Narben - Entstehung, Behandlung und Pflege
Von der Ursache bis zur Pflege: Alles, was du über Narben wissen solltest – und wie moderne Methoden helfen können, ihr Erscheinungsbild zu verbessern.
:quality(75))
Gina Wintrich 17.09.2025
Narben gehören für viele zum Leben dazu – ob nach Operationen, Unfällen, Akne oder anderen Hauterkrankungen. Ihre Entstehung ist ein natürlicher Teil der Wundheilung, doch nicht jede Narbe heilt unauffällig ab. Manche sind kaum sichtbar, andere können körperlich stören oder seelisch belasten. Die gute Nachricht: Es gibt heute viele Möglichkeiten, Narben gezielt zu behandeln und ihr Erscheinungsbild deutlich zu verbessern. In diesem Beitrag erfährst du, wie Narben entstehen, welche Formen es gibt und was Du tun kannst, um deine Haut optimal zu unterstützen.
Wann bekomme ich eine Narbe?
Narben entstehen in der Regel dann, wenn tiefere Hautschichten verletzt werden. Sie sind ein natürlicher Teil der Wundheilung – dabei wird die geschädigte Haut durch weniger elastisches Narbengewebe ersetzt. Wird das kollagene Netzwerk der Haut durch eine Verletzung beschädigt oder zerstört, bildet der Körper Ersatzgewebe (Fibrose) – das sogenannte Narbengewebe.
In diesem neu gebildeten Gewebe ist das Kollagen anders angeordnet: nicht mehr verflochten wie im gesunden Hautgewebe, sondern parallel. Dadurch ist das Narbengewebe deutlich weniger elastisch. Zudem fehlen dort Schweiß- und Talgdrüsen, ebenso wie pigmentbildende Zellen (Melanozyten). Ist das Narbengewebe vollständig gebildet, gilt die Wundheilung in der Regel als abgeschlossen.
Das bedeutet jedoch nicht, dass jede Hautverletzung automatisch eine Narbe hinterlässt. Wird nur die oberste Schicht der Epidermis – also die Oberhaut – verletzt und bleibt die unterste Zellschicht intakt, kann sich die Haut vollständig regenerieren. Dringt die Verletzung jedoch tiefer, etwa bis in die Lederhaut, ist eine Neubildung des ursprünglichen Gewebes nicht mehr möglich – der Körper ersetzt es durch Bindegewebe, und eine Narbe entsteht.
Welche Arten von Narben gibt es?
Je nach Ursache der Hautverletzung können unterschiedliche Arten von Narben entstehen. Generell unterscheidet man hier unreife und reife Narben. Reife Narben sind in der Regel älter als zwei Jahre und der Heilungsprozess ist vollständig abgeschlossen, während die Heilung unreifer Narben noch durch entsprechende Pflege und Behandlung beeinflusst werden und zu einer erfolgreichen Wundheilung beitragen kann. Im Idealfall heilt das Bindegewebe der Narbe so gut ab, dass lediglich eine dünne Linie zurückbleibt, die kaum noch zu sehen ist. Nicht alle Narben verheilen so unauffällig – einige bleiben gut sichtbar oder fühlen sich verändert an. Dabei unterscheidet man vier verschiedene Narbenarten.
- Atrophe Narben: Darunter versteht man eingesunkene Narben auf der Haut. Bei der Wundheilung wurde verhältnismäßig wenig Bindegewebe gebildet, weshalb die betroffenen Stellen tiefer liegen, als die umliegende, unbeschädigte Haut. Optisch sind grübchenartige Vertiefungen zu erkennen. Atrophe Narben entstehen sehr häufig als Folge einer Akne.
- Hypertrophe Narben: Diese kommen besonders häufig vor. Dieser Narbentyp entsteht, anders als die atrophen Narben, durch eine Überproduktion von Bindegewebe. Oft ist hier die Narbe rot, etwas schmerzhaft und zumeist auch mit Juckreiz verbunden. Diese Beschwerden sind auf das Narbengewebe begrenzt und betreffen nicht die gesunde Haut daneben. Gleichzeitig können hypertrophe Narben wulstig sein und über das umliegende Hautgewebe hinaus hervorstehen. Diese Narbenform entsteht häufig an Gelenken oder anderen Stellen, an denen die Verletzung durch viel Bewegung schwerer verheilen kann und oft Spannung ausgesetzt ist.
- Keloide: Wie hypertrophe Narben entstehen auch Keloide durch eine Überproduktion von Bindegewebe. Anders allerdings, als bei den hyperthrophen Narben bildet sich hier das Narbengewebe über das ursprüngliche Verletzungsgebiet hinaus. Man sprich von einer Narbenwucherung. Das Gewebe reagiert sehr empfindlich und oft auch mit Juckreiz verbunden. Diese Narben werden meist sehr fest und stark pigmentiert. Diese Form der Narbenbildung wird oft mit einer Störung des Kollagenstoffwechsels in Verbindung gebracht und tritt häufig bei Verletzungen durch Verbrennung auf. Keloide können sich ohne Behandlung nicht von selbst zurückbilden.
