Medicare

Azelainsäure: Was verbirgt sich eigentlich hinter diesem Wirkstoff?

Wirkstoffe verstehen und richtig anwenden

TUEV Logo

Madeleine Jandek 03.08.2022

Die Welt der Hautpflege hat sich verändert: Immer mehr Konsument*innen wollen die Inhaltsstoffe kennen und die Wirkung ihrer Pflegeprodukte verstehen. Während man sich früher auf eine fachkundige Beratung verlassen hat, wollen mehr und mehr bei der Wahl eines Produktes auf ihr eigenes Wissen zurückgreifen. Um optimale Resultate erzielen zu können, sollten also Produkt, Anwendung und Hauttyp möglichst gut aufeinander abgestimmt sein. 
Während im Skincare-Dschungel Retinol oder Vitamin C die ersten Plätze belegen, sind andere Wirkstoffe hingegen eher unbekannt. So auch die Azelainsäure! Wüsstest Du, welche Benefits sie Dir bringen könnte? Wir klären auf und zeigen Dir, ob Azelainsäure auch für Deine Haut in Frage kommen könnte!

Die spannende Entdeckung der Azelainsäure

So manch einer mag es nicht glauben, aber der lästige Schwitzpilz (Kleienflechte) und die Azelainsäure haben einiges gemein. Für diejenigen, denen die Kleienflechte nichts sagt: Es handelt sich hierbei um einen Hautpilz, der sich bevorzugt bei starkem Schwitzen übermäßig stark auf der Haut vermehrt und in der Folge weiße (depigmentierte) Flecken sichtbar werden lässt. Wenn dieser - in der Regel harmlose Befund - nicht rechtzeitig behandelt wird, kann es zu großflächigen weißen Flecken kommen, was für die Betroffenen meist ein eher kosmetisch störendes Problem darstellt. Wie das mit der Azelainsäure zusammenhängt? Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Azelainsäure für die weißen Hautstellen verantwortlich gemacht werden kann: Der Hautpilz (Malessezia furfur) besitzt die raffinierte Eigenschaft, die Säure zu produzieren. Diese hemmt wiederum die sogenannte Tyrosinase, ein Enzym, welches für die Melaninbildung in unserer Haut eine wichtige Rolle spielt. Wird dieses Enzym gehemmt, wird die Pigmentbildung unserer Haut gestört und folglich kann es zur starken Ausbreitung der weißen Hautstellen am gesamten Körper kommen. Wieso diesen bleichenden Effekt nicht auch in der Medizin oder Kosmetik anwenden? Gesagt, getan – Stück für Stück etablierte sich die Azelainsäure in der Skincare-Welt.

Für wen ist Azelainsäure geeignet?

Azelainsäure hat einen Einfluss auf alle Zellen, die einen hyperaktiven Zellstoffwechsel aufweisen. Dieser Wirkstoff führt daher nicht bei allen dunklen Hautflecken zu einer Aufhellung. Die Wirkung beschränkt sich auf Zellen, die eine übermäßig starke Aktivität aufweisen. 
Bei welchen Krankheiten kann nun Azelainsäure helfen?

1)    Rosazea

Beispielsweise könnte Azelainsäure bei einer Rosazea eine gute Behandlungsoption sein. Und das, obwohl Rosazea-Patient*innen eine ausgesprochen empfindliche Haut haben. Sonne oder scharfes Essen können das Hautbild bei einer Rosazea schnell verschlechtern. Die Azelainsäure wird hingegen in der Regel gut vertragen, da dieser Wirkstoff besonders gut für empfindliche Haut geeignet ist. Während andere Säuren (z.B. AHA, BHA, Retinol) häufig zunächst zu Hautirritationen führen können, ist dies bei Azelainsäure eher selten der Fall. Für alle, die eine eher sensitive Haut haben, genau das Richtige.

2)    Akne

Aber auch bei einer Akne kann Azelainsäure angewendet werden. Besonders hilfreich kann es bei den sogenannten postinflammatorischen Hyperpigmentationen sein. Dabei handelt es sich um dunkle Pigmentflecke, die nach einer Entzündung oftmals sehr lange auf der Haut bestehen können. Azelainsäure kann die Abheilung beschleunigen.

3)    Melasma

Für alle Schwangeren und Stillenden eine gute Nachricht! Denn während dieser Zeit tritt besonders häufig ein lästiger Hautbefund in Erscheinung: Die Pigmentstörung namens Melasma. Doch mithilfe der Azelainsäure lässt sich dieser Hautbefund in der Regel gut in den Griff bekommen.

Wie wirkt Azelainsäure?

  1. Azelainsäure wirkt antibakteriell, indem es das Wachstum der Propionibakterien eindämmt. Diese Bakterien spielen nämlich eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Akne. Sie können für die Neubildung von Pusteln und Pickeln mitverantwortlich gemacht werden. Einige Menschen neigen dazu, besonders viele dieser Bakterien auf der Haut zu haben: Mit Azelainsäure kann hier geholfen werden.
  2. Azelainsäure greift jedoch nicht nur die Bakterien an: Es reduziert außerdem die Zellproduktion, indem das schnelle Wachstum unserer Hautzellen (Keratinozyten) reduziert wird. Dadurch kommt es zu einer geringeren Porenverstopfung. Die Haut kann gut atmen, weniger Pickel und Komedonen entstehen.
  3. Antiinflammatorisch: Darunter versteht man eine entzündungshemmende Wirkung Diese kommt beispielsweise einer Akne oder Rosazea zugute.
  4. Und zu guter Letzt: Wie am Anfang erwähnt, hat die Azelainsäure einen aufhellenden Effekt. Was das Besondere daran ist: Unsere gesunden Hautzellen bleiben unberührt, da die Azelainsäure nur unsere hyperaktiven Hautzellen angreift. Also keine Angst, dass Deine Haut wie bei der Kleienflechte komplett weiß wird.

Falls Du Dich jetzt fragen solltest, ob sich Azelainsäure auch bei Altersflecken oder Sonnenflecken eignet, müssen wir Dich leider enttäuschen. Für diese Pigmentflecken kommen jedoch andere Mittel in Frage. Wende Dich doch gern bei Pigmentflecken an unsere  Hautfachärzt*innen in unserer digitalen Hautarztpraxis per dermanostic App.

Welche Konzentration ist die richtige für meine Haut?

Konzentration von 15 bis zu 20 % gelten als besonders wirksam. Produkte unter 15 % sind in der Apotheke freiverkäuflich und finden meist in Kosmetikprodukten Anwendung. Dahingegen sind Produkte über 15 % in der Regel verschreibungspflichtig. Falls Du Dir unsicher sein solltest, ob Azelainsäure für Dich in Frage kommen könnte, kannst Du Dich gern an unsere Hautfachärzt*innen in unserer digitalen Hautarztpraxis per dermanostic App wenden. Unsere Hautexpert*innen können einen auf Deine Hautprobleme abgestimmten Therapieplan erstellen. Dermanostic hilft Dir bei Deinen Hautproblemen!

Madeleine Jandek

Verfasst von Madeleine Jandek

Madeleine Jandek ist bei dermanostic im Kommunikations- und Redaktionsteam für den medizinischen Support mitverantwortlich. Sie schließt bald den klinischen Teil ihres Humanmedizinstudiums an der Universität Ulm ab und möchte im Anschluss die Facharztausbildung zur Dermatologin beginnen. Bei dermanostic schreibt sie unter anderem Artikel über alle Themen rund um Haare, Haut und Nägel.