Medicare

Was steckt hinter trockenen und brüchigen Nägeln im Winter?

Im Handumdrehen starke und gesunde Nägel? Das musst Du wissen!

TUEV Logo

Lisa Henkel 19.11.2022

Der Winter steht vor der Tür und damit auch die Zeit der trockenen Haut, Haare und Nägel. Spätestens jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, die Pflegeroutine anzupassen und den Nägeln eine Extraportion Pflege zu gönnen. Das haben sie sich nach einem Sommer voller Sonnenschein, Chlor- oder Salzwasser und anderen Strapazen verdient. Gesunde, starke und kräftige Nägel können so einfach sein!

Woraus bestehen eigentlich unsere Nägel?

Wenn wir von den Finger- oder Fußnägeln sprechen, ist meist von der sogenannten Nagelplatte die Rede. Die Nagelplatte besteht aus Keratin, das wir umgangssprachlich auch als Horn bezeichnen. Die intuitive Assoziation mit Hornhaut, wie sie vor allem an den Fußsohlen vorkommt, ist vollkommen korrekt. Es handelt sich hierbei nämlich ebenfalls um Keratin bzw. Hornsubstanz. Doch was ist eigentlich Keratin? Keratine sind eine Gruppe von Eiweißen (Proteinen), die besonders stabil und widerstandsfähig sind. Keratin kommt nicht nur in unseren Nägeln vor, sondern bildet auch den Hauptbestandteil der Oberhaut (Epidermis), die als oberste/äußerste Schicht der Haut den ganzen Körper bedeckt. Auch unsere Haare bestehen größtenteils aus Keratin. Das Keratin der Nägel wird von den Keratinozyten in der Nagelmatrix gebildet. Bei der Nagelmatrix handelt es sich um den weiß-milchigen Halbmond am unteren Nagelende, den wir als Nagelmond/Nagelmöndchen (Lunula) bezeichnen. Genau dort findet das eigentliche Nagelwachstum statt. Nur in der Nagelmatrix produzieren die Keratinozyten nämlich das Keratin, bis sie absterben und als tote (funktionslose) Hornzellen die Nagelplatte bilden. Die Nagelplatte ist von Natur aus durchsichtig. Was unter den Nägeln durchschimmert, ist das gut durchblutete Nagelbett. Das Nagelbett ist fest mit der Nagelplatte verwachsen und besteht aus Bindegewebe und feinen Gefäßen.

Wie schnell wachsen gesunde Nägel?

Hast Du Dich schon einmal gefragt, warum Kindern so oft die Nägel geschnitten werden müssen? Unsere Nägel wachsen nicht alle gleich schnell. Neben individuellen Unterschieden spielen auch das Alter und mögliche Erkrankungen oder Mangelzustände (Vitamine, Spurenelemente etc.) eine Rolle. So wachsen die Finger- und Fußnägel im Kindesalter deutlich schneller. Auch unsere Finger- und Fußnägel wachsen unterschiedlich schnell. Es dauert 4-6 Monate für die Erneuerung bzw. das Wachstum eines kompletten Fingernagels. Ein Fußnagel braucht hingegen ganze 12-18 Monate. Im Durchschnitt liegt die gesunde Wachstumsrate der Nägel bei ca. 0,5-1,2 mm pro Woche.

Welche Gründe gibt es für trockene und brüchige Nägel?

Trockene und brüchige Nägel sind eine typische Begleiterscheinung der kalten und trockenen Luft des Winters und ständiger Strapazierung mit Desinfektionsmitteln & Co. Eine starke Brüchigkeit der Nägel wird in der medizinischen Fachsprache auch als Onychorrhexis bezeichnet und tritt in vielen Fällen ohne erkennbare Ursache auf. In diesen Fällen steckt mutmaßlich eine Kombination aus Stress, Infektionen, Veranlagung, Kontakt mit aggressiven oder reizenden Wasch-/Reinigungs-/Desinfektionsmitteln und/oder eventuellen Mängeln an Vitaminen oder Spurenelementen dahinter. Nur vergleichsweise selten sind ernsthafte Erkrankungen für brüchige Nägel verantwortlich. Welche (An-)Zeichen darauf hindeuten können, erfährst Du weiter unten.

Erinnerung: Hände nicht vergessen!

Wer schöne und gesunde Nägel möchte, kommt an den Händen nicht vorbei. Vor allem die Nagelhaut, die dem Nagel aufliegt, neigt bei Trockenheit zu Rissen und Verletzungen. Das Geheimnis schöner und geschmeidiger Hände lüften wir hier: Das Geheimnis gepflegter und geschmeidiger Hände

