Basics der Handpflege: Schutz, Reparatur & Feuchtigkeit
Lisa Henkel 24.10.2022
Unsere Hände erleben tagtäglich hunderte, gar tausende Berührungen und sind enormen Beanspruchen ausgesetzt. Genau deshalb brauchen sie besonderen Schutz und Pflege, um dem Alltag und Beruf standzuhalten. Dazu garantieren gepflegte und geschmeidige Hände ein ansprechendes und attraktives Auftreten.
Zähne putzen, Gesichtsreinigung, Serum, Tagescreme, Sonnenschutz, Handpflege, … – Handpflege?! Rund um das Thema Hautpflege bekommt für viele wohl eher die Gesichtspflege, gefolgt von der Körperpflege, die größte Aufmerksamkeit. Bei den meisten von uns präsentiert sich beim Blick in den Badezimmerschrank eine dementsprechend mehr oder minder große Auswahl an Pflegeprodukten. Die Handpflege hingegen wird gerne außer Acht gelassen. Erst, wenn die Hände schon vor Trockenheit spannen und jucken, wird von vielen im letzten Moment die Handcreme hervorgekramt.
Doch warum eigentlich wird die Handpflege so nachlässig behandelt?
Bei näherem Hinsehen sind unsere Hände praktisch unser wichtigster Alltagsgegenstand. Da wäre es doch nur logisch, ihnen aus diesem Grund umso mehr Zuwendung zu schenken. Nicht zuletzt sind die Folge von vernachlässigten Händen nicht nur ein unangenehmes Hautgefühl mit Trockenheit, Spannungsgefühl und Juckreiz, sondern unter Umständen auch Hautausschläge und Ekzeme. Ein Handekzem wiederum ist nicht mit einem Mal Eincremen abgetan und erfordert stattdessen in vielen Fällen eine medizinische Behandlung.
Wusstest Du, dass das Handekzem zu den häufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit und zu den Top-Berufskrankheiten zählt?
Die Liste der Berufe und Arbeitstätigkeiten, die mit einer Belastung der Hände einhergehen, ist quasi endlos. Dazu gehört an erster Stelle der Kontakt mit Materialien, Substanzen und (Schad-)Stoffen, die die Hautbarriere reizen und auf Dauer schädigen. Betroffene Berufsgruppen sind u. a. Friseur*innen, medizinisches Personal (Ärzt*innen, Pfleger*innen, …), Handwerker*innen und Personal im Labor- und Chemiebetrieb. Der tägliche Kontakt zu beispielsweise Desinfektions- oder Färbemitteln endet – ohne entsprechende Pflege – nicht selten in einem Handekzem. Ist es einmal so weit, kann der Beruf in vielen Fällen vorübergehend nicht ausgeübt werden. Ein Handekzem kann schlussendlich jede*n (be-)treffen. Spätestens in der Corona-Pandemie durften wir lernen, wie sich die Hände nach der hundertsten Handdesinfektion anfühlen …
Wirf nun einen Blick auf Deine Handinnenflächen. Fällt Dir etwas auf? Die Haut der Handinnenflächen weist nämlich eine Besonderheit auf, die sie vom Großteil der restlichen Haut unterscheidet. Noch immer ratlos? Dann frage Dich einmal, was Deine Handinnenflächen mit Deinen Fußsohlen gemeinsam haben. Die Auflösung: Unsere Handinnenflächen und Fußsohlen werden von der sogenannten Leistenhaut bedeckt, wohingegen sich am restlichen Körper die sogenannte Felderhaut befindet. Die Bezeichnung "Leistenhaut" nimmt Bezug auf die charakteristischen Leisten, "Falten“ oder „Linien“, die der Haut ihr Muster verleihen. Dieses bei jedem unterschiedliche Muster bildet den individuell einzigartigen Fingerabdruck. Es erhöht jedoch insbesondere die Griffigkeit. Die Leistenhaut ist außerdem dicker und widerstandsfähiger, um der alltäglichen Belastung standhalten zu können. Im Gegensatz zur Felderhaut fehlen ihr wiederum Haare, Talg- und Duftdrüsen.
