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Narben - Entstehung, Behandlung und Pflege

Wodurch Narben entstehen und wie man sie richtig behandelt.

Narben - Entstehung, Behandlung und Pflege

Gina Wintrich   04.11.2021

Operationen, Verletzungen oder Erkrankungen hinterlassen oft sichtbare Spuren auf der Haut - Narben.  Sie betreffen die meisten Menschen im Laufe ihres Lebens. Doch wie entstehen sie eigentlich?

Wann bekomme ich eine Narbe?

Zu einer Entstehung von Narben kommt es in der Regel dann, wenn tiefere Hautschichten verletzt werden. Narben sind ein Teil der Wundheilung, wobei die geschädigte Haut durch weniger elastisches Narbengewebe ersetzt wird. Wird durch eine Verletzung das kollagene Netzwerk der Haut beschädigt oder zerstört, so bildet die Haut eine Art Ersatzgewebe (Fibrose) - Das Narbengewebe. In dem neu gebildeten Narbengewebe ist das Kollagen anders angeordnet als zuvor. Es ist nicht mehr komplett verflochten, sondern parallel angeordnet. Das neue Bindegewebe ist weniger elastisch als die umliegende Haut. Außerdem sind weder Schweiß- noch Talgdrüsen vorhanden. Pigmentbildende Zellen (Melanozyten) sind ebenfalls nicht vorhanden. Mit der Bildung des Narbengewebes ist die Wundheilung in der Regel abgeschlossen.

Dies bedeutet jedoch nicht, dass bei jeder Verletzung der Haut eine frische Narbe entsteht. Wenn nur die obere Schicht der Epidermis, sprich die Oberhaut, verletzt ist und die unterste Schicht der Oberhaut unversehrt bleibt, kann neues Hautgewebe gebildet werden. Ist zusätzlich zur Oberhaut aber auch die zweite Hautschicht beschädigt, so funktioniert diese Art der Wundheilung nicht. Der Körper ersetzt die verletzte Stelle durch Bindegewebe und eine Narbe entsteht.

Welche Arten von Narben gibt es?

Je nach Ursache der Hautverletzung können unterschiedliche Arten von Narben entstehen. Generell unterschiedet man hier unreife und reife Narben. Reife Narben sind in der Regel älter als zwei Jahre und der Heilungsprozess ist vollständig abgeschlossen, während die Heilung unreifer Narben noch durch entsprechende Pflege und Behandlung beeinflusst werden und zu einer erfolgreichen Wundheilung beitragen kann. Im Idealfall heilt das Bindegewebe der Narbe so gut ab, dass lediglich eine dünne Linie zurückbleibt, die nur kaum zu sehen ist. Allerdings gibts es auch Narben, die anders verheilen und deutlicher zu sehen sind. Hier unterscheidet man vier verschiedene Typen:

  • Atrophe Narben: Darunter versteht man eingesunkene Narben auf der Haut. Bei der Wundheilung wurde verhältnismäßig wenig Bindegewebe gebildet, weshalb  die betroffenen Stellen tiefer liegen, als die umliegende, unbeschädigte Haut. Optisch sind grübchenartige Vertiefungen zu erkennen. Atrophe Narben entstehen sehr häufig als Folge einer Akne.
  • Hypertrophe Narben kommen besonders häufig vor. Dieser Narbentyp entsteht, anders als die atrophen Narben, durch eine Überproduktion von Bindegewebe. Oft ist hier die Narbe rot, etwas schmerzhaft und zumeist auch mit Juckreiz verbunden. Diese Beschwerden sind im Normalfall beschränkt auf das Gebiet der verletzten Stelle und breiten sich nicht darüber hinaus aus. Die hypertrophen Narben sind oft etwas wulstig und ragen über das umliegende Hautgewebe hinaus. Diese Narbenform entsteht häufig an Gelenken oder anderen Stellen, an denen die Verletzung durch viel Bewegung schwerer verheilen kann und oft Spannung ausgesetzt ist.
  • Keloide: Wie hypertrophe Narben entstehen auch Keloide durch eine Überproduktion von Bindegewebe. Anders allerdings, als bei den hyperthrophen Narben bildet sich hier das Narbengewebe auch über das ursprüngliche Verletzungsgebiet hinaus. Man sprich von einer Narbenwucherung. Das Gewebe reagiert sehr empfindlich und oft auch mit Juckreiz verbunden. Diese Narben werden meist sehr fest und stark pigmentiert. Diese Form der Narbenbildung wird oft mit einer Störung des Kollagenstoffwechsels in Verbindung gebracht und tritt häufig bei Verletzungen durch Verbrennung auf. Keloide können sich ohne Behandlung nicht von selbst zurückbilden.
  • Kontrakturen: Diese werden auch als sklerotische Narben bezeichnet. Hier zieht sich das gebildete Narbengewebe stark zusammen und verhärtet. Es entstehen stark verwachsene, ungleichmäßige Narben, welche im Extremfall die Beweglichkeit der betroffenen Stellen einschränken. Narbenkontrakturen entstehen oft nach großflächigen Verletzungen, Verbrennungen oder Entzündungen.

