Madeleine Jandek 25.05.2022
Haartransplantationen gewinnen immer mehr an Beliebtheit. Es ist eine erfolgsversprechende Methode gegen fortschreitenden Haarausfall. Und die guten Ergebnisse einer Haartransplantation sprechen für sich. Erstaunliche Resultate begeistern immer mehr Menschen. Und wie schön ist es, dass sich Menschen durch eine Haartransplantation besser fühlen können und sich in ihrer Haut lieben lernen. Und obwohl sich schon seit fast 40 Jahren Haartransplantationen in unserer Gesellschaft etabliert haben, ist die individuelle Entscheidung FÜR eine Transplantation für jede*n einzelne*n ein wichtiger Schritt. Wir wollen Dir bei Deiner Entscheidung helfen, indem wir die wichtigsten Fragen rund um das Thema Haartransplantation beantworten.
Nicht bei allen Formen des Haarausfalls ist eine Haartransplantation die beste Wahl! Denn bei Haarausfall können viele verschiedene Ursachen verantwortlich sein, die zunächst abgeklärt werden sollten. Patient*innen, die an erblich bedingten Haarausfall leiden, profitieren am meisten von einer Haartransplantation. Vor allem Männer sind an dieser Art von Haarausfall betroffen. Hier zeigen sich typischerweise als erstes Anzeichen Geheimratsecken, welche sich immer weiter nach hinten ausweiten und im fortgeschrittenen Stadium meist einen "Heiligenschein", auch als "Tonsur" bekannt, hinterlassen. Aber auch Frauen können von erblich bedingtem Haarausfall betroffen sein, obwohl dies deutlich seltener als bei Männern der Fall ist. Merke: Ein kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata) wird durch eine Haartransplantation nicht behandelt. Beim diffusen Haarausfall kann die Entscheidung für oder gegen eine Haartransplantation mit Spezialist*innen abgewogen werden. Falls auch Du einen unklaren Hautbefund oder Haarausfall hast, kannst Du Dich gern an unsere Hautfachärzt*innen aus der digitalen Hautarztpraxis dermanostic per App wenden. Unser Team aus Expert*innen kann Dir eine Diagnosestellung helfen und erstellt Dir einen ausführlichen Arztbrief.
Der erblich bedingte Haarausfall kann auch als androgenetische Alopezie bezeichnet werden. Und hier versteckt sich schon die Ursache des Haarausfalls. Denn vielleicht hast Du schon einmal etwas von den sogenannten "Androgenen" gehört oder könntest sogar ein paar aufzählen? Möglicherweise kommt Dir das allseits bekannte männliche Geschlechtshormon Testosteron in den Sinn. Und genau aus diesem Testosteron entsteht ein weiteres Androgen namens DHT (Dihydrotestosteron). Manche Haarwurzeln reagieren sehr empfindlich auf DHT, teilweise ist auch eine zu hohe Menge an DHT in der Kopfhaut nachzuweisen. Eine zu hohe Konzentration oder eine Überstimulierung des Rezeptors kann folglich zum Haarausfall führen. Moment, Moment… Falls Du Dich jetzt fragst, warum die meisten Männer dann immer noch einen vollen Bart haben oder der Haarkranz immer noch voller Haare ist, kommt hier die Erklärung: Das besondere an unseren Haaren ist, dass nicht jedes Haarfollikel gleich sensibel auf das Androgen DHT reagiert. Die Haare an Bart und Hinterkopf sind dem DHT resistent gegenüber und bleiben von diesem männlichen Geschlechtshormon völlig unbeeindruckt. Merke Dir: Auch wenn unsere Haarfollikel am gesamten Kopf auf den ersten Blick alle gleich aussehen, haben sie je nach Lokalisation andere Eigenschaften! Einige Haare reagieren besonders sensibel auf DHT, andere wiederum nicht. Und ja, auch Frauen haben das Androgen DHT und können ebenso (nur in geringerem Maße) sensibel auf das Hormon reagieren und an Haarausfall leiden.
Der erblich bedingte Haarausfall gilt etwa zwischen dem 30.- 45. Lebensjahr als beendet. Wann jedoch der richtige Zeitpunkt für eine Haartransplantation ist, sollte mit Spezialist*innen abgeklärt werden. Du kannst bei ihnen eine individuelle Haaranalyse durchführen lassen, welche Aufschluss geben kann, wie weit der Haarausfall bei Dir bereits vorangeschritten ist. Aber Achtung: Zu lang sollte man die Entscheidung nicht in die Länge ziehen. Denn mit zunehmendem Alter werden die Haare immer dünner, was ab einem gewissen Alter dazu führen könnte, dass nicht mehr genug Haare im Spenderbereich zur Verfügung stehen. Eine gute Absprache mit Ärzt*innen Deines Vertrauens ist hier unabdingbar. Falls auch Du einen unklaren Hautbefund hast, kannst Du Dich gern an unsere Hautfachärzt*innen aus der digitalen Hautarztpraxis dermanostic per App wenden. Unser Team aus Expert*innen kann Dir eine Diagnosestellung helfen und erstellt Dir einen ausführlichen Arztbrief.