5 Tipps für schöne, starke Nägel

  1. Gesunde Ernährung: Um Mangelzustände zu vermeiden, ist eine gesunde Ernährung die einfachste Lösung – und bietet neben gesunden Nägeln weitaus mehr Vorteile. Dabei zählt jedoch nicht nur Qualität, sondern auch Quantität. Denn auch eine zu geringe Nahrungsaufnahme (z.B. bei einer Diät) wirkt sich negativ auf das Nagelwachstum auf.
  2. Schutz: Reizende Seifen, Wasch- oder Putzmittel und Reinigungsprodukte schaden nicht nur der Haut, sondern auch den Nägeln. Mit Schutzhandschuhen kannst Du Dich einfach und effektiv schützen.
  3. Pause: Atmen können die Nägel zwar nicht, eine Pause von Nagellack, künstlichen Nägeln & Co. tut ihnen jedoch trotzdem gut. Vor allem aggressives Feilen mit z.B. Nagelfräsern kann die Nagelplatte (zu) stark aufrauen, verletzen und verdünnen.
  4. Hand- und Nagelpflege: Die richtige Handpflege verhindert das schmerzhafte Einreißen der Haut und hält auch die Nagelhaut geschmeidig und elastisch. Das Zurückschieben oder gar Schneiden der empfindlichen Nagelhaut ist weder notwendig noch sinnvoll. Es besteht ein hohes Risiko für Verletzungen und Entzündungen.
  5. Blutuntersuchung: Wenn Pflegemaßnahmen und Schonung keine Besserung bewirken, kann eine Blutabnahme dabei helfen, zugrunde liegende Mängel und/oder Erkrankungen aufzudecken, darunter: Eisenmangel, Biotinmangel, Zinkmangel, Erkrankungen der Schilddrüse, Infektionen, Erkrankungen des Immunsystems.

Nahrungsergänzungsmittel für schöne Nägel: Wundermittel oder Geldverschwendung?

Sind Nahrungsergänzungsergänzungsmittel wirklich der Schlüssel zu gesunden und kräftigen Nägeln? Nein – mit Ausnahmen. Grundsätzlich führt das Schlucken wahlloser Vitamine, Mineralien & Co. erst einmal zu nichts (außer einem leeren Geldbeutel). Besteht nämlich kein Mangel, ist die Einnahme schlichtweg überflüssig. Im Zweifel scheidet der Körper überschüssige Vitamine, die er nicht verwerten kann, nämlich einfach wieder aus. Mehr ist nicht mehr! Eine Überdosierung mit Vitaminen, Mineralien & Co ist zwar selten gefährlich, dennoch führt sie zu mehr Schaden als Nutzen. Das Gegenteil gilt allerdings, wenn bei einer Blutabnahme ein Mangel bestimmter Vitamine oder Spurenelemente festgestellt wurde. In diesem Fall kann die Einnahme der von Deinem Arzt oder Deiner Ärztin empfohlenen Dosis durchaus zu stärkeren Nägeln beitragen. Neigst Du zu dauerhaft trockenen, brüchigen oder splitternden Nägeln, ist eine Blutabnahme eine sinnvolle Untersuchung. Neben Mangelzuständen (z.B. Eisenmangel oder Biotinmangel) gibt es außerdem weitere Ursachen bzw. Krankheiten, die für Nagelveränderungen verantwortlich sein können. Dazu gehören u. a. Infektionen, Autoimmunerkrankungen oder eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose).

Augen auf! Bei diesen Zeichen solltest Du eine*n Ärzt*in aufsuchen

Eine abgebrochene Ecke, ein unangenehmer Riss, eine Verletzung der Nagelhaut – unsere Nägel machen ganz schön viel mit. In den meisten Fällen sind Verletzungen und Veränderungen jedoch halb so wild und kein Grund zur Sorge. Es ist völlig normal, dass die Nägel über die Zeit mal kräftiger, brüchiger, kürzer oder länger sind. Nichtsdestotrotz können Nagelverletzungen oder -veränderungen auftreten, bei denen Vorsicht geboten ist. Denn was viele nicht wissen: Das Nagelbett ist nicht nur mit der Nagelplatte, sondern auch mit der Knochenhaut des Fingerknochens verwachsen. Eine Entzündung des Nagelbettes kann daher, wenn sie übersehen wird, auf den Knochen übergehen … Es ist eben nicht immer „nur der Nagel“! Darüber hinaus gibt es einige (Haut-)Erkrankungen, die sich über Nagelveränderungen bemerkbar machen. Dann hilft eine frühzeitige ärztliche Abklärung bei der Diagnosestellung und Behandlung.

Viele Nagelveränderungen sind vollkommen harmlos und unbedenklich. Ausnahmen bestätigen jedoch die Regel, sodass eine ärztliche Abklärung sinnvoll oder notwendig ist. Hinter einigen Auffälligkeiten und Veränderungen können sich nämlich Erkrankungen verbergen, darunter:

Unsere Hautfachärzt*innen bei dermanostic behandeln Dich komplett online. Sende uns einfach 3 Fotos und fülle den Fragebogen aus. Innerhalb von 24 Stunden erhältst Du eine Diagnose und Therapieempfehlung mit Privatrezept.

Lisa Henkel

Verfasst von Lisa Henkel

Lisa Henkel ist Medizinstudentin im klinischen Abschnitt und unterstützt als Co-Autorin die fachliche Redaktion bei dermanostic. Dabei verantwortet sie das Wirkstofflexikon und kleine Fachartikel zu Hauterkrankungen