Borreliose erkennen und richtig behandeln
Madeleine Jandek 08.05.2022
Hier kannst Du alle wichtigen Fakten rund um diese häufige bakterielle Infektionskrankheit erfahren, die durch Zecken übertragen wird. Übrigens: es heißt medizinisch “Zeckenstich” und nicht “Zeckenbiss”.
Oft wird man von einer Zecke eher still und heimlich gestochen. Die Tiere sind winzig und der Stich tut in der Regel nicht weh. Daher können Zeckenstiche leider schnell übersehen werden. Auch wenn nur wenige von ihnen zu Problemen führen, sollte man dennoch wissen, was man im Fall der Fälle tun kann. Denn selbst nach einem kurzen Spaziergang können sich die kleinen Tierchen in der Haut festsetzen. Und das Risiko, von einer Zecke gestochen zu werden, ist gar nicht so gering. Ein guter Schutz ist wichtig, um sich sorgenfrei in der Natur aufhalten zu können. Wir zeigen Dir, wie es geht!
Die Lyme- Borreliose wird in der Regel durch Zecken übertragen. Jedoch sind nicht die Zecken die eigentlichen Übeltäter, sondern schraubenförmige Bakterien mit dem besonderen Namen "Borrelia burgdorferi". Dieser ist auf den Schweizer Bakteriologen Willy Burgdorfer zurückzuführen, der diese Bakterienart entdeckt und auch näher untersucht hat. Aber auch eine Zecke muss sich zunächst mit diesen Bakterien infizieren. Dies geschieht beispielsweise durch Nagetiere oder Füchse. Interessanterweise fügen die Borrelien der Zecke keinen Schaden zu und überleben noch eine lange Zeit im Darm der Zecken. Borrelien können sich jedoch beim Menschen nach einem Stich im Blutkreislauf ausbreiten und selten auch Probleme verursachen. In Deutschland ist vor allem die Zecke “Ixodes ricinus“, auch Gemeiner Holzbock genannt, für die meisten Übertragungen der Borrelien verantwortlich. Wusstest Du, dass manchmal auch Mücken oder Flöhe die gleiche Erkrankung übertragen können? Aber keine Angst: Von Mensch zu Mensch kann man sich nicht mit Borreliose anstecken. Wichtig ist jedoch zu wissen, dass nicht jede Zecke diese Bakterien in sich trägt. Man geht davon aus, dass etwa ein Drittel der Zecken mit diesen Bakterien infiziert sind. Aber nicht jede Infektion muss schließlich zu einer Erkrankung führen. Denn letztendlich führen insgesamt nur 1% aller Zeckenstiche zur Erkrankung. Dennoch können die Symptome ziemlich unangenehm werden, weshalb es sich lohnt, die Borreliose genauer unter die Lupe zu nehmen.
Zecken lieben Wärme. Wenn wir im Sommer in der Sonne Zeit verbringen wollen, werden auch die Zecken Gefallen an diesen warmen Temperaturen finden. Vom Frühling bis in den Herbst sollte man daher auf einen adäquaten Schutz achten. Zecken halten sich besonders gern während der warmen Jahreszeit in hohem Gras und dichten Sträuchern auf. Beim Vorbeigehen bleiben die Zecken an der Haut haften und können sich anschließend mit ihrem Mundwerkzeug oberflächlich in die Haut einbohren. In Nord- sowie Süddeutschland besteht ein Ansteckungsrisiko in allen dicht bewachsenen Gebieten und Wäldern. Grünes Licht jedoch vorweg: Es kann bis zu 24h dauern bis die Bakterien der infizierten Zecke auch in den Blutkreislauf des Menschen gelangen. Nach längerem Saugen ist die Gefahr dementsprechend höher an einer Borreliose zu erkranken. Bei einem Stich musst Du also nicht gleich in Panik verfallen. Trotzdem solltest Du vorsichtig sein und auf ein paar Dinge Acht geben. Du kannst Dich mit Deinen Hautbeschwerden jederzeit gerne an unsere Hautfachärzt*innen von unserer digitalen Hautarztpraxis dermanostic per App wenden. Unsere Expert*innen helfen Dir gern, eine geeignete Therapie für Deine Hautprobleme zu finden.
Falls es doch zu einem Stich gekommen sein sollte, empfehlen wir eine zügige und fachgerechte Entfernung der Zecke. So geht es Schritt für Schritt:
Klingt doch ganz einfach, oder?