Sobald Du verstanden hast, wie der erblich bedingte Haarausfall verursacht wird, kannst Du Dir sicherlich schon denken, welche Haare als Spenderhaare in Frage kommen. Richtig! Und zwar die Haare, die von dem DHT ganz unbeeindruckt bleiben: Die Haarkranzhaare. Man kann sie vom Hinterkopf entnehmen und an die gewünschte Stelle implantieren. Tatsächlich könnten auch Körperhaare von Brust, Rücken oder auch Bein entnommen werden. Am natürlichsten wird das Ergebnis verständlicherweise, wenn man für die transplantierten Haare Kopfhaare verwendet. Wenn Menschen die Haare an Bart oder Augenbrauen ausfallen, könnte auch hier eine Haartransplantation in Erwägung gezogen werden. Zugegebenermaßen schon eine faszinierende Methode, oder?
Wenn Du Dich mehr über das Thema "Haartransplantation" informierst, wird Dir der Begriff "follikuläre Einheit" früher oder später über den Weg laufen. Bei der Entnahme von Haaren im Spenderbereich gibt es verschiedene Möglichkeiten: Einerseits kann man einen Hautstreifen am Hinterkopf entnehmen. Dabei werden viele Haare auf einmal entnommen. Man präpariert folglich den Hautstreifen, indem man die enthaltenen Haare voneinander trennt und sogenannte “follikuläre Einheiten“ aufbereitet. Ein Transplantat, auch "Graft" genannt, besteht in der Regel aus einem bis vier Haarfollikeln. Anstelle eines ganzen Hautstreifens kann man auch die follikulären Einheiten vom Kopfhaar einzeln entnehmen. Wie Du Dir sicherlich vorstellen kannst, entstehen anstelle einer großen langen Narbe (Entnahme eines Hautstreifens), viele winzig kleine Narben. Die Entnahme vieler kleiner follikulärer Einheiten ist heute meist die bevorzugte Variante, da die kleinen Mikronarben im Gesamtbild kaum auffallen. Die unterschiedliche Größe der follikulären Einheiten kann man sich zunutze machen, da man mithilfe eines “Graft“ mit nur einem Haarfollikel eine besonders natürliche Haarlinie schaffen kann. Beispielsweise beim "auffüllen" von Geheimratsecken. “Grafts“ mit mehreren Haarfollikeln können andererseits flächendeckend eingesetzt werden, um kahle Stellen besonders voluminös wirken zu lassen.
Wenn die Haare entnommen wurden, können Spezialist*innen sich für eine geeignete Implantationstechnik entscheiden. Bei der Implantation werden die entnommenen Haare an einer anderen Kopfstelle wieder "verpflanzt". Meist wird dabei zuvor ein Kanal bzw. eine schmale Öffnung vorbereitet, in welchen/welche das Haar eingeführt werden kann. Und schon nach etwa 10 Tagen kann man davon ausgehen, dass das Haar an der neuen Stelle fest verwachsen ist.
Wie Du Dir schon denken kannst, gibt es hier keine pauschale Antwort. Denn hierbei kommt es ganz auf den Haarbefund an. Bei kleinen Arealen braucht man nur etwa 500 Grafts, manchmal können jedoch auch bis zu 6000 Grafts notwendig sein. In den allermeisten Fällen wird sich die Anzahl der Transplantate zwischen 1500- 3000 Grafts befinden.
Um ein möglichst natürliches Ergebnis zu erzielen, sollten einige wichtige Aspekte eingehalten werden. Vielleicht ist auch auf Dich schon ein verlockendes Angebot in einer großen Klinik im Ausland zugekommen. Und versteht uns nicht falsch: Es gibt durchaus gute Haartransplantations- Kliniken im Ausland. Dennoch muss man vorsichtig sein, da oft Assistent*innen die Haarimplantationen durchführen und eventuell nicht ausreichend bezüglich der ästhetischen Feinheiten geschult wurden. Bei so einem großen körperlichen Eingriff sollte nicht gespart werden. Lass Dich nur von Ärzt*innen operieren, die eine langjährige Erfahrung aufweisen und ausreichend geschulte Asisstet*innen vorweisen können. Eine unnatürliche Haarlinie oder Haare, die falsch in alle Richtungen wachsen, sollten möglichst vermieden werden.
Auf folgende drei Aspekte sollte daher dringend geachtet werden:
Auch wenn’s schwer ist: Nach einer Haartransplantation muss man sich einige Zeit gedulden, bis das endgültige Ergebnis zu sehen ist! Glücklicherweise sind die Wunden nach etwa 10 Tagen schon verheilt, die Krusten fallen ab und ein erster Gesamteindruck wird erstmals sichtbar. Langfristige Ergebnisse sind jedoch erst nach einiger Zeit zu erwarten: Nach etwa einem halben Jahr sind 60-70% des zu erwartenden Ergebnisses sichtbar, und nach ca. einem Jahr kann man dann die neue Haarpracht in Gänze bewundern. "Ganz schön lange", denkst Du Dir nun? Wir stellen Dir eine Option vor, wie man seine Haartransplantation ein wenig kaschieren kann: Die Haartransplantation ohne Rasur.