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Welche Narbenform findet sich meistens bei Aknenarben?

a)
Hypertrophe Narben
b)
Atrophe Narben
c)
Keloide

Wie kann man eine Narbe behandeln?

Oft werden Narben von den Betroffenen optisch als störend empfunden. Hinzu kommen teilweise auch funktionelle Einschränkungen durch verhärtete oder schmerzhafte Narben. Aus diesem Grund wünschen sich viele Patient*innen eine Entfernung oder zumindest eine Reduktion der Narben. Die Behandlung von Narben kann auf unterschiedliche Weisen erfolgen. Hier unterscheidet man nicht-invasive, invasive und chirurgische Behandlungen. Mit der richtigen Behandlung für den jeweiligen Narbentyp können auch alte Narben sehr gut behandelt und sichtbar reduziert werden.

  • Nicht-invasive Behandlungen: Die frühzeitige Behandlung mit verschiedenen Silikon-Präparaten in Form von Narbensalben, Narbengels, Cremes oder Sprays können die Narbenbildung reduzieren. Diese sollten in kreisenden Bewegungen auf das Narbengewebe aufgetragen werden. Da die Silikone einen wasserundurchlässigen Film bilden, sorgen sie so dafür, dass das Wundmilieu optimal feucht und elastisch bleibt. Auch Narbenpflaster können dabei helfen, die Narben zu minimieren. Diese bestehen aus Polyurethanfolie und sorgen für ein gutes Hautklima.
  • Invasive Behandlungen: Zu den invasiven Behandlungen zählen zum Beispiel die Dermabrasion, das Microneedling oder eine Laserbehandlung.
    • Eine Dermabrasion ist eine Abschleifung der Haut. Hierbei handelt es sich um einen rein mechanischen Vorgang mit speziellen Schleifköpfen für die Haut. Diese Behandlungsmethode ist geeignet für kleine Narben, die Behandlung von feinen Falten oder die Entfernung von Tattoos. Sehr wulstige oder großflächige Narben können mit dieser Methode leider nicht behandelt werden.
    • Microneedling wird vor allem bei der Behandlung von Aknenarben oder Dehnungsstreifen empfohlen. Mit einem sogenannten Dermaroller (Narbenroller), der mit scharfen Mikronadeln besetzt ist, wird über die Haut gerollt. Durch die Einstiche entstehen minimale Verletzungen auf der Haut, die zwar keine Narben verursachen, aber auf der Haut Reize auslösen. Durch diese Reize werden im Körper Kollagen und Elastinfasern produziert, wodurch die Narben von innen nach außen aufgefüllt werden und somit die Haut geglättet wird. Diese Methode ist ebenfalls geeignet für die Behandlung von Falten.
    • Laserbehandlungen sind zur Behandlung verschiedener Narbentypen oder Dehnungsstreifen geeignet. Mittels des Lasers wird das Narbengewebe pixelartig von der Haut abgetragen. An den Hautstellen, an denen das Gewebe entfernt wurde, bildet sich neues Kollagen, welches die Haut glättet und wodurch die Narben reduziert werden sollen.
  • Chirurgische Behandlungen werden nur in seltenen Fällen angewandt oder benötigt. Oft sind glücklicherweise die anderen Verfahren ausreichend um eine Narbe zu behandeln. Bei einer chirurgischen Behandlung wird das Narbengewebe entfernt und es kann eine Hauttransplantation durchgeführt werden. Das ist jedoch nur bei großflächigen oder extrem verwachsenen Narben notwendig.

Kann man Narben mit Hausmitteln behandeln?

Neben den medizinischen Behandlungen gibt es auch einige Hausmittel, die zur Narbenpflege angewandt und zum Heilungsprozess von Narben beitragen können. Zum einen ist es wichtig, keine kratzige oder zu enge Kleidung zu tragen, um das Narbengewebe nicht zusätzlich zu reizen.

Kompressen mit Zwiebelsaft können entzündungshemmend wirken.

Besonders wichtig ist es, die Narbe regelmäßig einzucremen. Hier kann man aus dem eigenen Hausstand Olivenöl oder Ringelblumensalbe verwenden, aber nur, wenn keine Allergien vorhanden sind und die Wunde bereits komplett verheilt ist. Während man die Narbe eincremt, bietet es sich an, dabei eine Massage des Bindegewebes durchzuführen. Das regt die Durchblutung an und fördert die Elastizität.

Gina Wintrich

Verfasst von Gina Wintrich