Da es leider keinen Impfstoff gegen Borreliose gibt, sollte die Vorbeugung sehr ernst genommen werden. Denn in seltenen Fällen können die Borrelien-Bakterien wirklich unangenehme Beschwerden hervorrufen. Falls auch Du einen unklaren Hautbefund hast, kannst Du Dich gern an unsere Hautfachärzt*innen aus der digitalen Hautarztpraxis dermanostic per App wenden. Unser Team aus Expert*innen kann Dir eine Diagnosestellung helfen und erstellt Dir einen ausführlichen Arztbrief.
Symptome können auftreten, wenn die Zecke übersehen wurde. Selten kann es aber auch zu Beschwerden kommen, selbst wenn die Zecke erfolgreich entfernt werden konnte. Bei etwa der Hälfte der Erkrankten tritt nach einigen Tagen bis Wochen die sogenannte Wanderröte auf (Erythema migrans). Dabei handelt es sich um eine sich ausbreitende ringförmige Rötung, welche vom Stich ringförmig nach außen wandert. Wenn man sich zu Hause nicht sicher ist, ob es sich um Wanderröte oder eine entzündungsbedingte Rötung handelt, empfiehlt es sich die ringförmige Hautrötung einzukreisen. So kannst Du dann beobachten, ob sich der Hautbefund noch weiter ausbreitet. Wenn dies der Fall ist, solltest Du Dich an Ärzt*innen Deines Vertrauens wenden, die die Borrelieninfektion bestätigen könnten. Deine Ärzt*innen werden Dir dann ein Antibiotikum verschreiben (bspw. Doxycyclin), was in der Regel die Borrelien gut und sicher abtöten kann.
Bei den anderen 50% bleibt die Wanderröte aus und es zeigen sich meist erst nach Wochen in einem frühen Krankheitsstadium grippeähnliche Beschwerden mit Fieber, geschwollenen Lymphknoten und chronischer Müdigkeit. Hier solltest Du dann unbedingt ärztliche Hilfe aufsuchen und im Blut nach Antikörpern gegen Borrelien suchen. Weitere frühe Anzeichen können bläulich- rötliche Knötchen am Ohrläppchen, seltener auch an der Brust sein. Diese Hautveränderung bezeichnet man auch als Lymphadenosis cutis benigna. Ein etwas komplizierterer Name. Wichtig ist nur, dass Du Deinen Körper gut beobachtest und bei Auffälligkeiten einen Arzt oder eine Ärztin konsultieren kannst.
Es besteht derzeit keine bundesweite Meldepflicht für die Lyme-Borreliose. Dennoch haben neun Bundesländer eine Meldepflicht nachgewiesener Infektionen eingeführt (Bayern, Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen).
In Deutschland kann die Lyme- Borreliose in den meisten Fällen erfolgreich und rechtzeitig behandelt werden. Leider kann es jedoch in Einzelfällen zu einem schweren Krankheitsverlauf kommen.
Nach Wochen bis Monate kann die Erkrankung in ein zweites Stadium übergehen. Bis zu 10% der Patient*innen leiden dann unter akuter Neuroborreliose. Dabei können nachts brennende Nervenschmerzen auftreten und bestimmte Körperregionen gelähmt sein. Selten kann eine Hirnhaut- sowie Herzentzündung mit Rhythmusstörungen auftreten und die Patient*innen in ihrem Allgemeinzustand stark einschränken.
Monate bis Jahre später können sich auch Symptome des dritten Stadiums zeigen. Eine ernstzunehmende Komplikation im dritten Stadium ist die sogenannte Lyme- Arthritis, wobei geschwollene Gelenke und Schmerzen auftreten können. Aber auch Hautveränderungen, sowie eine chronische Entzündung der Nerven (chronische Neuroborreliose) sind leider Teil dieser bakteriellen Infektionskrankheit. Aber so weit kommt es glücklicherweise nur in den seltensten Fällen. Falls auch Du einen unklaren Hautbefund hast, kannst Du Dich gern an unsere Hautfachärzt*innen aus der digitalen Hautarztpraxis dermanostic per App wenden. Unser Team aus Expert*innen kann Dir bei der Diagnosestellung helfen und erstellt Dir einen ausführlichen Arztbrief inkl. Privatrezept für die Apotheke.
Wir hoffen, dass Du mit unserem Zeckenschutz-Guide die warme Jahreszeit sicher genießen kannst! Dein dermanostic Team!
Verfasst von Madeleine Jandek
Madeleine Jandek ist bei dermanostic im Kommunikations- und Redaktionsteam für den medizinischen Support mitverantwortlich. Sie schließt bald den klinischen Teil ihres Humanmedizinstudiums an der Universität Ulm ab und möchte im Anschluss die Facharztausbildung zur Dermatologin beginnen. Bei dermanostic schreibt sie unter anderem Artikel über alle Themen rund um Haare, Haut und Nägel.