Eines vorweg: Eine Haartransplantation ohne Rasur ist leider nicht immer möglich. Gerade, wenn der Haarausfall schon weit fortgeschritten ist, sollte eine komplette Rasur in Erwägung gezogen werden. Eine Haartransplantation ohne Rasur kommt dann in Frage, wenn nur kleinere kahle Stellen aufgefüllt werden müssen. Aber auch Frauen mit nur leichtem Haarausfall können von dieser Variante profitieren. Denn hier würde es bei langem Haar sichtlich länger dauern, bis die volle Haarpracht wieder nachgewachsen ist. Jedoch gibt es hierbei einen wichtigen limitierenden Faktor: Ohne Rasur können nicht so viele Transplantate verpflanzt werden. Zudem ist es zeitaufwendiger und in vielen Fällen daher auch kostspieliger. Als guten Mittelweg hat sich auch eine Teilrasur bewährt. Dabei wird dann meistens nur der Spenderbereich rasiert. Auch bei Geheimratsecken bietet sich diese Art der Transplantation gut an.
Ja! Das ist durchaus möglich und wird auch oft in der Praxis umgesetzt. Echt faszinierend, wie man totem Gewebe wieder Leben einflößen kann, oder?
Der Heilungsprozess hat gut begonnen, Du machst Dir keine Sorgen. Und dann kommt der Schreck beim Blick in den Spiegel. Auf der Kopfhaut erscheinen Risse, wo scheinbar die neu transplantierten Härchen fehlen. Falls Du Dich gerade in dieser Situation befindest, wollen wir Dich beruhigen. Es ist kein Grund zur Panik. In den meisten Fällen fehlt es Deiner Kopfhaut lediglich an Feuchtigkeit. Die Risse sind nämlich nur eine vorrübergehende Erscheinung, die aufgrund einer trockenen und spröden Kopfhaut auftritt. Dabei kommt es kurzzeitig zu einer Ausdehnung der Kopfhaut. Trage hierbei mehrmals täglich Bepanthenol auf. Nach 10 Tagen sollten sich die Risse langsam wieder zurückziehen. Falls auch Du einen unklaren Hautbefund hast, kannst Du Dich gern an unsere Hautfachärzt*innen aus der digitalen Hautarztpraxis dermanostic per App wenden. Unser Team aus Expert*innen kann Dir eine Diagnosestellung helfen und erstellt Dir einen ausführlichen Arztbrief.
Hier eine freudige Nachricht: Ein Leben lang. Ja richtig! Einmal gut verpflanzte Haare fallen in der Regel nicht wieder aus. Leider gibt es dennoch keine Garantie, dass kein zweiter Eingriff nötig sein könnte. Denn Areale, von denen man glaubte, sie seien vom genetischen Haarausfall verschont geblieben, können nach einiger Zeit leider noch ausfallen. Hierbei gilt wieder: Lass eine Analyse Deiner Haare bei Spezialist*innen durchführen, die genau beurteilen können, wie weit Dein genetischer Haarausfall bereits vorangeschritten ist. So lässt sich eine optimale Behandlungsstrategie entwickeln.
Die Kosten belaufen sich in Deutschland im Schnitt auf etwa 2500 bis 8000 Euro. Dabei kommt es ganz darauf an, wieviele Transplantate verwendet wurden und welche Zusatzleistungen von Patient*innen noch erwünscht sind. Es gibt daher immer einen individuellen Behandlungspreis. Für eine Haartransplantation ohne Rasur müsste man beispielsweise tiefer in den Geldbeutel greifen. Viele Haartransplantationszentren im Ausland, z.B. Türkei werben mit kostengünstigen Angeboten. Und tatsächlich werden die Leistungen deutlich günstiger angeboten und aufgrund der langjährigen Erfahrung können die meisten Kliniken auch eine wirklich hohe Qualität aufweisen. Achtung! Pass aber hier auf, woran die Kliniken sparen. Wenn am Ende ein nicht erfahrener Assistent die Haare implantiert, sollte der Gang in eine andere Klinik noch einmal überdacht werden. Wir wünschen Dir alles Gute bei Deiner Haartransplantation und dass Du Dich bei Deinem behandelnden Arzt oder Deiner behandelnden Ärztin gut aufgehoben fühlst!
Verfasst von Madeleine Jandek
Madeleine Jandek ist bei dermanostic im Kommunikations- und Redaktionsteam für den medizinischen Support mitverantwortlich. Sie schließt bald den klinischen Teil ihres Humanmedizinstudiums an der Universität Ulm ab und möchte im Anschluss die Facharztausbildung zur Dermatologin beginnen. Bei dermanostic schreibt sie unter anderem Artikel über alle Themen rund um Haare, Haut und Nägel.