Im Grunde verhält sich die Haut der Hände genauso wie unsere restliche Haut. Die Wirkung der aus der Gesichtspflege bekannten Wirkstoffen wie Retinol, Fruchtsäuren (z.B. AHA), Panthenol & Co. lässt sich ebenso auf die Hände übertragen. Wer also großen Wert auf glatte und straffe Hände legt – ja, die Hände bekommen frühe Falten – , kann hier viel Potenzial herausholen im Vergleich zur langweiligen Handcreme. Für strapazierfähige, aber dennoch geschmeidige Hände braucht es jedoch gar keine ausgiebige Handpflegeroutine. Mit wenig Aufwand zu schönen Händen? Mit der richtigen Basispflege ist das überhaupt kein Problem.
Die Haut unserer Hände hat im Grunde genommen drei große Bedürfnisse: Schutz, Reparatur und Feuchtigkeit. Dabei steht an oberster Stelle der Schutz der viel belasteten Haut, denn mit geeigneten Maßnahmen lassen sich bereits im Vorfeld viele Schäden der Haut verhindern. Für anspruchsvolle Haut ist ein gewisses Maß an Pflege jedoch unverzichtbar. Keine Sorge – der Zeitaufwand ist minimal. Mit den richtigen Wirkstoffen und Produkten lässt sich die Handpflege jederzeit, auch nebenbei und unterwegs erledigen. Und das funktioniert auch ohne dass über schmierige und flutschige Hände geflucht werden muss.
Unsere Hände machen im Tagesablauf einiges mit – sei es häufiges Waschen, Reibung, Kontakt zu Spül- und Putzmitteln, Gartenarbeit, trockene Heizungsluft im Winter oder der berufsbedingte Kontakt zu Schadstoffen. Das alles hinterlässt natürlich Spuren. Den einfachsten Schutz überhaupt erreicht man daher mit Handschuhen. Für die Hausarbeit (Spülen, Putzen, …) eignen sich mehrfach verwendbare Gummihandschuhe, für Garten- oder Handwerksarbeit spezielle Schutzhandschuhe aus festen Materialien. Im Winter schützen Handschuhe aus hautfreundlichen Materialien wie Baumwolle vor der Kälte. Kratzige Wolle und Polyester sind weniger zu empfehlen. Im nächsten Schritt lohnt es sich, einen Blick auf alle Produkte zu werfen, die mit den Händen in Kontakt kommen. Sowohl Spülmittel als auch Putzmittel sind in der Regel in hautfreundlichen Varianten für empfindliche oder allergische Haut erhältlich, wenn Schutzhandschuhe nicht infrage kommen oder nicht immer zur Hand sind. Bei der Auswahl der Handseife darf noch etwas näher auf die Inhaltsstoffe geachtet werden. Wir empfehlen pH-neutrale Reinigungsmittel ohne Duftstoffe oder Parfüm. Hier lohnt sich manchmal der Blick in die Babyabteilung. Auch bei Desinfektionsmitteln gibt es Unterschiede. Bei häufiger Anwendung lohnt sich ein rückfettendes Desinfektionsmittel ohne Parfüm oder Duft. Solch ein medizinisches Desinfektionsmittel aus der Apotheke ist zwar weniger aufregend als Desinfektionsgele verschiedener Duftrichtungen aus der Drogerie, erfüllt jedoch ebenfalls seinen Zweck. Wer im Beruf mit Desinfektionsmitteln in Kontakt kommt, kann bei wiederkehrenden Problemen mit Hautreaktionen in der Regel auch den Arbeitgeber um die Bereitstellung hautfreundlicher Produkte bitten. Ein weiterer Punkt, der bei den Händen oft vergessen wird, ist der Sonnenschutz. Dabei sind unsere Hände ständig der Sonnenstrahlung (das ganze Jahr über) ausgesetzt. Weil stärkere Sonnenstrahlung die Haut austrocknen kann, kann eine Handcreme mit UV-Schutz oder die Verwendung einer einfachen Sonnencreme ebenfalls vor Trockenheit schützen.
