Schürfwunden bei Kindern richtig versorgen – so geht’s!
Lisa Henkel 12.12.2022
Ob Schürf-, Schnitt-, Platz- oder Quetschwunde – Wunden stehen im Kindesalter quasi an der Tagesordnung. Glücklicherweise sind die kleinen oder großen Wehwehchen selten gefährlich und erfordern keine medizinische Ausbildung zur Versorgung. Dennoch stellen sich häufige Fragen: Wie reinige ich eine Wunde? Muss jede Wunde desinfiziert werden? Pflaster oder Luft? Was tun, wenn es blutet?
Sei es auf dem Spielplatz, im Kindergarten oder in der Schule – Verletzungen im Kindesalter entstehen überall und jederzeit. Viel häufiger als potenziell gefährliche Platz- oder Bisswunden sind die klassischen Schürfwunden in Folge von Stürzen. Klassisches Beispiel, das wohl den meisten bekannt ist, ist der Sturz vom Fahrrad auf harten Asphalt oder ein banales Stolpern über eine Treppe oder Bordsteinkante. Typische Hautstellen, an denen Schürfwunden entstehen, sind Gesicht (vor allem Kinn oder Stirn), Hände, Knie und Ellenbogen. Je nachdem, wie tief die Haut durch die Reibung mit dem Untergrund verletzt wird, heilen Schürfwunden unterschiedlich schnell ab. Schürfwunden der oberflächlichen Haut, genauer gesagt der Dermis, heilen meist innerhalb weniger Tage ab. Tiefere, blutige Schürfwunden brauchen hingegen etwas Zeit und hinterlassen nicht selten eine Narbe, die auch noch im Erwachsenenalter Erinnerungen weckt. Schließlich kann auch der Ort der Verletzung eine Rolle spielen, da die Durchblutung der Haut nicht am ganzen Körper in gleichem Maße stattfindet und die Wundheilung wiederum davon abhängig ist. Die richtige Versorgung von Wunden unterstützt und beschleunigt nicht nur die Heilung, sondern dient insbesondere dazu, Entzündungen vorzubeugen.
Schürfwunden sind die häufigsten oberflächlichen Verletzungen. Nur selten bluten oder nässen sie, sodass sich verständlicherweise die Frage stellt, ob eine Schürfwunde denn überhaupt gereinigt werden muss. Die Antwort lautet ja. Vor allem bevor die Wunde durch ein Pflaster ö. ä. bedeckt und geschützt wird, empfiehlt sich eine sanfte Reinigung. In den meisten Fällen reichen Wasser oder, falls vorhanden, Natriumchlorid-Lösung (NaCl) 0,9 % (z.B. aus einem Erste-Hilfe-Set). Selbstverständlich können auch spezielle medizinische Produkte zur Wundreinigung, z.B. Octenisept® oder Chlorhexidin, verwendet werden. Für oberflächliche Verletzungen ist dies jedoch nicht zwingend erforderlich. Die Wunde sollte lediglich so weit gereinigt werden, bis sie für das bloße Auge sauber erscheint. Bei stärker verdreckten Wunden mit Steinchen oder Sand ist hierbei besondere Vorsicht geboten. Grundsätzlich sollte jede Wunde so sanft wie möglich gereinigt werden; grobes Rubbeln oder Schrubben sind kontraproduktiv. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass auch die Hände und Finger der versorgenden Person sauber sein sollten. Im Zweifel eignen sich einfache Einmalhandschuhe, um sicherzugehen, dass nicht zusätzlich Keime in die Verletzung gelangen.
Nicht jede Wunde muss desinfiziert werden. Auch wenn eine Desinfektion nicht schadet, besteht kein Grund zur Sorge, wenn ein Desinfektionsmittel nicht griffbereit ist. Oberflächliche, nicht blutende oder nässende Schürfwunden müssen nicht zwangsläufig desinfiziert werden – schaden tut es allerdings in keinem Fall. Eine Ausnahme stellen stark verdreckte Verletzungen dar, wobei diese, wenn eine einfache Reinigung nicht möglich ist, im Zweifel auch ärztlich versorgt werden sollten. Bei bedenklichen tiefen und/oder stark kontaminierten Wunden erfolgt dann auch eine Überprüfung des Tetanus-Impfstatus mit ggf. sofortiger Auffrischung. Deshalb den Impfpass direkt mitnehmen, wenn ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht wird!
