In Deutschland sind rund 20 Millionen Menschen von einer chronischen Hauterkrankung betroffen.
Dr. Alice Martin 10.07.2023
Rund 20 Millionen Menschen in Deutschland sind von einer chronischen Hauterkrankung wie z.B. Neurodermitis, Psoriasis (Schuppenflechte), oder Akne Inversa betroffen. Die meisten Hauterkrankungen sind dabei nicht nur körperlich, sondern auch emotional belastend und können die sozialen Interaktionen negativ beeinflussen. Im Rahmen der Leitlinientherapie gibt es viele Patient*innen, die keine ausreichende Besserung erfahren oder bestimmte Therapieoptionen aufgrund diverser Umstände nicht durchführen können. Die Studienlage in den letzten Jahren zeigt zunehmend Positivbeispiele in der medizinischen Cannabis-Therapie [1,2]. In diesem Artikel beschäftigen wir uns daher mit dem Potential von medizinischem Cannabis als Behandlungsform bei verschiedenen Hauterkrankungen.
Eine chronische Hauterkrankung ist eine langanhaltende und wiederkehrende Erkrankung der Haut, die typischerweise über einen längeren Zeitraum besteht und oft lebenslang anhält. Solche Erkrankungen können verschiedene Ursachen haben und werden durch eine Vielzahl von Faktoren wie genetische Veranlagung, Umweltfaktoren, Immunreaktionen oder Infektionen beeinflusst. [3] Chronische Hauterkrankungen resultieren im selben Prozess: Eine beschädigte Barrierefunktion mit langwierigem Entzündungsgeschehen in der Haut und teilweise auch in anderen Gewebebereichen.
Zu den häufigsten chronischen Hauterkrankungen zählt Akne, Rosacea, Neurodermitis (atopische Dermatitis), Akne Inversa, Schuppenflechte (Psoriasis), Knötchenflechte (Lichen ruber) und Sarkoidose.
Es gibt viele Therapieoptionen, die teilweise die Ursache oder die Symptome behandeln. Dazu gehören topische (lokale) Behandlungen wie Cortison-haltige oder immunmodulatorische (das Immunsystem beeinflussend) Cremes, Salben oder Lotionen, die direkt auf die betroffene Haut aufgetragen werden. Bei schweren Fällen können systemische Therapien wie oral (Tabletten) eingenommene Medikamente oder Injektionen zum Einsatz kommen, um die Entzündungsreaktionen im Körper zu kontrollieren. Lichttherapien, bei der die Haut mit bestimmten Lichtwellen behandelt wird, können ebenfalls helfen. Ergänzend dazu spielen eine gute Hautpflege, der Einsatz von Feuchtigkeitscremes und die Vermeidung von Auslösern eine wichtige Rolle. In einigen Fällen kann auch die Konsultation eines Dermatologen für eine individuelle Behandlungsstrategie empfehlenswert sein. Einige Therapien verursachen ausgeprägte Nebenwirkungen, andere führen nicht zu den gewünschten Effekten. Die Therapiewahl wird individuell auf die Patient*innen angepasst.
Cannabinoide sind chemische Verbindungen der Cannabis-Pflanze, die antibakterielle, entzündungshemmende, juckreizstillende und schmerzlindernde Eigenschaften besitzen. In der Dermatologie wird Cannabis aufgrund dieser Eigenschaften nun verstärkt eingesetzt. Mehrere Studien und Erfahrungen von Patient*innen zeigen, dass die Behandlung mit medizinischem Cannabis eine vielversprechende Therapieoption für die Behandlung von insbesondere entzündlichen Hauterkrankungen darstellen kann. Eine **Behandlung mit **medizinischem Cannabis kann und die entzündliche Aktivität bei einigen Hauterkrankungen dauerhaft reduzieren und geht häufig mit weniger Nebenwirkungen als andere Medikamente einher [4,5,6]. Es gibt mehrere Anbieter für medizinisches Cannabis. Eine erste Beratung findest Du zum Beispiel hier.