Trockene Haut muss mit Feuchtigkeit versorgt werden. Dazu eignen sich Inhaltsstoffe wie Hyaluron oder Panthenol. Der Vorteil dieser Inhaltsstoffe ist, dass sie leicht und schnell einziehend sind. Daher eignen sich feuchtigkeitsspendende Handcremes besonders gut für den Gebrauch unterwegs oder zwischendurch, beispielsweise in der Mittagspause oder in der Bahn. Handcremes, die speziell auf Feuchtigkeit ausgelegt sind, kommen vor allem als leichte Cremes, Gels, Konzentrate oder sogar als Schaum daher. Sobald Öle (z.B. Kokos- oder Mandelöl) oder reichhaltige Stoffe wie Sheabutter am Anfang der Inhaltsstoffe stehen und somit einen größeren Anteil ausmachen, ist eine Creme zunehmend fettig(er) und schwer(er). Wer nicht extra in den Geldbeutel greifen möchte, kann auch feuchtigkeitsspendende Gesichtspflegeprodukte (z.B. ein Hyaluronsäureserum) für die Hände entfremden.
Schnell einziehende Handcreme erkennst Du an Bezeichnungen wie „Konzentrat“, „Schaum“ oder „Gel“ und an Inhaltsstoffen wie Hyaluronsäure oder Panthenol am Anfang der Inhaltsstoffe. Kokosöl, Mandelöl, Sheabutter, Kakaobutter & Co. sind zwar tolle Inhaltsstoffe, besitzen allerdings eine längere Einziehzeit und sind hier deshalb fehl am Platz. In reichhaltigen und intensiven Cremes zur Anwendung am Abend oder über Nacht sind sie wiederum super.
Geschädigte Haut, die bereits mit ersten Zeichen von Juckreiz, Spannungsgefühlen und stark trockener und rissiger Haut einhergeht, benötigt intensive Pflege. Solch reichhaltige Cremes enthalten nährende Wirkstoffe und rückfettende, „gute“ Fettalkohole. Die wahren Retter für eine angegriffene Hautbarriere sind allerdings Ceramide. Ceramide sind ein natürlicher Bestandteil der obersten Schicht der Haut, der Hornschicht. Sie erfüllen eine wichtige Funktion für den Schutz der Haut vor Erregern, Allergenen und Feuchtigkeitsverlust. Fette wie Shea- oder Kakaobutter und fetthaltige Öle wie Kokos- oder Mandelöl sind reich an Lipiden und stärken ebenfalls die Hautbarriere.
Merke: Die Hautbarriere besteht u. a. aus Ceramiden und Lipiden. Zu dessen Stärkung und Reparatur sind diese als Inhaltsstoffe in Handcremes die Lösung. Nachteil der reichhaltigen Cremes ist, dass sie schwer(er) und fettig(er) sind. Wir empfehlen daher die Anwendung am Abend vor dem Schlafen. Für die maximale Portion Pflege kannst Du zusätzlich dünne Baumwollhandschuhe über die eingecremten Hände ziehen.
Bei ausgeprägten Entzündungen, offenen Wunden oder ständig wiederkehrenden Hautreaktionen ist eine medizinische Behandlung unabdingbar. Selbst kleinste, nahezu unsichtbare, Risse der Haut bergen das Risiko, dass Erreger (z.B. Bakterien) in die Haut gelangen und im schlimmsten Fall schwerwiegende Infektionen verursachen. Bei wiederkehrenden Hautekzemen sollte außerdem untersucht werden, ob möglicherweise eine Allergie oder eine Hauterkrankung wie Neurodermitis (atopische Dermatitis) die Ursache ist. Mit einer langfristigen und konsequenten Therapie können die Beschwerden schnell gelindert und es können zukünftiger Ekzeme vorgebeugt werden. Zur Behandlung des Handekzems steht eine breite Auswahl an Präparaten und Wirkstoffen zur Verfügung. Zum Einsatz kommen in erster Linie Cremes oder Salben, jedoch unter Umständen auch Tabletten (vorübergehend) oder Lichttherapie. Ein wichtiger Wirkstoff bei der Therapie des Handekzems sind entzündungshemmende Glukokortikoide, wie z.B. Mometasonfuroat.
Verfasst von Lisa Henkel