Ob ein Pflaster benötigt wird, hängt jeweils von der Wunde ab. Eine blutende und/oder nässende Verletzung sollte in jedem Fall nach der Reinigung mit einem Pflaster oder Verband geschützt werden. Dies ist einerseits aus hygienischen Gründen, z.B. bei Kontakt zu anderen Kindern im Kindergarten, andererseits zum Schutz der Wunde sinnvoll. Auf diesem Wege kann verhindert werden, dass Dreck oder Keime in die Wunde gelangen und eine potenzielle Infektion verursachen. Doch auch harmlose Verletzungen können manchmal von einem Pflaster profitieren. Dies gilt speziell für Verletzungen, die ansonsten ständiger Reibung ausgesetzt sind, die die Wundheilung stören. Darunter fällt z.B. eine Schürfwunde am Knie, die sonst durch scheuernden Jeansstoff irritiert wird. Auch bei Wunden an den Fingern oder Händen ist ein Pflaster empfehlenswert, um in der Anfangsphase der Heilung zu verhindern, dass Seife, Spülmittel oder Nahrungsreste an oder in die Wunde gelangen. Bei der Verwendung von Pflastern sollte unabhängig von der Art der Verletzung regelmäßig die Sauberkeit kontrolliert und das Pflaster ausgewechselt werden. Die Haut sollte zudem nicht zu stark aufweichen. Bei allen Wunden, die weder bluten noch nässen und eine geringe Verschmutzungsgefahr haben, kann jedoch auch auf ein Pflaster verzichtet werden.
Die wichtigste Maßnahme zur Verhinderung einer Infektion ist die korrekte Versorgung einer Verletzung durch Reinigung, ggf. Desinfektion und ggf. dem Schutz durch ein Pflaster. Damit wird das Risiko einer Entzündung bereits stark minimiert. Doch auch nach der Erstversorgung gibt es noch einiges zu beachten. Grundsätzlich gilt: Solange eine Wunde noch offen und nicht durch neue Haut oder eine Kruste bedeckt ist, sollten keine potenziell reizenden Substanzen in die Wunde gelangen. Um dies zu gewährleisten, sollten Wunden beim Duschen geschützt und Baden oder Schwimmbadbesuche bestenfalls gänzlich vermieden werden. Auch Pflegeprodukte, z.B. Bodylotions oder Handcremes, sollten nicht in die Nähe von offenen Verletzungen kommen.
Kinderhaut ist gut durchblutet und heilt in den allermeisten Folgen schnell und ohne Probleme. Eine Notwendigkeit für zusätzliche Maßnahmen der Wundpflege besteht daher nicht. Bei Bedarf können jedoch Wundpflegecremes mit feuchtigkeitsspendenden und beruhigenden Inhaltsstoffen wie Panthenol verwendet werden. Sie eignen sich auch zur Linderung von Spannungsgefühlen oder Juckreiz, die im Laufe der Wundheilung und Erneuerung der Haut manchmal auftreten können. Wichtig ist, dass jegliche Cremes, Salben & Co. erst zur Anwendung kommen dürfen, sobald die Wunde verschlossen und trocken ist. Zur Wundpflege sollten außerdem ausschließlich geeignete Produkte und niemals stark parfümierte, kosmetische Pflegecremes zweckentfremdet werden.
Bei starken oder lang andauernden Blutungen ist ein Arztbesuch anzuraten. Bis zur dortigen Ankunft kann die Blutung gemindert werden, indem Druck auf sie ausgeübt wird. Dazu eignen sich Kompressen oder saubere Tücher. Ist ein Fremdkörper in der Wunde Auslöser für eine Blutung, sollte dieser niemals eigenständig, sondern ausschließlich von einem Arzt oder einer Ärztin entfernt werden. In diesem Fall sollte zügig und ohne Zögern ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden.
Verfasst von Lisa Henkel