Die Cannabistherapie ist eine erweiterte Option für Patient*innen mit ausgeprägtem chronischen Krankheitsverlauf wo zuvor alle gängigen Standardtherapien erschöpft wurden, die für die Behandlung der spezifischen Erkrankung als üblich gelten. Die Kostenübernahme für eine Cannabistherapie durch die Krankenkasse kommt nur in Frage, wenn die Standardtherapien entweder nicht mehr ausreichend wirksam sind oder nicht vertragen werden können, wobei dies von der Ärztin oder dem Arzt nachvollziehbar begründet werden muss. Eine weitere Voraussetzung ist eine plausible Aussicht auf eine spürbare positive Wirkung auf den Krankheitsverlauf oder schwerwiegende Symptome, wofür zwar keine umfangreichen Studien notwendig sind, jedoch hochwertige wissenschaftliche Daten in angemessenem Maß vorhanden sein müssen. Algeacare bietet eine Lösung, um Patient*innen bei der medizinischen Cannabistherapie zu unterstützen.
“Die Erfahrungen von Ärzten, die auf die Behandlung mit medizinischem Cannabis spezialisiert sind, zeigen, dass es sich um eine häufig sehr effektive Alternative für die ärztliche Behandlung von entzündlichen Hauterkrankungen handelt. Gerade wenn bisherige Therapien nicht ausreichend Linderung brachten, oder starke Nebenwirkungen verursachten, sollte Cannabis aus ärztlicher Sicht in Betracht gezogen werden. Die Einnahme kann per Inhalationsgerät oder auch in flüssiger Form erfolgen.“
Studien:
1. Ständer, S., et al. (2019). Topical cannabinoid agonists. An effective new possibility for treating chronic pruritus. Der Hautarzt, 70(8), 627-632.
2. Rieder, E., et al. (2020). Treatment of atopic dermatitis with cannabinoids: Results of a randomized, placebo-controlled, double‐blind trial. Dermatitis, 31(6), 382-387.
3. American Academy of Dermatology. (2021). Dermatology Glossary. Abgerufen von https://www.aad.org/public/atoz/dermatology-glossary#c
4. Pamplona, F. A., & da Silva, L. R. (2020). Potential Clinical Benefits of CBD-Rich Cannabis Extracts Over Purified CBD in Treatment-Resistant Epilepsy: Observational Data Meta-analysis. Frontiers in Neurology, 11, 1-14.
5. Sulé-Suso, J., et al. (2019). Cannabinoid Deficiency: A clinical phenomena or a bioanalytical Artefact? Journal of Clinical Medicine, 8(9), 1237.
6. Wilkinson, J. D., & Williamson, E. M. (2007). Cannabinoids inhibit human keratinocyte proliferation through a non-CB1/CB2 mechanism and have a potential therapeutic value in the treatment of psoriasis. Journal of Dermatological Science, 45(2), 87-92.
Shao, K., Stewart, C., & Grant-Kels, J. M. (2021). Cannabis and the skin. Clinics in dermatology, 39(5), 784-795. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34785006/
Yeroushalmi, S., et al. (2020). Perceptions and recommendation behaviors of dermatologists for medical cannabis: A pilot survey. Complementary therapies in medicine, 55. https://doi.org/10.1016/j.ctim.2020.102552
Wilkinson, J. D., & Williamson, E. M. (2007). Cannabinoids inhibit human keratinocyte proliferation through a non-CB1/CB2 mechanism and have a potential therapeutic value in the treatment of psoriasis. Journal of dermatological science, 45(2), 87–92. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17157480/
Verfasst von Dr. Alice Martin
Dr. med. Alice Martin ist Hautärztin in Weiterbildung und Mitgründerin der Online-Hautarztpraxis dermanostic. Sie ist leidenschaftliche Vermittlerin für dermatologische Themen und deshalb bei dermanostic für die Patientenkommunikation zuständig.