- Kontrakturen: Diese werden auch als sklerotische Narben bezeichnet. Hier zieht sich das gebildete Narbengewebe stark zusammen und verhärtet. Es entstehen stark verwachsene, ungleichmäßige Narben, welche im Extremfall die Beweglichkeit der betroffenen Stellen einschränken können. Narbenkontrakturen entstehen oft nach großflächigen Verletzungen, Verbrennungen oder Entzündungen.
Wie kann man eine Narbe behandeln?
Oft werden Narben von den Betroffenen optisch als störend empfunden. Hinzu kommen teilweise auch funktionelle Einschränkungen durch verhärtete oder schmerzhafte Narben. Aus diesem Grund wünschen sich viele Patient:innen eine Entfernung oder zumindest eine Reduktion der Narben. Die Behandlung von Narben kann auf unterschiedliche Weisen erfolgen. Hier unterscheidet man nicht-invasive, invasive und chirurgische Behandlungen. Mit der richtigen Behandlung für den jeweiligen Narbentyp können auch alte Narben sehr gut behandelt und sichtbar reduziert werden.
Nicht-invasive Behandlungen:
Die frühzeitige Behandlung mit verschiedenen Silikon-Präparaten in Form von Narbensalben, Narbengels, Cremes oder Sprays können die Narbenbildung reduzieren. Diese sollten in kreisenden Bewegungen auf das Narbengewebe aufgetragen werden. Da die Silikone einen wasserundurchlässigen Film bilden, sorgen sie so dafür, dass das Wundmilieu optimal feucht und elastisch bleibt. Auch Narbenpflaster können dabei helfen, die Narben zu minimieren. Diese bestehen aus Polyurethanfolie und sorgen für ein gutes Hautklima.
Invasive Behandlungen:
Zu den invasiven Behandlungen zählen zum Beispiel die Dermabrasion, das Microneedling oder eine Laserbehandlung.
- Dermabrasion ist ein mechanisches Abschleifen der Haut mit speziellen Schleifköpfen. Diese Methode eignet sich besonders zur Behandlung kleiner Narben, feiner Falten oder zur Tattooentfernung. Größere oder stark wulstige Narben können damit jedoch nicht effektiv behandelt werden.
- Microneedling wird vor allem bei der Behandlung von Aknenarben oder Dehnungsstreifen empfohlen. Mit einem sogenannten Dermaroller (Narbenroller), der mit scharfen Mikronadeln besetzt ist, wird über die Haut gerollt. Durch die Einstiche entstehen minimale Verletzungen auf der Haut, die zwar keine Narben verursachen, aber auf der Haut Reize auslösen. Durch diese Reize werden im Körper Kollagen und Elastinfasern produziert, wodurch die Narben von innen nach außen aufgefüllt werden und somit die Haut geglättet wird. Diese Methode ist ebenfalls geeignet für die Behandlung von Falten.
- Laserbehandlungen sind zur Behandlung verschiedener Narbentypen oder Dehnungsstreifen geeignet. Mittels des Lasers wird das Narbengewebe pixelartig von der Haut abgetragen. An den Hautstellen, an denen das Gewebe entfernt wurde, bildet sich neues Kollagen, welches die Haut glättet und wodurch die Narben reduziert werden sollen.
Kann man Narben mit Hausmitteln behandeln?
Neben medizinischen Behandlungen können auch Hausmittel die Narbenpflege unterstützen und den Heilungsprozess fördern. Wichtig ist, die Narbe nicht zu reizen – vermeide daher kratzige oder enge Kleidung.
Zwiebelsaft wirkt entzündungshemmend und kann die Narbenbildung positiv beeinflussen. Auch das regelmäßige Eincremen mit Olivenöl oder Ringelblumensalbe pflegt die Haut, vorausgesetzt die Wunde ist vollständig verheilt und keine Allergien bestehen.
Besonders wichtig ist das regelmäßige Eincremen der Narbe. Dabei eignen sich Hausmittel wie Olivenöl oder Ringelblumensalbe – allerdings nur, wenn die Wunde vollständig verheilt ist und keine Allergien vorliegen. Gleichzeitig bietet sich eine sanfte Massage des Narbengewebes an, um die Durchblutung anzuregen und die Elastizität zu verbessern.
Wenn Du wissen möchtest, ob Deine Narbe behandelt oder entfernt werden kann, kannst Du Dich entweder direkt an eine Hautarztpraxis vor Ort wenden – oder die Narbe ganz einfach digital beurteilen lassen. Über unsere App geht das in wenigen Stunden: Du sendest Fotos Deiner Narbe ein, füllst einen kurzen Fragebogen aus und erhältst anschließend einen ausführlichen Arztbrief mit einer fachärztlichen Einschätzung und Empfehlungen zur weiteren Behandlung.
:quality(75))
Verfasst von Gina Wintrich
Gina Wintrich war Mitarbeiterin des Marketing- und Redaktionsteams von dermanostic. Sie studierte Sozialwissenschaften mit dem Schwerpunkt Medien und Kommunikation. Für das dermanostic-Hautmagazin fokussierte sie sich als Co-Autorin auf leicht verständliche medizinische Beiträge.
