Was tun bei Bisswunden?
Wenn Hund oder Katze zu fest zupacken.
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Lisa Henkel 14.11.2025
Wenn es beim Spielen mit unseren vierbeinigen Freunden wild zur Sache geht, können Pfoten, Krallen oder Zähne leicht Spuren hinterlassen. Tierzähne, besonders die spitzen Zähne von Katzen, können tieferes Gewebe erreichen, ohne dass man es sofort bemerkt. Dadurch können Bakterien aus der Mundflora in die Wunde gelangen und Entzündungen verursachen.
Wichtig ist, die Wunde zeitnah zu versorgen, um Infektionen vorzubeugen und die Heilung zu unterstützen. Bei stärkeren oder tiefen Bissverletzungen – vor allem an Händen, Füßen oder im Gesicht – sollte umgehend ärztlicher Rat eingeholt werden.
Warum Bissverletzungen ernst genommen werden sollten
Auch wenn Bisswunden durch Haustiere oft harmlos aussehen, können sie tückisch sein. Selbst kleine, oberflächliche Verletzungen bergen das Risiko, dass Bakterien in tiefere Hautschichten gelangen und dort Entzündungen verursachen.
Eine Bisswunde entsteht meist durch eine Mischung aus Stich-, Quetsch- und Rissverletzungen. Größe und Art der Wunde hängen von der Zahnform und dem Kaudruck des Tieres ab. Front- oder Eckzähne verursachen eher schmale oder punktförmige Verletzungen, unter denen sich jedoch tiefere Wundräume verbergen können. Mahlzähne mit großer Kaufläche führen dagegen oft zu Quetschwunden mit Abschürfungen. Da der Tiermund viele Bakterien enthält, ist jede Bisswunde als verschmutzt und infektionsgefährdet einzustufen – besonders stechende Wunden bergen ein hohes Infektionsrisiko.
Das Infektionsrisiko ist bei Tierbissen generell hoch, da sich in der natürlichen Mundflora von Tieren viele Keime befinden. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um ein gesundes Haustier oder ein Wildtier handelt.
Hundebisse verursachen meist zerfetzte, unregelmäßige Wundränder, während Katzenbisse tief in die Haut eindringen und sich häufig entzünden. Besonders die spitzen Katzenzähne können unbemerkt Muskeln, Sehnen oder sogar Knochen verletzen – was die Wunden oft gefährlicher macht, als sie auf den ersten Blick erscheinen.
Bissverletzungen jeglicher Art gehen nämlich mit einem hohen Infektionsrisiko einher und sind daher keinesfalls vergleichbar mit anderen Wunden, z.B. Schürfwunden.
Gefährliche Bisswunden werden dabei keinesfalls nur durch kranke oder Wildtiere verursacht. Gesunde und gut gepflegte (Haus-)Tiere können gleichermaßen für Entzündungen verantwortlich sein. Tatsächlich spielen Entzündungen, verursacht durch Erreger aus dem Mundraum und Speichel, z.B. Pasteurella, bei den häufigsten Bissverletzungen sogar eine weitaus größere Rolle als die gefürchtete Tollwut. Nichtsdestotrotz ist die Abklärung des Tetanus- und Tollwutrisikos ein fester Bestandteil der ärztlichen Beurteilung und Untersuchung einer Bisswunde.
Der richtige Umgang mit Bisswunden ist entscheidend, um die erfolgreiche Heilung zu gewährleisten und Entzündungen und (Folge-)Schäden zu verhindern.
Hast Du oder jemand aus Deiner Familie eine Bisswunde und bist unsicher, wie schlimm sie ist? Solange keine akute Notfallsituation vorliegt, kannst Du Dich ganz unkompliziert an unsere Hautfachärzt:innen wenden. Über die App erhältst Du innerhalb von maximal 24 Stunden eine Rückmeldung mit ärztlicher Diagnose, Therapieempfehlung und – falls nötig – einem Rezept.
Die wichtigsten Fakten über Tierbissverletzungen
• In Deutschland werden 30.000-50.000 Bissverletzungen pro Jahr gezählt.
• Etwa 60–80 % werden durch Hunde verursacht, meist durch das eigene oder ein bekanntes Tier.
• 20-30 % aller Bisswunden werden durch Katzen verursacht.
• Kinder sind häufiger betroffen, oft im Kopf- und Halsbereich, Erwachsene eher an Armen und Beinen.
• Das Entzündungsrisiko einer Bisswunde liegt bei ca. 10-20 %.
Erste Hilfe bei Bisswunden
Nach einem Tierbiss gilt: Ruhe bewahren und richtig handeln.
1. Reinige die Bisswunde sanft, aber gründlich mit Wasser oder falls vorhanden Seife
2. Decke sie anschließend mit einer sauberen, sterilen Kompresse ab
Nach den Erste-Hilfe-Maßnahmen und der Primärversorgung sollte jede Bissverletzung schnellstmöglich einem Arzt oder einer Ärztin vorgestellt werden. Bei tiefen, stark blutenden oder schlecht zu reinigenden Wunden solltest Du jedoch sofort ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Wann Du besonders aufmerksam sein solltest
Ein erhöhtes Risiko besteht bei Katzenbissen
• Hand- und Fußverletzungen
• Verletzungen im Gesicht
• Verletzungen von Gelenken, Sehnen oder Knochen
• Vorerkrankungen wie z.B. Immunschwäche, Diabetes mellitus, HIV
• Kindern < 2 Jahren
Medizinische Behandlung von Bissverletzungen
Für die Anamnese vor Ort werden folgende Punkte erfasst:
· Tierart und Herkunft (Haustier oder Wildtier)
· Verhalten des Tieres (Aggressivität, Speichelfluss, Tollwutverdacht)
· Dauer der Wunde
· Impfstatus des Patienten (Tetanus, Tollwut)
Im Rahmen der medizinischen Untersuchung wird die Wunde gereinigt, desinfiziert und ihr Ausmaß beurteilt.
Die Untersuchung kann ggf. auch eine Blutabnahme oder die Durchführung von Wundabstrichen umfassen. Je nach Lokalisation, Tiefe und Lage kann sind einige Wunden mit einem Verband ausreichend versorgt oder bedürfen nur einer kleinen Naht.
Bei anderen Wunden kann neben der körperlichen Untersuchung auch eine Bildgebung (z.B. MRT) notwendig sein, um Schäden im Gewebe, an Nerven oder Sehnen auszuschließen.
Speziell bei Verletzungen der Hand, wie sie beim Spielen mit Katzen durch deren spitzen Zähne entstehen können, sind Schäden der Fingersehnen nicht selten. Dann ist in der Regel ein chirurgischer Eingriff erforderlich, damit keine Bewegungseinschränkungen verbleiben.
Bei hohem Infektionsrisiko wird häufig vorsorglich ein Antibiotikum verschrieben, so dass er zu keiner Entzündung kommt.
Infektionen von Tierbissen können sich je nach Erreger besonders rasch entwickeln und fortzuschreiten. Deshalb sollte eine Bissverletzung auch nach der akuten Versorgung und Behandlung bis zur vollständigen Heilung weiterhin beobachtet werden.
Typische Hinweise auf eine (beginnende) Entzündung sind Rötungen, Schwellungen oder ein Wärmegefühl im Wundbereich. Fieber und Schüttelfrost sind bereits Zeichen einer schweren Entzündung oder gar Blutvergiftung (Sepsis), die sofort im Krankenhaus behandelt werden muss.
Tetanus und Tollwut
Bei der ärztlichen Untersuchung einer Bissverletzung werden die Tierart, der Zustand des Tieres (Gesundheitszustand, Impfstatus) und der Impfstatus der verletzten Person erfragt. Mit diesen Informationen kann sowohl das Risiko einer Wundinfektion als auch die Gefahr einer bei oder durch den Biss übertragenen Erkrankung abgeschätzt werden.
Tetanus (Wundstarrkrampf)
Tetanus (Wundstarrkrampf) ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, eine Infektion mit dem Bakterium Clostridium tetani, das über kleine Verletzungen in den Körper gelangt. Die Standard-Impfung bietet sicheren Schutz – Auffrischungen werden alle zehn Jahre empfohlen.
Bei einer Bissverletzung ist immer dann eine (Nachhol-)Impfung notwendig, wenn unbekannter, kein, nur teilweise oder veralteter Impfschutz besteht.
Tollwut
Die Tollwut wird durch Bissverletzungen tollwütiger Tiere hervorgerufen. Tollwut beim Menschen tritt größtenteils im Zusammenhang mit Hundebissen auf, seltener auch durch Füchse, Affen oder Fledermäuse.
Die klassische Tollwut gilt in Deutschland und den meisten Nachbarländern als ausgerottet. Allerdings kommt die endemische Tollwut bei Fledermäusen auch hierzulande noch vereinzelt vor.
Ein wirksamer Schutz ist die Impfung von Haus- und Wildtieren, die in vielen Ländern empfohlen oder sogar verpflichtend ist.
In anderen Regionen, etwa in Asien oder Afrika, ist Tollwut weiterhin verbreitet. Nach Reisen mit Tierkontakt – besonders zu Straßenhunden oder Wildtieren – sollte daher immer eine ärztliche Einschätzung erfolgen. In anderen Regionen oder Ländern, z.B. im asiatischen Raum, ist die Tollwut deutlich verbreiteter als in Deutschland. Vergangene Urlaubsreisen mit Kontakt zu einheimischen Tieren, z.B. Straßentieren, sind daher ebenfalls wichtige Informationen bei der Beurteilung des Tollwutrisikos
Die Krankheit wird durch das Rabiesvirus übertragen, das über den Speichel infizierter Tiere in den Körper gelangt ca. 3-8 Wochen nach Infektion zu den ersten Beschwerden führt. Da Tollwut unbehandelt fast immer tödlich verläuft, ist eine rechtzeitige Impfung nach einem Biss der wichtigste Schutz. In Kombination mit korrekter Wundbehandlung mit Immunprophylaxe kann die Erkrankung verhindert werden.
Hast Du oder jemand aus Deiner Familie eine Bisswunde und bist unsicher, wie schlimm sie ist? Solange keine akute Notfallsituation vorliegt, kannst Du Dich ganz unkompliziert an unsere Hautfachärzt:innen wenden. Über die App erhältst Du innerhalb von maximal 24 Stunden eine Rückmeldung mit ärztlicher Diagnose, Therapieempfehlung und – falls nötig – einem Rezept.
Literatur und Einzelnachweise
- Deutsches Ärzteblatt: Tier- und Menschenbissverletzungen. (2022) | www.aerzteblatt.de
- Deutsches Grünes Kreuz e.V.: Bissverletzungen: kein bisschen harmlos (2017) | www.dgk.de
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Verfasst von Lisa Henkel
